Hagen. Bus- und Fahrradspur am Rathaus in Hagen waren in dieser Woche blockiert. Dahinter stecken Juristen, die entweder fußkrank oder mittellos sind.

Wenn an den Masten vor dem Rathaus in Hagen Flaggen wehen, deutet das auf besondere Feierlichkeiten hin. Am Mittwoch war solch ein Feiertag. Keiner, der im Kalender vermerkt ist. Aber einer, für den sich immerhin NRW-Justizminister Benjamin Limbach und Geralbundesanwalt Jens Rommel auf den Weg in die Volmestadt gemacht hatten.

Limbach allerdings war längst nicht der einzige Jurist, der sich an diesem Tag im Rathaus aufhielt. Denn im großen Saal galt es, einen Amtswechsel hochoffiziell zu begehen: Prof. Dr. Dieter Coburger wurde als Präsident am Landgericht Hagen verabschiedet, sein Nachfolger Detlef Heinrich im selben Akt eingeführt. All das geschah unter den Augen einer applaudierenden Juristen-Schar, die aus dem ganzen Land zusammengekommen war.

Limousinen mit „LG“-Kennzeichen

Darauf zumindest lassen die Kennzeichen der Limousinen schließen, die mit „LG“ in der Mitte des Kennzeichens (das könnte womöglich für Landgericht stehen) rund um das Rathaus abgestellt waren. Ein Blick auf die Brücke an der Badstraße führt uns außerdem zu der Erkenntnis, dass es sich vorzugsweise um fußkranke oder um mittellose Juristen (oder beides) gehandelt haben muss, die der Prozedur beiwohnten.

Die Brücke Badstraße, auf der eigentlich ein striktes Halteverbot gilt, war während einer Veranstaltung des Landgerichts im Rathaus zugeparkt.
Die Brücke Badstraße, auf der eigentlich ein striktes Halteverbot gilt, war während einer Veranstaltung des Landgerichts im Rathaus zugeparkt. © WP | Jens Stubbe

Wie sonst wäre es zu erklären, dass die aufpolierten Karossen jene markierten Randstreifen blockierten, die eigentlich Bussen und Fahrradfahrern vorbehalten sind, anstatt die nahen öffentlichen (aber kostenpflichtigen) Parkplätze in unmittelbarer Nähe zu nutzen?

Sondererlaubnis für Juristen

Wer nun aber glaubt, dass die Juristen es mit den in Hagen gültigen Regeln nicht so genau nehmen, der irrt. Die hohen Herren (und Damen) hatten nämlich eigens eine Sondergenehmigung erhalten. Die, so die Stadt, werde je nach Protokoll erteilt. Auch Sicherheitsaspekte spielten eine Rolle.

Juristen, die einen Radweg und eine Busspur blockieren - all jene Hagener, die in der Innenstadt arbeiten und monatlich brav für einen kostenpflichtigen Stellplatz gutes Geld abdrücken, dürfte das trotzdem sehr verwundern.