Hagen. Zehn Linienbusse in verschiedenen Städten Nordrhein-Westfalens machen seit einigen Tagen Nachwuchswerbung für die Polizei. Einer davon rollt durch Hagen.

Polizeipräsidentin Ursula Steinhauer zeigte sich begeistert über das umgestaltete Fahrzeug mit den markanten Werbeaufklebern: „Ein echter Blickfang, der uns bei unseren Bemühungen zur Gewinnung neuer Bewerber für den Polizeiberuf eine effektive Stütze sein wird.” Zu sehen sind drei junge Polizisten in blauer Uniform und eine leere Stelle neben ihnen. Die Verkehrsbetriebe verzichten zugunsten der Aufkleber auf Werbeeinnahmen.

Christoph Köther, Chef der Hagener Straßenbahn, sagte, er unterstütze die Bemühungen der Hagener Polizei zur Personalgewinnung gern: „Schon lange arbeiten wir im Rahmen der Ordnungspartnerschaft Hand in Hand. Deshalb haben wir ein Interesse daran, diese Arbeit mit neuen und jungen Polizisten fortzusetzen.”

Auch im Netz - die Bewerbung für den Polizeiberuf in NRW muss über das Internet erfolgen - verstärken die Ordnungshüter ihre Einstellungsoffensive. Auf der Startseite www.polizei.nrw.de/hagen wurde ein Forum eingerichtet, in dem sich potenzielle Bewerber erkundigen können. Sylvia Deitmer, Einstellungs-Beraterin der Hagener Polizei, und ihr Kollege Roger Krowinus beantworten dort eingehende Fragen.

Einstellungvoraussetzungen umstritten

Haupt- und Realschüler brauchen sich allerdings erst gar nicht auf die Seiten der Polizei zu begeben. Voraussetzung für eine Einstellung ist das Abitur bzw. das Fachabitur plus Praktikum. Diese Regelung geht noch auf einen Beschluss der rot-grünen Landesregierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Peer Steinbrück (SPD) zurück und ist bis heute umstritten. Allerdings hat auch das Rüttgers-Kabinett nichts getan, um das Gesetz zu ändern. „Dadurch geht uns ganz viel Potenzial verloren”, findet Sylvia Deitmer. Ihrer Meinung nach brauche man kein Abitur, um ein guter Polizeibeamter zu sein: „Was wir brauchen, sind Jungs und Mädels, die draußen auf der Straße anpacken.”

Mutige, ehrliche Worte. Aber auch altgediente Beamte, die noch ohne Abitur in den Polizeidienst eintreten konnten, sehen sich diskriminiert. „Das fühlt sich an, als sei ich nicht mehr gut genug für diesen Beruf”, so ein Hagener Polizist, der seit mehr als 15 Jahren Dienst schiebt.

Perspektiven verbaut?

An den Schulen hält sich die Akzeptanz der Regelung ebenfalls in Grenzen. Vor allem Hauptschülern, die es ohnehin schwer genug haben, einen Ausbildungsplatz zu finden, wird eine mögliche Zukunftsperspektive verbaut. „Wir haben zwar nur wenige Schüler, die sich für den Polizeiberuf interessieren, aber die hätten das Zeug dazu”, berichtet Angelika Linnepe, Lehrerin an der Geschwister-Scholl-Hauptschule. Und noch aus einem anderen Grund hält sie Hauptschüler grundsätzlich für geeignete Polizisten: „Gerade unsere Jugendlichen mit Migrationshintergrund wären als Polizisten für ein bestimmtes Klientel sicherlich oftmals die richtigen Ansprechpartner, denn sie kennen die Mentalität und Sprache ihrer Landsleute.”

Die Politik ist da offenbar anderer Meinung.