Hagen. Sie drehen sich auf dem Kopf, werfen ihre Beine in die Luft oder lassen sich zu pumpenden Beats in den Schneidersitz fallen.

Die Jugendlichen, die trotz Schnee den Weg zum Casting des „Renegade Theatres” ins Kultopia gefunden hatten, gaben am Samstag alles.

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© WP Michael Kleinrensing

Keiner wollte die Chance vergeben, bei einer professionellen Theaterproduktion mitzumischen.

Präsenz wichtig

Vor den Augen des Produktionsleiters Peter Rachel zeigte der Hagener Nachwuchs seine „Moves”, also sein tänzerisches Können. „Wir achten besonders darauf, wie präsent jemand ist”, erklärte Peter Rachel. Denn „in unseren Produktionen brauchen wir Akteure mit Ausstrahlung”. Zwei Monate lang dürfen die Sieger der Castings in Dortmund und Hagen dann mit professionellen Choreografen, Tänzern und Schauspielern arbeiten. Die 14-jährige Kim Bottek ist besonders neugierig darauf, neue Tanzschritte zu lernen. Dafür ist sie auch bereit, bis zur Premiere am 10. Mai in der Kokerei Hansa dreimal wöchentlich zu trainieren. Und auch Annika Schega, Schülerin des Fichte-Gymnasiums, würde nur allzu gerne mal auf einer großen Bühne vor Publikum tanzen.

Möglich könnte dies durch das neue Projekt des „Renegade Theatres” werden, das zum künstlerischen „Pottporus” Verein in Herne gehört. „Renegade” realisiert freie Theaterproduktionen, die Street Dance und modernen Bühnentanz kombinieren. Ob BMX-Fahrer, Breakdancer oder klassische Balletttänzer - jede Minute muss der Zuschauer hier mit einer Überraschung rechnen.

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© WP Michael Kleinrensing

Im kühlen Ambiente vor einer Jury aus dem Stegreif zu tanzen, erfordert schon eine Menge Mut. Doch Dustin, Annika und Kim ließen sich davon nicht einschüchtern. Dustin Kuhn zeigte akrobatische „Headspins” und drehte sich auf seinem Glitzerkäppi über den Boden. Die 12-jährige Annika Schega tanzte eine komplette Choreografie, und Kim Bottek improvisierte gekonnt beim „Freestyle”. Doch hinter den leichtfüßigen Bewegungen steckt harte Arbeit und jede Menge Begeisterung für Musik. „Man kann auf die Stimme tanzen oder auf den Beat”, erklärte Kim Bottek, die seit ihrem fünften Lebensjahr tanzt und sich seit drei Jahren mit Hip Hop beschäftigt. Dabei könne man weiche, harte, angriffslustige oder sexy Bewegungen einfließen lassen, die sich je nach Musik variieren lassen.

Talente fördern

Ein Abwechslungsreichtum, von dem auch die Theaterwelt profitiert und der von „Renegade” in Zusammenarbeit mit den jungen Künstlern erfolgreich in Szene gesetzt wird. Talente fördern und jungen Menschen den Weg auf professionelle Bühnen bereiten, das wollen sie in Herne. Und der Erfolg gibt ihnen nicht nur in Form von zahlreichen Theaterpreisen recht. Im neuen Stück erarbeiten drei Profis aus Frankreich, Kuba und Deutschland je 20-minütige Choreografien.

Bis zur Premiere bleiben alle Elemente vor den anderen Protagonisten geheim. Das macht die Arbeit für Profis und Laien besonders spannend. „Im besten Fall lernen die Jugendlichen von uns und wir von ihnen”, erläutert Peter Rachel.