Hagen. Die Heizung ist an und das Fenster auf? Das verbraucht unnötig Energie. Doch es gibt auch Stromfresser, die nicht so offensichtlich sind. Die Stromsparhelfer der Caritas helfen Sozialhilfeempfänger dabei, Energie und damit auch Geld zu sparen.

Berater Michel Steinbach sucht Glühlampen und Energiesparlampen.
Berater Michel Steinbach sucht Glühlampen und Energiesparlampen. © WP Michael Kleinrensing | WP Michael Kleinrensing

Die Heizung bollert, die Fenster auf Kippe, der Fernseher im Stand-by-Modus: Öznur Arslan (29) verbraucht mehr Energie als nötig. Was sie nicht weiß. Michel Steinbach und Marek Urbanski sagen es ihr.

Steinbach und Urbanski sind Stromsparhelfer. Eigentlich sind sie arbeitslos. Steinbach war im Werkschutz bei Opel in Bochum beschäftigt, bis die Krise kam und sein Vertrag nicht verlängert wurde. Er ist froh, den Job als Stromsparhelfer bekommen zu haben: „Vorher wusste ich gar nicht, was das ist." Jetzt weiß er's und erhält 1300 Euro netto im Monat.

Das Sofa blockiert die Wärmeabstrahlung der Heizung

Die Stromsparhelfer sind Angestellte der Caritas. Sie müssen aber nicht zwingend katholisch sein, in diesem Job nicht. Sie müssen selbstständig arbeiten können, ein gepflegtes Erscheinungsbild besitzen, in ganzen Sätzen sprechen können und ein leeres Vorstrafenregister vorweisen. Sie suchen Sozialhilfeempfänger in deren Wohnung auf und messen die Verbrauchswerte von Waschmaschinen, Herden, Kühlschränken und Lampen. „Aha", sagt Herr Urbanski und jagt das Wasser aus dem Hahn in Frau Arslans Küche in seinen Messtopf. „Zehn Liter pro Minute. Diesen Verbrauch kann man mit einem Perlator erheblich senken."

Berater Michel Steinbach misst die Wassermenge am Wasserhahn.
Berater Michel Steinbach misst die Wassermenge am Wasserhahn. © WP Michael Kleinrensing | WP Michael Kleinrensing

Der Perlator ist ein Strahlregler, der in den Hahn eingesetzt wird und die durchlaufende Wassermenge reduziert. Öznur Arslan hat noch nie von einem Strahlregler gehört. Sie ist allein erziehend, arbeitslos, hat zwei Kinder, und die Fenster stehen immer auf Kippe, die Heizung läuft auf Hochtouren. Ein Monteur habe ihr gesagt, das müsse so sein, erzählt sie. Das Fenster befindet sich direkt über der Heizung, so kann die aufsteigende Wärme gleich nach draußen entweichen. Vor der zweiten Heizung steht das Sofa, es blockiert die Wärmeabstrahlung. „Es steht da nicht gut", sagt Urbanski.

150 Euro pro Jahr kann ein durchschnittlicher Haushalt im Jahr sparen

Auch der Stromverbrauch des Fernsehers wird kontrolliert.
Auch der Stromverbrauch des Fernsehers wird kontrolliert. © WP Michael Kleinrensing | WP Michael Kleinrensing

Öznur Arslan ist für jeden Ratschlag dankbar. Sie muss pro Monat 72 Euro für Strom bezahlen, im letzten Jahr flatterte ihr eine Nachzahlung über 480 Euro ins Haus. Sie ist froh über den Besuch der Stromsparzähler, sie kann jeden eingesparten Cent gebrauchen, sie muss ja an allen Ecken knapsen. Rund 150 Euro könne ein durchschnittlicher Haushalt im Jahr beiseite legen, wenn er die Tipps befolge, berichtet Caritas-Sozialarbeiterin Sandra Gatzki, die das Projekt betreut. Manchmal auch mehr.

Am Ende dieses Jahres läuft die Förderung durch das Bundesumweltministerium aus. Dann wird es keine Stromsparhelfer mehr geben. Michael Steinbach hofft, dass er bis dahin wieder eine Stelle in der Sicherheitsbranche gefunden hat, seiner eigentlichen Domäne. Er gehört zu den Arbeitslosen, die die Arbeitslosigkeit fürchten: „Auf keinen Fall will ich zu Hause rumsitzen."

Am Ende ist alles gut

Marek Urbanski gibt Öznur Arslan Tipps.
Marek Urbanski gibt Öznur Arslan Tipps. © WP Michael Kleinrensing | WP Michael Kleinrensing

Sie hat so manches gelernt an diesem Tag, Öznur Arslan. Und sie will tun, was die Stromsparhelfer ihr empfohlen haben. Perlator, sparsamer Duschkopf, Mehrfachsteckdosenleiste mit Kippschalter und Energiesparlampen sollen Einzug in ihrem Haushalt halten. Und das Fenster soll nicht mehr auf Kippe stehen und der Fernseher nicht mehr auf Stand-by.

Und so ist am Ende alles gut. Familie Arslan spart Geld, und die Arbeitslosen sind nicht mehr arbeitslos. Und in Deutschland wird weniger Kohlendioxid verbraucht.

Auch im Badezimmer messen die Stromsparhelfer, hier Michael Steinbach, den Wasserdurchlauf am Waschbecken. Die Stromsparhelfer setzen auch Energiesparlampen ein. Marek Urbanski überprüft, wieviel Strom der Kühlschrank von Öznur Arslan verbraucht. Stromsparhelfer Marek Urbanski im Gespräch mit Öznur Arslan, die für jeden Tipp, mit dem sie Geld sparen kann, dankbar ist.