Hohenlimburg. Die Geschichte des Schneidbetriebes Siegfried Boecker handelt von Mut, Entschlossenheit, Pioniergeist und Erfolg.

Hohenlimburg. Mut, Entschlossenheit und Pioniergeist. Tugenden, die in der heutigen Gesellschaft manchmal verschüttet zu sein scheinen oder nicht mehr so deutlich zu Tage treten.

In den 50er und 60er Jahren war das vielfach anders. Oftmals auch aus der Not geboren. Begründet aber auch in einem unerschütterlichen Optimismus einer allgemein herrschenden Aufbruchstimmung, des zart keimenden Pflänzchens eines beginnenden Wirtschaftswunders.

Dieser Optimismus und der Glaube an eine positive Zukunft beflügelte zu Beginn der 60er Jahre Siegfried Boecker. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der ihm den Einsatz im Reichsarbeitsdienst und damit verbunden die Kriegsgefangenschaft bescherte, hatte ihn der Weg zur Hoesch Hohenlimburg AG geführt.

Elf Jahre war er für das damalige Vorzeigeunternehmen tätig gewesen, hatte in dieser Zeit jedoch den Kopf voller Ideen, wie er seine Zukunft gestalten könne. Eine war die Selbstständigkeit.

Heute auf den Tag genau vor fünfzig Jahren setzte er diese um. Er gründete den Schneidbetrieb Siegfried Boecker und handelte von Stund mit Kaltband und Edelstahl. Dabei halfen ihm die Branchenkenntnisse, die er sich zuvor im Bereich der Oberflächenveredlung von Bandstahl erworben hatte.

Auf Schusters Rappen, mit Straßenbahnen und mit Bussen führte Siegfried Boecker der Weg durchs gesamte Bundesgebiet. „Manchmal hatte ich mehr Butterbrote in meiner Aktentasche als Aufträge”, erinnert er sich an eine ebenso spannende wie schwierige Zeit.

Leichter fiel ihm die Akquise von Aufträgen, als er sich einen gebrauchten VW zulegen konnte und somit flexibler war.

Bei Besuch von Industriemessen lernte er neue Kunden kennen. Die wünschten nicht nur 5000 Kilogramm Kaltband oder Edelstahl, sondern auch kleinere Größen. Siegfried Boecker, um gute Ideen niemals verlegen, eröffnete im 2. Stock eines Gebäudes an der Unternahmer Straße einen Schneidbetrieb, in dem er das Material für die Kunden zuschnitt und somit aufbereitete.

Dass ein solcher Betrieb in der heutigen Zeit am damaligen Standort nicht mehr genehmigt würde, lässt ein vielsagendes Lächeln über sein Gesicht huschen.

In dieser Zeit gelang es Siegfried Boecker mit Lothar Teimann einen Mitarbeiter für seine Ideen zu begeistern, der in den Folgejahren maßgeblich zum Aufschwung des Unternehmens beigetragen hat.

So wagten sie bereits im Jahr 1965 den Sprung auf die grüne Wiese zum „Somborn” nach Elsey, wo eine Fabrikationshalle mit moderner Krananlage und Bürotrakt entstand. „Ein Traum wurde damit wahr”, erinnert sich Siegfried Boecker.

Der Aufschwung ging damit zielgerichtet weiter. Mit Heinz Müller konnte ein weiterer qualifizierter Mitarbeiter als Vollzeitkraft hinzugewonnen werden, der zuvor nur nach Feierabend für die Boecker Kaltwalzwerk KG tätig war.

Von Stund' an waren somit sprichwörtlich „aller guten Dinge drei”, sodass die Expansion des Unternehmens kontinuierlich fortgesetzt werden konnte.

1969 wurden drei Kaltwalzgerüste in Betrieb genommen; 1972 kam eine Glüherei und eine Längsteilanlage hinzu und 1983 wurde die Schwesterfirma, die Boecker Handelsgesellschaft gegründet, die heute Boecker-Stahl-Service GmbH heißt und in Schwerte-Westhofen angesiedelt ist. Sie existiert als zweites Standbein nunmehr schon 27 Jahre.

Auch in den Folgejahren setzte die Unternehmensleitung um Geschäftsführer Franz-Peter Brandes auf Ausbau und Modernisierung, so dass auch wirtschaftlich schwierigeren Zeiten wie im zurückliegenden Jahr getrotzt werden konnte. „Unser Unternehmen fühlt sich allen Mitarbeitern verpflichtet”, sagt Siegfried Boecker nicht ohne Stolz, zumal die Weichen für die Unternehmensfolge gestellt sind.

All das wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht mit Lothar Teimann und Heinz Müller zwei ebenso ambitionierte und versierte Mitarbeiter über viele Jahre pflichtbewusst an seiner Seite gestanden hätten.

Bei all den Schwierigkeiten, die in den zurückliegenden fünfzig Jahren den Aufbau dieses Unternehmens begleitet haben, sagen Heinz Müller und Lothar Teimann unisono: „Wir haben zu Beginn das Risiko gewagt. Aber wir sind jeden Tag glücklich und zufrieden zur Arbeit gefahren.”

Und es macht auch sie ein bisschen stolz, was sie in fünf Jahrzehnten geschaffen haben.