Hagen. Der Betrieb des Reisezentrums ist für die Bahn in Hagen nicht mehr wirtschaftlich. Die Hintergründe – und wie es weitergehen soll.

Die Deutsche Bahn wird sich bis Ende des Jahres vom Reisezentrum im Hagener Hauptbahnhof trennen. „In Hagen betreiben wir das Reisezentrum derzeit ohne Beauftragung durch den VRR und damit ohne den Verkauf von Tickets für den Nahverkehr. Die Wirtschaftlichkeit ist durch den Rückgang der Kundenvorgänge nicht mehr gegeben und wir suchen daher zum Spätherbst bzw. Jahresende einen Partner, der den Vertrieb von Fahrscheinen für unsere Fernverkehrszüge in Lizenz übernimmt“, erklärt ein Sprecher der Bahn auf Nachfrage der Redaktion.

Man befinde sich dazu bereits in Gesprächen mit möglichen Partnern, könne zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht mehr verraten. Die Mitarbeiter seien schon über die Entscheidung informiert worden.

Nur noch Fahrkarten für den Fernverkehr verkauft

Dass die Bahn das Reisezentrum aufgibt, bedeutet wiederum nicht zwangsweise, dass die Kunden im Hagener Hauptbahnhof bald keine Fahrscheine mehr erwerben können. Tickets für den Nahverkehr werden ohnehin bereits nur noch vom Vertriebsdienstleister des VRR angeboten.

Mit Blick auf die Fahrscheine für den Fernverkehr könne „Verkauf und Service ebenso durch Partner mit einer sogenannten DB-Lizenz erfolgen. Der Vorteil: Das ganze Sortiment an einer Stelle. Kunden müssen nicht zwischen Nah- und Fernverkehr unterscheiden“, so der Sprecher weiter.

Wie es mit den Räumlichkeiten des Reisezentrums weitergeht, ist aktuell noch offen. Kunden sollen aber künftig weiter Tickets im Hauptbahnhof-Gebäude erwerben können.
Wie es mit den Räumlichkeiten des Reisezentrums weitergeht, ist aktuell noch offen. Kunden sollen aber künftig weiter Tickets im Hauptbahnhof-Gebäude erwerben können. © WP | Michael Kleinrensing

Zum Hintergrund führt der Sprecher auch eine Entscheidung des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr an: Nach einer europaweiten Ausschreibung hatte dieser im März 2017 beschlossen, ab Mitte Dezember 2019 den Verkauf von Nahverkehrstickets über Automaten und personenbediente Verkaufsstellen an Bahnhöfen durch die Transdev Vertrieb GmbH ausführen zu lassen. „Seitdem dürfen wir keine Fahrscheine im VRR-Tarif mehr vertreiben. Dies gilt auch für das Reisezentrum in Hagen“, erklärt der Sprecher.

Wir dürfen keine Fahrscheine im VRR-Tarif mehr vertreiben. Dies gilt auch für das Reisezentrum in Hagen.
Sprecher der Bahn - über die Entscheidung

Der Betrieb eigener Reisezentren, in denen nur Tickets des DB-Fernverkehrs verkauft werden, sei an vielen Standorten einfach nicht mehr wirtschaftlich.

Die Mitarbeiter des Reisezentrums in der Bahnhofshalle wurden über die Entscheidung bereits informiert.
Die Mitarbeiter des Reisezentrums in der Bahnhofshalle wurden über die Entscheidung bereits informiert. © WP | Michael Kleinrensing

Die meisten Tickets werden online gekauft

„Darüber hinaus informieren sich unsere Fahrgäste zunehmend über die digitalen Kanäle selbst und erwerben auf diesem Weg auch ihre Tickets. Im Fernverkehr der DB betrifft dies schon rund 80 Prozent der Vorgänge“, blickt der Bahn-Sprecher auf die wirtschaftlichen Gründe. Und: „Wir sind selbstverständlich bemüht, allen Kolleginnen und Kollegen einen alternativen Arbeitsplatz möglichst wohnortnah in einem anderen DB-Reisezentrum anzubieten.“

Wir sind selbstverständlich bemüht, allen Kolleginnen und Kollegen einen alternativen Arbeitsplatz möglichst wohnortnah in einem anderen DB-Reisezentrum anzubieten.
Sprecher der Bahn - über die Mitarbeiter des Reisezentrums

Wie es mit den Räumlichkeiten des Reisezentrums weitergeht und ob ein neuer Vetriebspartner dort einzieht, oder aber in anderen Räumlichkeiten die Fahrkarten verkauft, ist noch offen. Dazu könne man sich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht näher äußern, heißt es von der Bahn. Das nächste DB-Reisezentrum liegt von Hagen aus gesehen in Schwerte oder am Dortmunder oder Wuppertaler Hauptbahnhof.