Hagen. Autos, Uhren, Schmuck, Computer und sogar eine 60 Tonnen schwere Lokomotive. Auf dem Auktionsportal www.justiz-auktion.de kann ersteigert werden, was die Geldbörse hergibt. Das Auktionshaus funktioniert nach dem Ebay-Prinzip. Versteigert werden aber Diebesgut und gepfändete Gegenstände.
Der zwölf Jahre alte, silberfarbene Daimler CL 180 Classic hat 123 PS, Klimaanlage, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung und 200 000 Kilometer auf dem Tacho. Das Auto wurde bei einer Straftat sichergestellt und wird jetzt versteigert nach dem Zwangsvollstreckungsrecht. Mindestgebot 800 Euro. Drei, zwei, eins . . . meins: Auf www.justiz-auktion.de können beschlagnahmte, gepfändete und von Justizbehörden ausgemusterte Gegenstände ersteigert werden.
„Das funktioniert viel besser als bei einer Präsenzversteigerung. Die Erlöse sind deutlich höher”, sagt Arnold Schwab, Sprecher der Hagener Gerichtsvollzieher.
Vor dreieinhalbJahren startete das Behörden-Ebay - damals noch als reines NRW-Projekt. Mittlerweile haben sich weitere Bundesländer angeschlossen. Versteigert werden sichergellte Gegenstände aus den Asservatenkammern, deren rechtmäßiger Eigentümer nicht ermittelt werden konnten und ausgemusterte Utensilien aus Justizbehörden. Die Palette der angebotenen Produkte reicht von Parfüm über Haushaltsgeräte und Schmuck bis zu Computern oder Kleinwagen und Oberklasse-Limousinen. Bei besonders wertvollen Produkten liegt ein Kurzgutachten eines Sachverständigen bei.
Armbanduhr der Luxusmarke Breitling
Woher die Gegenstände stammen, die aus den Asservatenkammern den Weg ins virtuelle Auktionshaus finden, bleibt dem Käufer verborgen. Der Fantasie sind aber keine Grenzen gesetzt. Schließlich könnte die Armbanduhr der Luxusmarke Breitling - mit Echtheitszertifikat -, die für das Mindestgebot von 1800 Euro ins Portal eingestellt wurde, einmal das Handgelenk eines berüchtigten Bandenbosses geschmückt haben.
Eine Million Euro für die Staatskasse
Die Erlöse der Onlineauktion fließen der Staatskasse zu. Ein lohnenswertes Geschäft für den Finanzminister. „Seit September 2006 wurden allein in Nordrhein-Westfalen 13 000 Artikel versteigert”, erläutert, Oberstaatsanwältin Elke Adomeit aus Hamm. Mehr als eine Million Euro wanderten so bisher in den Landeshaushalt.
Mit Beginn dieses Jahres können auch Gerichtsvollzieher gepfändete Gegenstände in das Behörden-Ebay einstellen. Der Erlös dieser Versteigerungen fließt freilich nicht der Staatskasse zu, sondern kommt dem Gläubiger zugute. Der Sprecher der Hagener Gerichtsvollzieher, Arnold Schwab, glaubt, dass sich die Nutzung der Internetauktion sowohl für den Gläubiger als auch für den Schuldner lohnt. „Der Bieterkreis ist einfach deutlich größer als bei einer Präsenzversteigerung, zu der nur Menschen aus Hagen und dem Umkreis kommen”. Das schraube die Erlöse in die Höhe. Der Gläubiger komme schneller an sein Geld, der Schuldner flinker runter vom Schuldenberg. Eine Kollegin Arnolds hatte kürzlich ein hochwertiges Küchengerät der Marke Vorwerk in das Portal gestellt. Der Erlös konnte sich sehen lassen: Für 650 Euro ersteigerte der Meistbietende das Gerät. „Aus der Erfahrung denke ich, bei einer Präsenzversteigerung wären nicht mehr als 200 Euro herausgekommen”, so Arnold.
Für echte Eisenbahnfreunde
Freunde skurriler Utensilien werden im Justizauktionshaus auch fündig. Wer sich eine orangefarbene, 60 Tonnen schwere Kleindiesellokomotive in den Vorgarten stellen möchte, kann auf der Behörden-Ebay-Seite noch bis Mitte April mitbieten. Das Startgebot für die Lok aus Sachsen-Anhalt liegt bei 22 500 Euro. Der Haken: Als Versandart wird Selbstabholung angegeben.