Hagen. Seitdem die Kupferpreise auf dem Weltmarkt, insbesondere wegen der starken Nachfrage aus China, stark angestiegen sind, lohnt es sich, selbst kleinere Mengen des Buntmetalls an Metallhändler zu verkaufen. Das ruft indessen Diebe auf den Plan: Auch Kriminelle gehen mit der Konjunktur.

Kupfer gehört zu den beliebtesten Schrottarten, weil es einfach recyclebar ist. Die Preise für Kupferschrott sind entsprechend gut. Seit Ende 2008 hat sich der Preis für die Tonne Kupfer mehr als verdoppelt.

Immer wieder wurden in der Vergangenheit Kupferrohre und ähnliches von Baustellen im Hagener Stadtgebiet gestohlen. Selbst auf Friedhöfen langten Gauner zu und griffen sich Vasen und Leuchten aus Kupfer, um sie zu Geld zu machen. Die Hagener Polizei hat in den vergangenen Monaten einen Rückgang von Buntmetalldiebstählen registriert. Grund: sinkende Rohstoffpreise. In den vergangenen Wochen zog die Zahl der Delikte wieder an - analog zur Preisentwicklung auf dem Weltmarkt.

Weichen lahmgelegt

In einem besonders dreisten Fall hat die Bundespolizei am Dienstagmorgen um 4 Uhr zwei 28 und 39 Jahre alte Männer aus Hattingen erwischt, die auf dem Betriebsbahnhof in Kabel mehreren Weichen vom Stromnetz abgeschnitten hatten.

Hundert Meter Kupferkabel im Wert von rund 1000 Euro hatten die Männer bereits aus den Weichen gezogen, als die Polizei zuschlug. Und das alles mitten im laufenden Rangierbetrieb der Deutschen Bahn.

Ungenierter können Gauner kaum vorgehen. Mit einem Bolzenschneider schleichen sie sich im Schutz der Dunkelheit auf das Bahngelände in Kabel, wandern die Schienen entlang und machen sich an den Weichen zu schaffen. Ein Techniker bemerkt zunächst einen Defekt an mehreren Weichen. Noch während er mit der Reparatur einer Anlage beschäftigt ist, laufen weitere Störmeldungen auf. Die Kupferdiebe sind also noch unterwegs. Die Bundespolizei wird alarmiert und durchkämmt mit Hagener Kollegen das weitläufige Gelände. Dort finden sie 100 Meter aufgerollte und zum Abtransport bereitgelegte Kupferstücke sowie zwei Bolzenschneider.

Gefahr eines Stromschlages

Kurze Zeit später werden auch die mutmaßlichen Metalldiebe gefasst, als sie mit ihren in der Nähe geparkten Wagen flüchten wollen. Die beiden Männer streiten zwar die Tat ab, doch ihre verschmutzte Kleidung und die Visitenkarte eines Schrotthändlers, die einer der beiden dabei hatte, sind für die Polizei Indiz genug, um gegen die Männer zu ermitteln. „An Bahnanlagen hatten wir schon mehrere solcher Fälle”, weiß der Sprecher der Bundespolizei Dortmund, Jürgen Karlisch. Der Betrieb der Deutschen Bahn werde durch die Kappung der Kupferkabel erheblich beeinträchtigt. Eine Gefahr für den Bahnverkehr geht aber laut Auskunft eines Bahnsprechers von solchen Aktionen nicht aus. „Wir haben ein umfangreiches Sicherungssystem für solche Fälle”, sagt Jürgen Kugelmann. Sobald eine Weiche wegen eines Defekts ausfällt, bekommt der Lokführer kein grünes Signal f´ür die Weiterfahrt. „Die Störung wird unmittelbar angezeigt.” Ein größeres Risiko gehen indessen die Diebe ein. „Immerhin”, sagt Polizeisprecher Karlisch, „liegt auf den Kabeln eine Spannung von 750 Volt.”