Hagen. Die Mitarbeiter der evangelischen Kirche in Hagen wollen gemeinsam fasten - und andere dazu animieren.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Weiß Gott nicht. Er lebt, wenn nicht von, so doch mit Zigaretten, Alkohol, Süßigkeiten, vollen Kühlschränken, Fernsehen und Behaglichkeit. Aber manchmal ist das nicht genug. Manchmal ist es zu viel.
Im letzten Jahr sei sie an Schokolade gescheitert, gesteht Nicole Schneidmüller-Gaiser, sie habe die 40-tägige Fastenzeit nicht durchgehalten, sie habe sich eingestehen müssen: „Ich bin süchtig.” Und noch peinigender als der Gedanke, versagt zu haben, sei das Gefühl der Erschrockenheit gewesen: „Ich habe gedacht: Hallo, ich bin ein erwachsener Mensch. Warum kann ich das nicht?”
Erkenntnis
In diesem Jahr will sie es gut machen. Alle wollen es gut machen. Verzichten. Sich auf sich selbst besinnen. Oder, wie es Heike Spielmann-Fischer ausdrückt, zu der Erkenntnis gelangen: „Es geht auch ohne mich. Ich bin nicht unabkömmlich.”
Die Mitarbeiter der evangelischen Kirche in Hagen wollen gemeinsam fasten. Gemeinsam und öffentlich. 40 Tage lang. Es fasten die Angestellten des Diakonischen Werks, und es fasten die Ansprechpartner der Telefonseelsorge, es fasten die Pfarrer, und es fasten die Mitarbeiter der Stiftung Volmarstein. Die einen fasten Alkohol, die anderen fasten Fernsehen, die einen fasten Partys, die anderen fasten Fleisch. Die meisten fasten Süßigkeiten. Die Mitglieder der Evangelischen Jugend fasten Unrecht. Sie wollen sich, 40 Tage lang, ganz besonders bemühen, niemandem Unrecht zu tun. Im Großen wie im Kleinen. Fasten sei eine Massenbewegung, sagt Nicole Schneidmüller-Gaiser. Und gemeinsam zu fasten, sei ungemein motivierend, fügt Pfarrerin Verena Schmidt hinzu: „So eine Auszeit braucht der Mensch.”
Spiritualität
Fasten muss keineswegs immer Verzicht bedeuten, keineswegs. Andererseits ist Fasten mehr, als etwas für die Gesundheit zu tun. Fasten habe immer mit Selbsterkenntnis und Spiritualität zu tun, bestätigen alle und nicken. Mit der Erkenntnis, wie schlecht manche Gewohnheit ist, der man anhängt, und dass man sein Leben ändern kann. Ändern muss. „Fasten ist eine Gotteserfahrung”, sagt die Pfarrerin. Am Ende der 40 Tage stehe ein Stück Freiheit. Ostern. „Und dann weiß ich, dass ein neues Leben möglich ist.”
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt, heißt es in der Bibel. Körper, Geist und Seele gehören zusammen, sagt Pfarrerin Stefanie Elkmann.