Hagen. Wenn Thorsten Schmitz in den Spiegel schaut, sieht er deutlich die Verletzungen. Vier Jugendliche haben ihn am Hagener Bahnhof brutal zusammengeschlagen. Entschuldigt haben sie sich bis heute nicht bei ihrem Opfer. Der 33-Jährige ist seitdem physisch als auch psychisch schwer angeschlagen.
Es gehe ihm nicht gut, sagt Thorsten Schmitz. Das Lachen, selbst das Atmen bereitet ihm Schmerzen, und noch immer prangt - als Zeichen dessen, was ihm in der Nacht zum Samstag am Hagener Bahnhof widerfahren ist - ein Hämatom unter seinem linken Auge. Vier Jugendliche aus Dortmund schlugen und traten den 33-jährigen Hagener brutal zusammen, brachen ihm die Nase und fügten ihm schwere Prellungen an Kopf und Oberkörper zu.
Die Täter, allesamt 16 Jahre alt, wurden gefasst („Der hat uns angemacht”) und sollen demnächst ausführlich vernommen werden. „Möglicherweise verweigern sie die Aussage”, so Jürgen Karlisch, Sprecher der Bundespolizei. „An der Darstellung des Opfers bestehen allerdings keine Zweifel.”
Verhängnisvolle Fürsorglichkeit
Schmitz war in jener Nacht aus seiner Wohnung in der Lahnstraße noch einmal zum Bahnhof gegangen, um sich am dortigen Kiosk Tabak zu kaufen. „Und dann wollte ich mir in dem Wartehäuschen am Bahnsteig zwei Zigaretten drehen.” Dabei fielen ihm die Jugendlichen auf, die den Abend im Fun-Park verbracht hatten und nun auf die S-Bahn nach Dortmund warteten. Sie verkürzten sich die Wartezeit mit einer wilden Rangelei. „Es hört sich vielleicht blöd an, aber ich wollte bloß fürsorglich sein”, berichtet Schmitz. „Eine Freundin von mir ist vor einigen Jahren von einem Zug überfahren worden. In Gelsenkirchen war das. Ich bin also zu den Jungs hin und habe sie gewarnt, sie könnten ins Gleisbett fallen und ganz schnell tot sein.” Er hatte den Satz noch nicht beendet, als einer der Jugendlichen auch schon provozierend aufs Gleis sprang und rief: „Meinst du das?” Ein zweiter habe ihm in Kung-Fu-Manier gegen die Schläfe getreten.
Tritte und Schläge
Schmitz ging zu Boden, und sogleich prasselten Tritte und Schläge nur so auf ihn herein. Er hörte, wie seine Nase brach („Das war so ein Knacken”), und dann habe er nur noch gedacht: „Mein Gott, kriegen die denn kein Ende? Hören die denn gar nicht auf?”
Der Rest der Geschichte ist bekannt. Zeugen alarmierten Polizei und Rettungsdienst, Schmitz wurde ins Krankenhaus gebracht, die Jugendlichen festgenommen und später von einer Mutter nach Hause abgeholt. Wegen seiner Parallelen zum Brunner-Mord in München erregte der Fall bundesweit Schlagzeilen.
Keine Entschuldigung
Schmitz, gelernter Maurer und Vater einer Tochter, ist von dem Geschehen schwer gezeichnet, physisch und psychisch. Er habe damit gerechnet, dass sich die Jugendlichen oder doch wenigstens deren Eltern bei ihm entschuldigen würden. Nichts dergleichen sei geschehen. „Aber eigentlich ist das, was die gemacht haben, ja gar nicht zu entschuldigen, oder?”