Hohenlimburg. Sechs Windräder baut SL Naturenergie auf einer Baustelle kurz vor der Stadtgrenze am Stoppelberg. Kosten: 60 Millionen Euro. Ein Besuch

Eigentlich lockt die grüne Landschaft zwischen Stoppelberg, Brechtefeld und Hunsdiek eher Wanderer an, doch aktuell rollen hier Schwertransporte und ein Bagger hievt Bauteile auf Türme, die mehr als doppelt so hoch sind wie der leere Arbeitsamt-Tower in Hagen. Der wachsende Windpark Hohenlimburg ist die Mega-Baustelle vor den Toren des Stadtgebietes. Vier Windenergieanlagen entstehen allein auf dem Stoppelberg, zwei weitere im Hinterland bei Hunsdiek und Brechtefeld. Rund 60 Millionen Euro kostet der Bau dieser Anlagen, beziffert der Betreiber SL Naturenergie auf Anfrage. Auf der Baustelle sind mehrere dutzend Arbeiter unterwegs, Sie bedienen Selbstfahrer und Krans und montieren Windrad-Flügel in luftiger Höhe.

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Selbstfahrer transportiert Flügel

Um ein Rotorblatt die gut sechs Kilometer lange Strecke vom Zwischenlager auf Haßley zu der Baustelle zu bringen, braucht es gute drei Stunden. Auf der Lagerfläche liegen aktuell noch zwei Flügel. „Morgen früh geht der nächste Transport“, sagt Roger Dahms, der als „Operator“ mit vier Kollegen das tonnenschwere Fahrzeug steuert, das für den Transport genutzt wird. Dieser „Selbstfahrer“ fährt per Radnabenmotor und hat bis zur Baustelle eine hügelige und teils schmale und steile Strecke zu überwinden. „Die vielen Steigungen und Gefälle sind schon herausfordernd“, sagt Dahms.

Roger Dahms steuert mit seinem Team den Selbstfahrer „SPMT“. Dieser bringt die Windradflügel vom Zwischenlager auf Hassley auf die Baustelle am Stoppelberg.
Roger Dahms steuert mit seinem Team den Selbstfahrer „SPMT“. Dieser bringt die Windradflügel vom Zwischenlager auf Hassley auf die Baustelle am Stoppelberg. © Alex Talash | Alex Talash

TÜV prüft Gefährt

Mit einem der 21 Tonnen schweren und 67 Meter langen Rotorblättern im Gepäck ist der Selbstfahrer nicht viel schneller auf den Wegen unterwegs als einer der vielen Wanderer. In etwa zwei Wochen wolle man alle noch fehlenden Bauteile auf die Windrad-Baustellen um Stoppelberg und Brechtefeld transportiert haben. Mehr als eine Fahrt pro Tag gibt es nicht, los geht es in den frühen Morgenstunden.

Der Selbstfahrer transportiert die rund 67 Meter langen und 20 Tonnen schweren Windradflügel vom Zwischenlager auf Hassley auf die Baustelle. Für die rund sechs Kilometer lange Fahrt braucht das Gefährt zirka drei Stunden.
Der Selbstfahrer transportiert die rund 67 Meter langen und 20 Tonnen schweren Windradflügel vom Zwischenlager auf Hassley auf die Baustelle. Für die rund sechs Kilometer lange Fahrt braucht das Gefährt zirka drei Stunden. © Alex Talash | Alex Talash

Vor Fahrtantritt mit Flügeln muss erst der TÜV anrücken, weil das Gefährt dann mehr als hundert Tonnen wiegt. Für jeden Über-hundert-Tonnen-Transport muss diese Abnahme erfolgen, das ist gesetzlich vorgeschrieben. „Wir wollen ja kein Schwarzfahrer sein“, sagt Operator Roger Dahms, dessen Akzent seine Herkunft aus der belgischen Eifel verrät. Ein Katzensprung verglichen mit den Männern aus Portugal, die mit der Montage der tonnenschweren Rotorblättern in luftiger Höhe beschäftigt sind.

Rotorblätter montiert

Gestern hat das zweite neue Windrad am Stoppelberg seine Flügel bekommen. Der Fahrstuhl im Turm ist noch nicht in Betrieb, weshalb die Monteure die rund 150 Meter hoch in die Gondel per Leiter klettern. Rund eine halbe Stunde brauchen sie für den Aufstieg. „Um einen Flügel zu montieren, dafür brauchen wir unterm Strich zirka zwei bis drei Stunden“, beziffert Antonio Pereira, Leiter des Montage-Teams aus Portugal.

Antonio Pereira leitet das portugiesische Montage-Team und koordiniert den Anschluss der Rotorblätter an die Gondel.
Antonio Pereira leitet das portugiesische Montage-Team und koordiniert den Anschluss der Rotorblätter an die Gondel. © Alex Talash | Alex Talash

Mehrere Bauteams vor Ort

Auf der Baustelle arbeiten mehrere Bauteams parallel. So stehen die Monteure per Funk in engem Kontakt mit einem deutschen Team, das den Baukran steuert, der die einzelnen Flügel erst in die Höhe hievt. Ein Baukran, der optisch an einen Braunkohlebagger erinnert und dessen langer Arm mit seinen 173 Metern höher ist als der Kölner Dom. Rund tausend Tonnen Gewicht bringt das technische Ungetüm auf die Waage, was etwa 14 Kampfpanzern oder 33 Coils aus Hohenlimburger Walzwerken entspricht.

Das zweite von sechs neuen Windrädern zwischen Stoppelberg und Hunsdiek hat am Dienstag seine Flügel bekommen. Der Baukran hat die Rotorblätter dafür auf rund 150 Meter Höhe gehievt - fast so hoch wie der Kölner Dom.
Das zweite von sechs neuen Windrädern zwischen Stoppelberg und Hunsdiek hat am Dienstag seine Flügel bekommen. Der Baukran hat die Rotorblätter dafür auf rund 150 Meter Höhe gehievt - fast so hoch wie der Kölner Dom. © Alex Talash | Alex Talash

Tausend-Tonnen-Kran

Dank riesiger Kettenraupen kann dieser Baukran theoretisch auch fahren, schildert Dino Wachsbaum vom Kranführer-Team. „Praktisch wollen wir das aber bei den Gegebenheiten hier nicht“, verweist er auf das buckelige Gelände am Stoppelberg. Heißt: Wenn die drei Flügel montiert sind, wird der Kran komplett abgebaut und in Einzelteilen per Lastwagen zum Baufeld des nächsten Turms gebracht, der mit Windrad-Flügeln ausgestattet werden soll. „Für den Ab- und Wiederaufbau des Krans brauchen wir rund eineinhalb Wochen“, sagt Wachsbaum.

Rund tausend Tonnen wiegt der massive Baukran für die Montage der Rotorblätter an die Windräder.
Rund tausend Tonnen wiegt der massive Baukran für die Montage der Rotorblätter an die Windräder. © Alex Talash | Alex Talash

Vier Windräder abgebaut

Die sechs neuen Windräder zwischen Stoppelberg und Hunsdiek sind vom Typ Enercon E-138 und sollen noch in diesem Jahr fertig werden. Vier ältere Windräder, die sich seit Jahren zwischen Stoppelberg und Hunsdiek drehen, werden dafür abgebaut. Die neuen Anlagen werden zwischen 150 und 160 Meter hoch, den höchsten ausgestreckten Flügel hinzugerechnet sogar über 200 Meter.

(von Links) Dominik Teesmann und Dino Wachsbaum vom Kranführer-Team gemeinsam mit dem Bauleiter Salvador Villalpando von SL Naturenergie.
(von Links) Dominik Teesmann und Dino Wachsbaum vom Kranführer-Team gemeinsam mit dem Bauleiter Salvador Villalpando von SL Naturenergie. © Alex Talash | Alex Talash

„Wir hoffen, dass wir die Anlagen bis zum Sommer in Betrieb nehmen können“, sagt Salvador Villalpando, zuständiger Bauleiter von SL Naturenergie für den Windpark Hohenlimburg. „Das hängt aber auch von der Witterung ab.“ Regen und Kälte machen dabei weniger Probleme. Die größte Hürde ist gerade das Element, das den Investor überhaupt auf den Stoppelberg gelockt hat: „Für uns ist der Wind grundsätzlich gut“, sagt Villalpando., „aber für die Montage können wir ihn nicht gebrauchen.“