Breckerfeld. Obwohl die Zahl der Bewerber angestiegen ist, gibt es weiterhin gute Chance für Jugendliche auf dem Ausbildungsmarkt im EN-Kreis.
„Der Rückgang bei den Ausbildungsstellen ist okay, das betrachte ich im Moment noch nicht mit Sorge“, erklärt die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit beim Blick auf die Halbzeitbilanz für das Ausbildungsjahr 2023/2024 im Ennepe-Ruhr-Kreis.
Die Zahl sei im vergangenen Jahr regelrecht hochgeschossen, liege aber in etwa auf dem Niveau von 2022. Obwohl die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber gleichzeitig angestiegen sei, gebe es weiterhin gute Chance für Jugendliche auf dem Ausbildungsmarkt.
In diesem Ausbildungsjahr haben sich bisher 1407 ausbildungsinteressierte Jugendliche gemeldet, das sind 9,5 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Ausbildungsstellen liegt bei 1633 (minus 19,9 Prozent). Aktuell suchen noch 751 junge Männer und Frauen einen Ausbildungsplatz, ihnen stehen 1078 unbesetzte Stellen gegenüber. Rechnerisch kommen damit 14 Stellen auf zehn Bewerber. „Jugendliche können sich im Prinzip immer noch die Stellen aussuchen“, meint Katja Heck. Der Ausbildungsmarkt bestätige also insgesamt die Entwicklung zum Bewerbermarkt.
Ausbildungsbereitschaft der heimischen Unternehmen hat nachgelassen
Dass die Ausbildungsbereitschaft der heimischen Unternehmen nachgelassen hat, führt die Arbeitsagentur-Chefin auf die allgemein unsichere Lage zurück. Zudem sei im vergangenen Jahr nach der Corona-Pandemie ein Nachholeffekt festzustellen gewesen. Erfreulich sei aber, dass der Trend nachlassenden Interesses an dualer Ausbildung sich im Ennepe-Ruhr-Kreis nicht fortgesetzt habe. Dabei spiele eine wesentliche Rolle, dass wieder alle Möglichkeiten der Berufsorientierung gegeben seien.
„Ausbildung ist immer noch das stärkste Mittel gegen den Fachkräftemangel, der weiter zunehmen wird“, betont Katja Heck. Und der Kampf um die Talente nehme zu. Die Arbeitsmarktexpertin rät daher den Betrieben, alle Möglichkeiten zu nutzen, zum Beispiel durch Angebote von Betriebspraktika, damit die jungen Leute unverbindlich in die Berufswelt schnuppern und wichtige, oft wegweisende Erfahrungen sammeln können. „Trotz aller Informationsangebote im Internet, den Schulsprechstunden und den Berufsinformationszentren zeigt sich immer wieder, dass die Kenntnisse von Schülerinnen und Schülern über die Vielfalt und die Entwicklungsmöglichkeiten eines Ausbildungsberufes sehr unzureichend sind.“
Neben den vielen Berufsorientierungsangeboten versuchten die Beraterinnen und Berater der Agentur, auch durch Aktionen wie Hybrid-Elternabende die berufliche Vielfalt zu veranschaulichen und Interesse bei den Jugendlichen, aber auch den Eltern zu wecken.
Heck betont, dass die Eltern nach wie vor großen Einfluss auf die Berufswahl ihrer Kinder hätten. „Wenn die nicht richtig informiert sind, dann wird es schwierig.“
Markt noch in Bewegung
Zum jetzigen Zeitpunkt sei der Ausbildungsmarkt noch in Bewegung, betont Katja Heck. Viele Jugendliche würden erst spät mit der Ausbildungssuche beginnen. Sie wirbt dafür, die Angebote der Agentur für Arbeit auf dem Gebiet der Berufsberatung zu nutzen.
Besonders viele Bewerberinnen und Bewerber, die bisher nicht zum Zuge kamen, gab es im Ennepe-Ruhr-Kreis in den Ausbildungsberufen Kaufmann/-frau Büromanagement (45), Kfz-Mechatroniker (42) und Medizinische/r Fachangestellte/r (29).
Die meisten offenen Ausbildungsstellen verzeichnet die Agentur für Arbeit bei folgenden Berufen: Kaufmann/-frau im Einzelhandel (66), Verkäufer/in (61) und Industriekaufmann/-frau (45), Fachkraft für Lagerlogistik (43) und Industriemechaniker/in.
Unter den Bewerbern um einen Ausbildungsplatz befinden sich laut Statistik auch 115 Geflüchtete (ohne ukrainische Staatsangehörige). Acht von ihnen haben demnach einen Ausbildungsplatz gefunden, 70 seien noch ausbildungssuchend.