Hagen-Mitte. Der Druck auf dem Hagener Betreuungskessel ist gewaltig. Seit 2018 sind 16 Großtagespflegestellen enstanden. Nun die nächste.

Da ist die Nächste. Nummer 16. So viele Großtagespflegestellen gibt es mittlerweile in Hagen, nach dem 2018 in Wehringhausen die Erste eröffnet worden war. Die Einrichtungen und ihr schnelles Wachstum sind Ausdruck davon, wie hoch der Druck auf dem Hagener Betreuungskessel bleibt. Gerade bei Kindern, die unter drei Jahren alt sind. Das sieht man ganz gut an Nummer 16, gelegen am Johanniskirchplatz 2 im Herzen der Stadt. Zum 1. August wird sie bereits ausgebucht sein.

Ein guter Deal für die Stadt. In die Räumlichkeiten eines ehemaligen Friseurs direkt neben der Einfahrt in die Tiefgarage des Cinestar-Kinos ist für 122.000 Euro eine neue Großtagespflegestelle gebaut worden. Recht unkompliziert, wie die Verfahrensbeteiligten erklären. Es handelt sich um Räumlichkeiten der Hagener Gemeinnützigen Wohnungs GmbH (HGW). Die Abläufe seien „reibungslos“ gewesen, wie Dirk Hannusch erklärt. Er leitet bei der Stadt Hagen den Bereich der Tagesbetreuung. Eine schwierige Mission.

In Großtagespflegestellen arbeiten immer zwei Tagesmütter mit neun Kindern.
In Großtagespflegestellen arbeiten immer zwei Tagesmütter mit neun Kindern. © WP

Unter Dauer-Vollgas

Und zwar deshalb, weil man im Prinzip Dauer-Vollgas gibt und doch den Zahlen hinterherrennt. Noch 2024 wird die Stadt in Wehringhausen an der Wehringhauser Straße 39 eine nagelneue Kita für 125 Kinder eröffnen. Außerdem sollen neue Plätze an der Franzstraße in Oberhagen (20 Kinder), in Eilpe (35 Plätze), in Eckesey (45 Kinder) und in Berchum (55 Kinder) eingerichtet werden. 2025 kommen weitere Kapazitäten am Jungfernbruch in Haspe (75 Kinder), an der Prentzelstraße in Mitte (70 bis 75 Kinder), an der Fleyer Straße (75 Kinder) und an der Cunostraße auf Emst (75 Kinder) hinzu.

Ende vergangenen Jahres lebten knapp über 12.000 Kinder im Vorschulalter in Hagen. In den 106 Hagener Kindergärten wurden rund 6700 Jungen und Mädchen betreut, davon 1328 U3-Kinder. In Deutschland existiert keine Kindergarten-Pflicht, aber es gibt einen Rechtsanspruch. Würden also alle Eltern ihre Kinder ab dem ersten Lebensjahr in einer Tagesstätte anmelden, würde das System zusammenbrechen

Die Wartelisten sind lang

Hagen hat Glück. Viele Familien melden ihre Kinder erst mit vier oder fünf Jahren in einer Kita an. Trotzdem sind die Wartelisten sehr lang. Letztes Jahr waren es über 600 Kinder, die auf einen Platz warteten.

Die Großtagespflegestellen sollen im U3 etwas Druck nehmen. Auch wenn 16 an der Zahl schon viel sind seit Erstumsetzung 2018. Es können immer nur neun Kinder von zwei Betreuerinnen darin umhegt werden. Großtagespflegestellen und Tagesmütter (85 Stück) konnten in Hagen 2023 bis zu 560 Kinder betreuen. Mit der gestiegenen Zahl an Großtagespflegestellen ist auch diese Zahl leicht gestiegen.

Flexible Öffnungszeiten

In einer Großtagespflegestelle arbeiten die Tagesmütter nicht auf eigene Rechnung, sondern sind Angestellte eines anerkannten Trägers der Kindertagespflege, der die Räume zur Verfügung stellt. Die Öffnungszeiten der Großtagespflegestellen sind grundsätzlich flexibel und werden mit den Eltern abgestimmt.

Von den 16 Großtagespflegestellen sind drei privatwirtschaftlich betrieben (durch Tagesmütter), andere durch den Sozialdienst katholischer Frauen, die Caritas, die AWO und das Unternehmen Alia Siegen. 20 Großtagespflegestellen seien erst mal das Ausbauziel, erklärt Dirk Hannusch. Die nächste wird in der Augustastraße eröffnet. Zwei weitere im Bereich der Henry-van-de-Velde-Grundschule. „Kita-Ausbau und Großtagespflegestellen scheitern grundsätzlich nicht am Geld“, betont Oberbürgermeister Erik O. Schulz. Vielmehr sei das eine Frage von Planungskapazitäten und - noch entscheidender - Flächen und Räumen.

In Frage kommende Immobilien müssen ebenerdig sein. Grundsätzlich, so Dirk Hanusch, sei alles prüf- und denkbar. Wer also Raum zur Verfügung stellen möchte, kann sich an die Stadt Hagen wenden unter 2074440.