Hagen. Die DKP tritt als Mitorganisator bei zwei Veranstaltungen in Hagen auf, die an den Kapp-Putsch von 1920 und seine Folgen erinnern sollen. Das bringt die SPD in Erklärungsnot, denn die Kommunisten gelten als Verfassungsfeinde.

Mit einem Vortrag des renommierten Hagener Professors Peter Brandt und einer Gedenkveranstaltung auf dem Rembergfriedhof erinnern Parteien und Gewerkschafter an den 90. Jahrestag des Kapp-Putsches. Mit im Boot: die extremistische Deutsche Kommunistische Partei (DKP).

Dass die Kommunisten bei der Organisation der beiden Veranstaltungen mit am Tisch saßen und in einer Mitteilung des DGB ganz selbstverständlich als Gastgeber neben der SPD, dem Rahel-Varnhagen-Kolleg und dem Hagener Geschichtsverein aufgeführt werden, hat für Irritationen gesorgt.

Nichts gewusst

SPD-Unterbezirkschef Jürgen Brand behauptet, davon nichts gewusst zu haben: „Wir machen doch keine gemeinsame Sache mit der DKP. Das ist ein kleiner, chaotischer Haufen, mit dem wir nichts zu tun haben wollen.” Sein Parteikollege, der Bundestagsabgeordnete René Röspel, habe den DKP-Vertretern bereits im Vorfeld der Veranstaltungen klar gemacht, dass sie nicht kooperationswürdig seien: „Die Mitteilung des DGB ist für mich deshalb nicht existent. Ich verstehe Herrn Marquardt nicht.”

Herr Marquardt ist Jochen Marquardt, der Hagener DGB-Vorsitzende. Was die Kooperation mit den als verfassungsfeindlich eingestuften Kommunisten angeht, macht er sich weniger Sorgen als Brand: „Ich bezweifle, dass die DKP jemals wieder eine bedeutende Rolle spielt, aber sie hat ihre Lebensberechtigung. Unter ihren Mitgliedern gibt es ehrliche Häute, die sich für eine andere Politik einsetzen”, sagt er und wagt einen kühnen Vergleich: „Mich fragt ja auch keiner, ob ich Berührungsängste mit der FDP habe.”

Zwar ist die DKP in Hagen längst auf eine Handvoll Mitglieder geschrumpft, doch diese widersprechen der Darstellung von Röspel und Brand, man habe bei der Vorbereitung der Kapp-Putsch-Veranstaltungen nicht zusammen gearbeitet: „Wir haben uns im Rahmen des Hagener Geschichtsvereins alle gemeinsam und sehr sachlich mit der Konzeption auseinandergesetzt”, so Herbert Wils. „Schließlich befanden sich unter den März-Gefallenen des Kapp-Putsches nicht nur Sozialdemokraten, sondern auch Kommunisten.” Das Wort will Wils heute Abend nicht ergreifen, sondern die Begrüßung SPD und DGB überlassen: „Wir Kommunisten drängeln uns nicht nach vorn.”

Im übrigen wolle seine Partei keineswegs die parlamentarische Demokratie abschaffen: „Das wäre ja utopisch.” Das Bundesamt für Verfassungsschutz hält die Partei dagegen für gefährlich. Die DKP wolle die „freiheitlich-demokratische Grundordnung abschaffen” und gelte als „extremistisch”, so die Sprecherin der Kölner Behörde, Tanja Puschnerat.

Für Überzeugung gestorben

Dennoch wollen sich die übrigen Gastgeber nicht von den Veranstaltungen zurückziehen. Dazu sei es zu wichtig, an den Kapp-Putsch, der auch in Hagen blutige Kämpfe zur Folge hatte, zu erinnern, so SPD-Chef Brand: „Damals sind Leute für ihre Überzeugung gestorben. Davor habe ich Respekt.”

Die Kommunisten wollen zumindest mit dem Gedenken vor dem „Märzgefallenendenkmal” auf dem Rembergfriedhof die Blicke der Öffentlichkeit auf sich lenken. Herbert Wils kündigte an, die DKP werde dort ein Gesteck niederlegen und die Parteifahne schwenken.

Termine und Kapp-Putsch

Der Vortrag von Professor Peter Brandt zum 90. Jahrestag des Kapp-Putsches findet am Dienstag um 18 Uhr im Kulturzentrum Pelmke, Pelmkestraße 14, statt (Gäste willkommen, Eintritt frei); die Gedenkveranstaltung auf dem Rembergfriedhof ist am Sonntag um 11 Uhr.

Der Kapp-Putsch vom 13. März 1920, benannt nach dem rechtsgerichteten Politiker Wolfgang Kapp, brachte Deutschland an den Rand eines Bürgerkrieges. Aktive und ehemalige Angehörige der Reichswehr putschten gegen die von SPD, Zentrum und DDP getragene Reichsregierung und vertrieben diese aus Berlin. Kapp wurde zum Reichskanzler proklamiert. Im ganzen Land kam es zu Kämpfen zwischen Anhängern und Gegnern der Putschisten. Hagen spielte dabei als Hauptquartier der sogenannten roten Ruhrarmee eine besondere Rolle. Nach fünf Tagen scheiterte der miserabel vorbereitete Putsch am Widerstand aus Politik und Bürokratie sowie an einem Generalstreik - dem größten in der deutschen Geschichte.