Hagen. Um eine verschwundene Geldbombe mit 109.500 Euro, Geld, das dem Autohaus Max Moritz in Hagen gehörte, ranken sich viele Ungereimtheiten. Jetzt muss sich ein Geldbote vor Gericht verantworten.

Beim Autohaus „Max Moritz” in Vorhalle fehlen 109 500 Euro. Die Scheine lagen in einer silbernen Geldbombe - die ist weg. Für die Staatsanwaltschaft (Az. 406 Js 207/09) scheint klar: Sicherheitsmann Ulrich G. (44) hat das Geld unterschlagen. Wären da nicht so viele Merkwürdigkeiten.

Zu den Aufgaben der Wuppertaler Wach- und Schließgesellschaft (WSG) gehört es, regelmäßig die Einnahmen vom Autohaus „Max Moritz” abzuholen und zur Märkischen Bank zu bringen. Dazu fährt nachmittags ein Panzerauto an der Weststraße vor. Auch am 21. August 2007 war das so. Doch an diesem Tag kam ganz viel Geld abhanden.

Zwei Schecks

WSG-Sicherheitsmann Ulrich G. wurde im Verkaufsbüro von „Max Moritz” eine verschlossene Geldbombe in die Hand gedrückt. Er quittierte daraufhin „blind”, vom Autohaus 109 500 Euro sowie zwei Schecks (die sich ebenfalls in der Kassette befunden haben sollen) erhalten zu haben.

Keine Bankkarte

Merkwürdigkeit 1: Wieso wurde der Inhalt der Geldbombe nicht genau überprüft? Eigentlich hätten die Sicherheitsleute das Geld direkt bei der Märkischen Bank einwerfen müssen. Stattdessen ging die Fahrt zurück nach Wuppertal. „Wir hatten an diesem Tag keine Bankkarte zur Verfügung”, erklärt Geldbote Ulrich G., „und konnten deshalb den Nachttresor nicht öffnen.” Dann gelte die Vorschrift, dass das Geld über Nacht in der Sicherheitsfirma aufbewahrt werden müsse.

Umschlossener Bereich

Merkwürdigkeit 2: Wieso hatten die Geldtransporteure keine Bankkarte dabei?Sicherheitsmann Ulrich G. berichtet, was dann mit der Geldbombe passiert sein soll: „Auf unserem Firmengelände gibt es einen umschlossenen Bereich, den wir nicht betreten können. Dort haben wir sie zum Einschließen abgeben.” Auf dem Tageslaufzettel sei die Übergabe der Kassette sogar handschriftlich vermerkt worden. Danach verliert sich ihre Spur. Die 109 500 Euro sind bis heute verschwunden.

Merkwürdig, merkwürdig

Merkwürdigkeit 3: Erst Mitte Juli 2008 erstattete das Autohaus Strafanzeige - elf Monate nach dem Verlust des Geldes. Merkwürdigkeit 4: Die beiden Schecks, die sich ebenfalls in der verschwundenen Geldbombe befanden, tauchten später geheimnisvoll wieder auf: Sie wurden „Max Moritz” ordnungsgemäß auf dem Konto gutgeschrieben.

Das Autohaus verklagte die Sicherheitsfirma auf Schadensersatz. In zweiter Instanz einigte man sich vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf auf 80 000 Euro, die die Wuppertaler Wach- und Schließgesellschaft zahlen muss. Merkwürdigkeit 5: Wieso verzichtete „Max Moritz” letztlich auf gut 30 000 Euro?

Sicherheitsmann weiter im Dienst

Ulrich G., der demnächst wegen Unterschlagung auf die Anklagebank muss, arbeitet nach wie vor bei der Wuppertaler Wach- und Schließgesellschaft. Merkwürdigkeit 6: Fast drei Jahre nach dem Verschwinden der 109 500 Euro ist er dort Geldbote und Sicherheitsmann (Verdienst: 1800 Euro netto). Die Firma hat ihn nie in Regress genommen - Merkwürdigkeit 7.

Es soll, so ist aktenkundig, auch nicht das erste Mal gewesen sein, dass bei der Wach- und Schließgesellschaft größere Geldbeträge verschwanden. „Ich habe bisher gedacht, Sicherheitsdienste wären immer ganz sicher ”, schüttelt Rita Finke-Gross ungläubig den Kopf. Die Amtsgerichtsdirektorin hat sich vorgenommen, viele Zeugen zu vernehmen. Damit dies kein Fall voller Merkwürdigkeiten bleibt.