Hagen-Boele. Viel Handarbeit in der Loßrock-Halle in Boele. Der Wagenbau des Brauchtumvereines läuft auf Hochtouren. Wie entsteht ein solcher Wagen?
Wer kennt sie nicht: die bunten Persiflage- und Prunkwagen der zahlreichen Karnevalsgesellschaften. Doch wie entstehen diese Wagen und wie viel Arbeit steckt hinter dem fahrbaren Untersatz der Tollitäten? Die Redaktion hat sich bei den Boeler Loßröcken einmal umgehört.
Obwohl der Rosensonntag eigentlich der Tulpensonntag ist, ist die Vorfreude auf den großen Straßenumzug der Boeler Loßröcke bereits in der Halle zu spüren. Eifrig wird an den Prunk- und Persiflagewagen gearbeitet. Wie diese aussehen, ist für die Öffentlichkeit noch streng geheim. Für die Redaktion wurde aber eine Ausnahme gemacht und unser Reporter hat einen Blick hinter die Kulissen des Wagenbaus erhalten.
Viel Ehrenamt und Handarbeit
Die Gestaltung der Wagen ist komplette Handarbeit und wird komplett von den Ehrenamtlichen geleistet. „Jacques Tilly wollte für uns nicht arbeiten!“, scherzt Loßröcke-Vorsitzender Thomas Sieker. Für ihn ist der Wagenbau neben der Brauchtumspflege das Highlight des karnevalistischen Umzuges. „Wenn das erste Mal die Wagen aus der Halle gezogen werden - am besten noch bei strahlendem Sonnenschein - ist das immer wieder ein überwältigendes Gefühl“, so Sieker.
Dabei jedoch immer ein passendes Thema zu finden, sei die Schwierigkeit. Schriftführer Thorben Gartmann erklärt, dass aufgrund des hohen Aufwands und der rein ehrenamtlichen Arbeit, keine brandaktuellen Themen aufbereitet werden können: „In Düsseldorf oder Köln arbeiten Profis den ganzen Tag an den Wagen. Das können wir mit unserem vergleichsweise kleinen Team nicht stemmen.“
Die Aufbauten auf den Wagen sind selbst konstruiert. „Das Stahlgerüst der Figur haben wir selber geschweißt“, erklärt Sieker stolz. Er verrät auch, dass dieser Wagen von seinem Lieblingsfilm inspiriert sei. Der Film wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Doch nicht nur in der Halle wird eifrig an den Vorbereitungen des Zuges gebastelt: Auch in den heimischen Wohnzimmern und Nähstuben werkeln fleißig die Teilnehmer und Mitglieder an den Kostümen und kleineren Aufbauten, führt Sieker weiter aus.
Brauchtum aus Corona gut zurückgekommen
Rückblickend auf die Corona-Pandemie sind sich Vorsitzender und Schriftführer einig: Das Brauchtum und insbesondere der Karneval hätten die Pandemie hervorragend überstanden: „Wir machen hier sehr viel ehrenamtlich im Brauchtum vor allem für andere, für die Besucher der Umzüge und der Karnevalsfeiern. Darüber hinaus gibt es ja auch die vielen Loßrock-Veranstaltungen das ganze Jahr über.“ Dies hervorzuheben, ist dem ersten Vorsitzenden besonders wichtig. In Zeiten, wo das Ehrenamt immer mehr in den Hintergrund rücke und sich viele Menschen nicht mehr in einem Verein engagieren, möchte er das Bewusstsein wieder schärfen.
Vielleicht gerade deshalb können sich die Hagener und Besucher aus dem Umkreis auf den Umzug durch Boele freuen. Gartmann zufolge werden 53 Zugpositionen aus 12 Vereinen mit 16 Wagen am Boeler Umzug teilnehmen. Der Zug selbst wird sich auf etwa 300 Meter aufstellen und während des Umzuges deutlich länger werden, schätzt Archivar Jürgen Hentges.
Auf den Namensirrtum beim Rosensonntag angesprochen, muss der erste Vorsitzende grinsen: „Bei uns gibts einen Rosensonntag - und das schon seit über 70 Jahren!“ Er gibt aber auch zu, dass dies schon zu Verwirrungen bei Vereinen im Rheinland geführt hat.
Vorbereitungen der Polizei
Auf Anfrage der WP erklärt Polizeisprecher Tim Sendler, dass sich die Polizei intensiv auf die Karnevalsumzüge in Boele und der Hagener Innenstadt vorbereitet. So werde die Polizei in enger Abstimmung mit dem Ordnungsamt starke Präsenz zeigen. Dazu gehöre auch, dass verstärkt Alkohol- und Drogenkontrollen durchgeführt werden: „Alle Polizistinnen und Polizisten werden frühzeitig und konsequent gegen Randalierer und Straftäter vorgehen“, so Sendler weiter. Außerdem werde die Bereitschaftspolizei an den tollen Tagen unterstützen.