Hagen. Was ist angenehmer: nass- oder trockenkalt? Die Antwort lag auf der Straße. Gemessen an den eher spärlichen Narren-Reihen, die im Vorjahr der Nebelfeuchte trotzten, schunkelten sich in der gestrigen Winterkälte deutlich mehr Jecken entlang der Strecke des Rosenmontagszuges warm.
Was insofern ein kleines bisschen leichter fiel, als dass diesmal 50 Prozent mehr Kapellen als im Vorjahr für Bewegung in den närrischen Gelenken sorgten: ganze drei. Brächte nicht die eine oder andere teilnehmende Karnevalsgesellschaft entsprechende Musikkonserven mit und wäre da nicht die musikalische Dauerberieselung aus den Lautsprechern auf dem Friedrich-Ebert-Platz, wäre der Hagener Karnevalszug eine ziemlich stumme Angelegenheit.
Immerhin korrespondierte die akustische Enthaltsamkeit nicht mit der Optik des Zuges, den die Karnevalisten von Volme und Lenne auf den gut geräumten Traditionsweg durch die Innenstadt und Wehringhausen schickten. Eindrucksvolle Wagen und putzmuntere Fußgruppen, ganz auf Interaktion mit dem Publikum fixiert, sorgten für gute Laune am Zugweg, wo viele Zuschauer, vor allem der weiblichen Art, den Nachweis erbrachten, dass sich auch in Thermo-Dessous durchaus ordentlich das Tanzbein schwingen lässt.
Ideenreiche Fußgruppen
An Themen mangelte es den fleißigen Wagenbauern und ideenreichen Fußgruppen in diesem Jahr naturgemäß nicht. Was nicht zuletzt an den Rathauspolitikern lag, die den Narren die eine oder andere Steilvorlage geliefert hatten. Lokalen Themen wie das Chaos um den Tierheim-Neubau oder die unsinnige Rathaustreppe mit Volme-Anschluss oder das Problem mit den geschlossenen öffentlichen Toiletten gaben die heimischen Karnevalisten eindeutig den Vorzug vor der sogenannten großen Politik.
Aber natürlich fehlten auch Seitenhiebe auf fragwürdige TV-Shows nicht. Und auch die Schweinegrippe, in der Realität nahezu vergessen, erlebte noch eine närrische Wiedergeburt. In jedem Fall stimmte die Stimmung - am Wegesrand, auf den Wagen und bei der jecken Infanterie. Und ganz besonders bei Prinz Sebastian und Prinzessin Nike, die sich zum Höhepunkt ihrer Session dem närrischen Volk sogar im schüchternen Sonnenglanz präsentieren konnten. Was auch den Oberbürgermeister freute, dass sein Mitarbeiter - der Prinz ist gewöhnlich im Forstamt anzutreffen - an diesem schönen Tag nicht im Regen stand.
Festkomitee zufrieden
Zufrieden mit dem Verlauf des Rosenmontagszuges war nicht nur das Festkomitee Hagener Karneval, sondern auch die Hagener Polizei. „Es war ein durchaus friedlicher Verlauf”, bilanzierte nach Ende des Rosenmontagszuges ein Polizeisprecher. Ordentlich zupacken mussten Beamte nur am Stadttheater, wo ein 22-Jähriger aus dem Verkehr gezogen werden musste. Der hatte die Zugteilnehmer mit Schneebällen bombardiert.
Insgesamt säumten etwa 60 000 Menschen den Rosenmontagszug.