Hagen. Als die Urteilsbegründung zu Ende ging und die Wachtmeister im Gerichtssaal die Handschellen zückten, legte Evmorfia M. (30) trotzig ihren Kopf auf die Tischplatte. Die Griechin, die zahlreiche Taxifahrer abgezockt hatte, verlor sichtlich die Fassung und weinte hemmungslos.
Dabei gab es eigentlich gar keinen Grund, dass aus ihren großen Kulleraugen die Tränen kullerten: Mit 15 Monaten Gefängnis ohne Bewährung war sie vor der 6. Strafkammer noch ausgesprochen gut weg gekommen. Denn die beiden gravierendsten Anklagepunkte, ein Taxiüberfall mit Reizgas und der Einsatz von K.O.-Tropfen, konnten ihr nicht nachgewiesen werden. In beiden Fällen erfolgte Freispruch. Es blieben aber noch neun Betrügereien, ein Diebstahl und ein Widerstand übrig.
Betrug folgte auf Betrug
Vorsitzender Richter Matthias Niggemann listete noch einmal die zahlreichen Taxibetrügereien auf, die zu einer Verurteilung geführt hatten:
Mai 2008. Taxifahrer A. kutschiert die Angeklagte kreuz und quer durch die City, leiht ihr auch dreimal Geld. Schaden: 160 Euro fürs Darlehen und 40 Euro für die nicht bezahlten Fahrten.
Mitte Juli 2008. Taxifahrer T. fährt die Angeklagte von der Buntebachstraße zum „Piccolo” am Hauptbahnhof. Sie zahlt nicht. 35 Euro Schaden.
Ende Juli 2008. Taxifahrer W. leiht Evmorfia während der Fahrt 50 Euro, sie steigt mit dem Geld aus, zahlt auch die Taxifahrt (20 Euro) nicht.
August 2008: Taxifahrer M. bringt die Angeklagte vom Markt zur Buntebachstraße, leiht ihr unterwegs 50 Euro. Sie verschwindet mit dem Geld. Die 31 Euro Fahrpreis bleiben außerdem offen.
Evmorfia M., die sich selbst als „Erotik-Akrobatin” bezeichnet, verdiente ihren Unterhalt mit Table-Dance und Amateur-Prostitution. Ob vor diesem Hintergrund auch die leichtfertigen Darlehen der Taxifahrer zu erklären sind? „Die meisten Zeugen taten ja so, als wäre alles ohne Hinterabsichten passiert”, schmunzelte Richter Niggemann.
Weitere Verurteilung droht
Verurteilt wurde die Angeklagte auch für einen Handy-Diebstahl - und weil sie sich akrobatisch in einen Pappkarton eingezwängt hatte und wild um sich trat, als Polizisten sie festnehmen wollten.
Bei den 15 Monaten Haft wird es wohl nicht bleiben. In Dortmund wurde Evmorfia festgenommen, nachdem sie einer alten Dame die Handtasche mit 20 000 Euro weggerissen hatte. Für schweren Raub droht eine Mindeststrafe von fünf Jahren Gefängnis.