Hagen. Tausende von Löchern und Rissen schmücken derzeit die Hagener Straßen. Der Stadt fehlt das Geld, um die Fahrbahnen grundlegend zu sanieren.

Die Arbeiter des Hagener Bauhofs kommen sich derzeit vor wie Sisyphos: Doch während der griechische Held einen schweren Felsbrocken, der ihm immer wieder entgleitet, einen Hang hinaufwälzen muss, stopfen die Männer der Bautrupps die Löcher auf den heimischen Straßen. Bis diese abermals aufplatzen.

Die Frostschäden dieses strengen Winters drohen das städtische Straßen-Krisenmanagement hoffnungslos zu überfordern. „Autofahrer müssen erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen”, gibt Michael Haneke zu, stellvertretender Leiter des Fachbereichs für Grünanlagen- und Straßenbetrieb. „Die Straßen sind sogar an Stellen aufgerissen, von denen wir das niemals erwartet hätten. Und der Winter ist ja nicht einmal zu Ende.”

Frost und Tauwetter

Vor allem der häufige Wechsel zwischen Frostperiode und Tauwetter hat den Fahrbahnen zugesetzt. Immer wieder drang Wasser durch Risse in die oberste Asphaltschicht, gefror, dehnte sich aus und sprengte schließlich den Belag. Tausende Löcher, Risse und Spalten sprenkeln mittlerweile die Straßen. „Ich bin jetzt seit fast 30 Jahren in diesem Job”, berichtet Straßenmeister Thomas Jesert. „Vor so einer Situation haben wir noch nie gestanden.”

Drei Bautrupps sind derzeit täglich auf den Straßen unterwegs, um wenigstens die ärgsten Schäden zu beheben. Auf der Ladefläche ihres Baufahrzeugs bringen die Arbeiter ein neues Thermofass mit zum Einsatzort, in dem der in den Mischwerken Kemna (Vorhalle) und HKW (Hohenlimburg) hergestellte Asphalt warm gehalten wird. Knapp 14 Tonnen werden pro Tag verarbeitet. 160 bis 180 Grad heiß ist die schwarze Flüssigkeit, bevor sie auf der Straße aushärtet. „Eigentlich ist es noch zu kalt, um Asphalt aufzubringen, aber aus Gründen der Verkehrssicherheit sind wir dazu gehalten”, so Jesert. „Mit den Thermofässern geht's einigermaßen. Kalter Asphalt würde gar nicht binden. Dennoch: Was wir hier treiben, ist reine Gefahrenabwehr, ist Flickschusterei, kein klassischer Straßenbau.”

Straßen zerstört

Einige Straßen, etwa die Holthauser Straße in Hohenlimburg oder der Hunsdiek in den Dahler Bergen, sind dermaßen zerstört, dass sie nicht mehr geflickt werden können. An anderen Stellen wurden wegen der Schlaglöcher und der brüchigen Fahrbahnränder Tempo-30-Schilder platziert. Der Bauhof verfügt über 150 Verkehrszeichen, die Autofahrer und Fußgänger vor Frostschäden warnen: „Derzeit sind alle aufgestellt”, berichtet Jesert.

Für eine grundlegende Sanierung der beschädigten Straßen fehlt der Stadt das Geld. Eine fachtechnisch dringend erforderliche Substanzerhaltung sei aufgrund der angespannten Haushaltslage leider nicht möglich, so Haneke. Dabei ist das ständige Löcher stopfen auf lange Sicht teurer als eine komplette Erneuerung der Verschleißdecken im Abstand von ungefähr zwölf Jahren. „Wir wissen ganz genau, dass das, was wir derzeit machen, nicht halten wird”, so Haneke. „Wenn die nächste Kehrmaschine kommt, fliegt der frische Asphalt wieder aus den Löchern raus.”

Und was passiert, wenn der Winter 2010/2011 wieder so kalt und frostig wird? Haneke: „Dann werden wir gewiss so manche Straße sperren müssen.”