Hagen-Haspe. Modernisierungsstau gibt es an der Friedrich-Harkort-Schule in Hagen-Haspe reichlich. Doch das Millionen-Projekt wird immer wieder verschoben.

Die Mängelliste, die Bianca Kirchhoff zum Investitions- und Sanierungsstau an der Friedrich-Harkort-Schule am Quambusch zusammengestellt hat, ist imposant: Die Themenpalette reicht von Türen und Toiletten über Fenster und Fassade bis hin zu Glasfaser-Netz und Beleuchtung. „In den letzten Jahren wurden einige notwendige Arbeiten ,nach hinten‘ verschoben“, formuliert die Schulpflegschaftsvorsitzende der Hasper Grundschule mit der Faust in der Tasche diplomatisch.

Stets sei das Argument gewesen, die einzelnen Mängel im Rahmen einer umfassenden energetischen Sanierung gleich miterledigen zu wollen: „Teils bestehen die Vorhaben schon seit 2010“, macht sie deutlich, wie viele Schüler- und Elterngenerationen, aber auch die Lehrerschaft jetzt schon hingehalten werden. Doch wann es jetzt tatsächlich losgeht, steht weiterhin völlig in den Sternen. Achim Krüger, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Gebäudewirtschaft bei der Stadt Hagen, versichert: „Das Gebäude ist energetisch eine Katastrophe – wir wissen, dass wir da dran müssen“, kann er aber auch keinen konkreten Termin benennen.

Im Rahmen des Kommunalinvestitionsfördergesetzes war eingeplant, die Schule mit einer Summe von 4,25 Millionen Euro zu ertüchtigen.
Horst Wisotzki - Bezirksbürgermeister in Haspe

„Im Rahmen des Kommunalinvestitionsfördergesetzes war eingeplant, die Schule mit einer Summe von 4,25 Millionen Euro zu ertüchtigen“, macht Haspes Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki deutlich, dass es im Hagener Rathaus offenkundig tatsächlich schon ein Drehbuch dafür gibt, wie Fenster, Dach, Fassade, Heizung und Elektro saniert werden sollten. Doch letztlich rannten den Planern in der Verwaltung sowohl die Kosten als auch die Zeit davon, sodass sich zuletzt abzeichnete, dass eine Sanierung innerhalb des Ende 2024 endenden Förderzeitraums nicht mehr gelingen werde. Für die Schulfamilie vom Quambusch ist diese Botschaft zu dem 70er-Jahre-Bau der nächste herbe Nackenschlag.

Lange Mängelliste der Eltern

„Von der Stadtverwaltung habe ich die Antwort erhalten, dass die Grundschule im derzeitigen baulichen Zustand noch über mindestens fünf Jahre ohne Ertüchtigung weiter betrieben werden kann“, zeigte sich Wisotzki in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung von dieser langmütigen Einschätzung aus dem Rathaus durchaus erstaunt. Denn parallel liegt auf seinem Schreibtisch die Mängelliste der Schulpflegschaftsvorsitzenden, die detailreich aufgeführt hat, wo dringender Handlungsbedarf bestehe.

Vor allem die Türen und Fenster in dem Gebäude sind in den Augen der Eltern nicht bloß marode, sondern teilweise sogar gefährlich und undicht.
Vor allem die Türen und Fenster in dem Gebäude sind in den Augen der Eltern nicht bloß marode, sondern teilweise sogar gefährlich und undicht. © WP | Michael Kleinrensing

So sollten, so die Elternvertreterin, bereits seit 2010 die völlig undichten und – je nach Wetterlage – klemmenden Türanlagen auf der Hof- und Parkplatzseite ausgetauscht werden. Die Fenster und Oberlichter müssten dringend instandgesetzt werden, weil diese mit Blick auf die anstehende Sanierung zuletzt gar nicht mehr repariert, sondern eher unnutzbar gemacht worden seien.

Zudem, so Bianca Kirchhoff weiter, müsse die Verdunkelung, die vor zu intensiver Sonneneinstrahlung schützt, dringend überarbeitet werden. So würden in den Obergeschossen an warmen Sommertagen bereits in den frühen Morgenstunden Temperaturen jenseits der 30 Grad erreicht. Dies alles trotz geschlossener Verdunkelung, sodass die Kinder den ganzen Tag im Kunst- und Dämmerlicht sitzen. Dabei ist die Mechanik inzwischen so marode und schwergängig, dass manche Lehrer die mit einer Kurbel zu bedienenden Aluminium-Außenrollos schon gar nicht mehr bewegen können, weil diese nach 50 Jahren sich kaum mehr bewegen lassen.

Toiletten rissig und undicht

Kaum besser die Lage in den Toiletten, wo die Kabinentüren klemmen oder sich gar nicht verschließen lassen. Zudem sind die stark abgenutzten WCs rissig und undicht, appelliert die Schulpflegschaftsvorsitzende, die überdimensionierte Anlage nach einem halben Jahrhundert komplett zu sanieren und umzubauen.

Teile der Fassade der Friedrich-Harkort-Schule werden durch provisorische Winkeleisen-Lösungen zusammengehalten.
Teile der Fassade der Friedrich-Harkort-Schule werden durch provisorische Winkeleisen-Lösungen zusammengehalten. © WP | Michael Kleinrensing

Weitere Schwachstellen, so die Elternschaft: Die faktisch nicht vorhandene Isolierung der Fassade, die aus Brandschutzgründen ungebremst zufallenden Türen (Fingerklemmgefahr), aber auch die Außenbeleuchtung rund um das Gebäude sowie die fehlende Glasfaser- und WLAN-Technologie.

Bezirksbürgermeister Wisotzki, als ehemaliger Feuerwehrchef technisch durchaus versiert, machte sich daraufhin selbst ein Bild vom aktuellen Zustand des Gebäudes: „Die Aluminiumelemente der Fassade sowie der Riegel-Pfosten-Konstruktion der Fenster und Außentüren haben sich durch den Wechsel aus Kälte und Wärme inzwischen so verzogen, dass bis zu fünf Millimeter große Spalten zwischen den Bauteilen entstanden sind, die im gesamten Gebäude für starke Zugluft sorgen.“ Entsprechend müsse das Gebäude maximal beheizt werden, um annähernd normale Zimmertemperaturen zu erreichen.

Wisotzki: „Zieht wie Hechtsuppe“

Zudem berichtet Wisotzki nach seinem Besuch von losen Deckenplatten in den Klassenzimmern, die herabzustürzen drohen: „Teilweise werden Außenfassaden nur durch nachträglich angebrachte Winkelstücke vor dem Umstürzen gehalten“, bestätigt er auch die von der Elternschaft skizzierten Provisorien eines Metallbaubetriebes. „Die einscheibigen Fenster und Oberlichter sind undicht, sodass im Winter auf der Innenseite Kälteblumen entstehen und im Sommer Wärme in Saunastärke ins Gebäude gelangt. Es zieht dort wie Hechtsuppe.“ Im Verwaltungstrakt, so die Schulpflegschaftsvorsitzende, würde sich an den Fenstern innen so viel Schwitzwasser bilden, dass am Boden bereits Pfützen entstehen.

Vor diesem Hintergrund forderte die Bezirksvertretung Haspe die Verwaltung einstimmig auf, kurzfristig zu prüfen, ob in der Grundschule am Quambusch überhaupt noch ein unbedenklicher Schulbetrieb möglich sei. „Ein weiterer Winter unter diesen baulichen Rahmenbedingungen ist wirklich eine Zumutung“, machte der Bezirksbürgermeister stellvertretend für das Gremium deutlich, dass die Politik in Sachen Friedrich-Harkort-Schule mit ihrer Geduld am Ende sei.

Natürlich ist die Schule in die Jahre gekommen, aber sie funktioniert, wie sie ist und steht auch nicht schlechter da als andere Schulen in Hagen.
Achim Krüger - Stellvertretender Leiter des Fachbereichs Gebäudewirtschaft

Dies können die Verantwortlichen im Fachbereich Gebäudewirtschaft durchaus nachvollziehen: „Natürlich ist die Schule in die Jahre gekommen, aber sie funktioniert, wie sie ist und steht auch nicht schlechter da als andere Schulen in Hagen“, kann Achim Krüger keine konkrete Aussicht auf baldige Besserung machen. Hier spiegele sich letztlich der permanente Mangel in Hagen an Personal und Geld wider.

Grundsätzlich sei jedoch weiterhin geplant, das Stahlbetonskelett des Gebäudes mit den vorgehängten Fassadenplatten durch eine davorgesetzte Außenhaut zu ersetzen und somit sämtliche Klassenräume zu erweitern. In diesem Zuge, so Krüger weiter, könne unter anderem eine zeitgemäße Wärmedämmung verbaut, neue Leitungen für Computertechnik und Heizung verlegt und ein neues Dach montiert werden, sodass die Schule für Jahrzehnte wieder einen angemessenen Standard biete. Allerdings: Im gerade zur Beratung anstehenden Doppelhaushalt 2024/25 findet sich für diese Millionen-Sanierung bislang kein einziger Euro.