Hagen. Der Widerstand gegen den Neubau einer JVA auf einem Gelände in Hagen-Herbeck, auf dem eigentlich Gewerbe angesiedelt werden sollte, nimmt konkrete Formen an. Anwohner haben sich jetzt in einer Bürgerinitiative organisiert.

Die Aufschrift auf dem großen Schild wirkt für Michael Laqua und viele andere Menschen in Halden und Herbeck wie Hohn. „Die Stadt Hagen baut für ihre Bürger”, steht am Gewerbegebiet Herbeck in großen Lettern. „Für welche Bürger denn?” fragt Laqua. „In unserem Sinne ist die Entwicklung hier ganz bestimmt nicht.”

Wer will schon einen Knast direkt vor der eigenen Haustür? Das ist die zentrale Frage. Antwort: niemand. Ein hässlicher Betonklotz, Strafgefangene als Nachbarn, fallende Grundstückswerte - folglich formiert sich der Widerstand.Rund 500 Bürger, so die Initiatoren, hätten sich bislang in der Initiative organisiert.

Sachliche Argumente

Dabei, und das ist den Initiatoren wichtig, will man auf sachliche Argumente setzten. „Es bringt nichts, Emotionen zu schüren”, sagt Michael Laqua, Sprecher der Bürgerinitiative, der selbst von Geburt an in Herbeck wohnt und dessen Betrieb im Gewerbegebiet Sudfeld expandiert hat. Aber: „Einerseits wird argumentiert, eine JVA wie am Landgericht mitten in Bebauung sei nicht zeitgemäß, andererseits soll nun ein Neubau zwischen drei Wohngebieten entstehen. Das ist nicht zu verstehen.”

Das Hauptargument der Knast-Gegner: Ein Alternativstandort auf Hagener Gebiet sei nie ernsthaft in Erwägung gezogen worden. „Spätestens seit bekannt ist, dass die Eigentümer für die Ausgrabung von Bodenschätzen im Gewerbegebiet Herbeck zur Kasse gebeten werden, lassen sich die Flächen kaum vermarkten”, sagt Michael Laqua, „die Stadt als Eigentümerin will oder kann die Mehrkosten offensichtlich nicht tragen. Da kommt das Land als Käufer gelegen, um die Fläche schnell loszuwerden.”

Fehler in der Vergangenheit

Der Fehler, so der Unternehmer, liege klar in der Vergangenheit. „Beim Ankauf der Flächen hätte man um die Bodenschätze wissen müssen”, sagt Michael Laqua, „wenn man wegen der zu erwartenden Grabungskosten jetzt auf die Ansiedlung von Gewerbe verzichtet, ist das viel zu kurzfristig gedacht. Denn bei einer Fläche von 86000 Quadratmetern ist mit einer jährlichen Gewerbesteuer in Höhe von ein bis zwei Millionen Euro zu rechnen.”

Eine Überzeugung, die auch der erste Beigeordnete der Stadt Hagen und der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, Dr. Christian Schmidt (für die Vermarktung des Gewerbegebiets zuständig), den Initiatoren in einem Gespräch am 1. Februar nicht nehmen konnte. Im Gegenteil: „Nicht einmal das Arbeitsplatz-Argument, das so gern ins Feld geführt wird, hält. Wenn die Justizvollzugsanstalten Dortmund und Hagen zusammengelegt werden, werden auf Grund von Synergieeffekten am Ende weniger Menschen Arbeit haben, als bislang. Im Gewerbegebiet Sudfeld hingegen sind 523 Arbeitsplätze neu geschaffen worden.”

Bürger erwarten Informationen

Mit ihrer neuen Internetseite http://www.keine-jva-in-halden-herbeck.de/ will die Initiative die Diskussionen befeuern. „In den unmittelbar betroffenen Stadtteilen Herbeck, Halden und Reh wird es eigene Ansprechpartner geben”, sagt Michael Laqua. „Vom Justizministerium erwarten wir umgehend eine Bürgerinformation.”