Hagen. Die Kunstwerke im Besitz der Stadt sind Teil der kommunalen Geschichte und müssen als solche den Bürger professionell präsentiert werden.
Peinlich, beschämend, frustrierend – Attribute gibt es reichlich, die den Umgang mit der Kunst im öffentlichen Raum in der Stadt Hagen beschreiben könnten. Schmeichelhaft sind diese allerdings kaum.
Dass bereits die schnöden Inventarisierungsgrundlagen fehlen, um die Werke belastbar ein- und wertzuschätzen zu können, ist sowohl in der Fachverwaltung, aber auch in der Politik seit Jahrzehnten bekannt. Allerdings hat niemand die daraus überfälligen Konsequenzen gezogen. Bis heute kann niemand mit Gewissheit sagen, was tatsächlich an Kunst im Besitz der Stadt ist, wo sich die jeweiligen Werke befinden, in welchem Zustand sie sich befinden, welche kunsthistorische Bedeutung sie darstellen und schon gar nicht, welche Werte womöglich dahinterstecken. Ein kapitaler Offenbarungseid.
Ankerpunkte der Stadtgeschichte
Und wieder einmal gibt es niemanden, der sich über diesen kulturpolitischen Skandal vernehmbar empört oder das Thema regelmäßig an den Pranger stellt. Stattdessen wird auf dem Hochaltar des permanenten Spardrucks selbst eine fest in Aussicht gestellte Halbtagsstelle wieder gestrichen, um zumindest einmal einen Einstieg in eine fundierte Bestandsaufnahme des vorhandenen Kunst-Portfolios zu erlangen. Gerade einmal 30.000 Euro pro Jahr wären für diese so wichtige Aufgabe vonnöten, um Ankerpunkte der Stadtgeschichte für die Nachwelt zu identifizieren, zu interpretieren und vor allem zu präsentieren.
Hagen braucht endlich eine Strategie, um einen zeitgemäßen Umgang mit der Kunst im Eigenbesitz zu entwickeln und das Thema damit langfristig fest im kulturellen Leben der Stadt zu verankern. Den Werken muss mehr Raum zur Beachtung geschaffen werden, um in dem Überangebot an provokanter Werbung, glitzernden Neubauten und knallbunten Hinweisschildern nicht völlig unterzugehen. Da Hagen ja gerade ohnehin dabei ist, der Innenstadt neue Identifikationsankerpunkte verschaffen zu wollen, besteht darin vielleicht sogar eine Chance, die Schätze der Stadt so zu inszenieren, dass sie in einer immer vielfältiger werden Gesellschaft auf lokaler Ebene eine identitätsstiftende Rolle übernehmen.
Bestandteil der Stadtplanung
Der Deutsche Städtetag hat bereits 2013 festgestellt, dass Kunst im öffentlichen Raum einen wirksamen Beitrag zu einem positiven Erscheinungsbild sowie zum kulturellen Profil der Städte leisten soll. Ihre Platzierung sollte auf der Grundlage eines Gesamtkonzeptes erfolgen, das planerische, baukulturelle sowie historische Aspekte einbezieht und Maßnahmen der Instandhaltung, Weiterentwicklung und der Vermittlung vorsieht. Dabei sollten Kunst im öffentlichen Raum und Stadtentwicklungskonzepte in einer ressortübergreifenden Planung entwickelt werden.
Um diesen Ansatz nur annähernd verfolgen zu können, muss in Hagen dringend die erforderliche Kärrnerarbeit geleistet werden: Ein ideales Feld für die lokale Unternehmerszene, hier langfristig die Patenschaft für eine qualifizierte Kümmerer-Stelle zu übernehmen.