Hagen. Dass in Hagen Klassenräume knapp sind, ist lange bekannt. Für erforderliche Umbauten wird inzwischen fast jeder Preis bezahlt.

Wenn in der Nach-Osterferien-Woche der Hagener Rat den Doppelhaushalt 2024/25 endlich auf den Weg bringt, geht es um Einnahmen und noch mehr Ausgaben in dreistelliger Millionenhöhe sowie einen Schuldenberg, der sich wieder der Milliarden-Marke entgegenbewegt.

Angesichts dieser Zahlen erscheint der Einzelposten für den Umbau einer Schulhausmeister-Wohnung eher lächerlich. Allerdings darf man als steuerzahlender Bürger durchaus mal skeptisch die Nase rümpfen, wenn an der Emil-Schumacher-Grundschule in Wehringhausen die Verwandlung des Facilitymanager-Zuhauses in einen Schulraum sagenhafte 400.000 Euro kosten soll. Für das gleiche Geld lässt sich locker ein nagelneues Einfamilienhaus errichten. Zumal hier ja nicht einmal ein Grundstück erworben oder eine Bodenplatte gegossen werden muss.

Eskalation der Vorschriften

Der enorme Betrag ist das klassische Ergebnis einer deutschen Vorschriften-Eskalation. Denn für einen Klassenraum gelten ganz andere Anforderungen als für eine schnöde Hausmeister-Bleibe. Da muss ein zweiter Rettungsweg her, der Brandschutz ist deutlich aufwändiger, Türen und Toiletten müssen für ganz andere Belastungen ausgerichtet sein – und dann noch die Baukostensteigerungen. Zähneknirschen stimmte die Politik vor dem Hintergrund des Grundschulplatz-Mangels der Investition letztlich zu.

An der Grundschule Kuhlerkamp soll der Hausmeister-Bungalow in zwei Jahren für den Schulbetrieb umgestaltet werden. Kostenpunkt: eine halbe Million Euro.
An der Grundschule Kuhlerkamp soll der Hausmeister-Bungalow in zwei Jahren für den Schulbetrieb umgestaltet werden. Kostenpunkt: eine halbe Million Euro. © WP | Michael Kleinrensing

Noch verrückter wird’s demnächst an der Grundschule Kuhlerkamp: Auch hier soll durch den Umbau einer Hausmeisterwohnung zusätzlicher Klassenraum geschaffen werden. Die Kosten belaufen sich hier gar auf eine halbe Million Euro. Die Maßnahme wurde jedoch als „aktuell nicht realisierbar“ eingestuft und gestrichen. Allerdings nur vorläufig: Die Umsetzung soll jetzt mit dem Doppelhaushalt 2026/27 erfolgen, dann kommt das Thema wieder auf den Tisch.

Angesichts neuer Vorschriften und weiterer Preissprünge dürfte das Projekt dann vermutlich schon 600.000 Euro kosten. Hagen hat’s ja.

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