Hagen. In 50 von 53 NRW-Städten ist die Zahl der Erwerbstätigen gestiegen. Aber nicht in Hagen. Ein Blick ernüchternder auf die Zahlen.
In NRW gab es im vergangenen Jahr insgesamt 9,7 Millionen Erwerbstätige. In 50 der 53 Kreise und kreisfreien Städte ist die Zahl der Erwerbstätigen mit einem Arbeitsplatz innerhalb des Bundeslandes somit gestiegen.
Allerdings nicht in Hagen – die Stadt bewegt sich angesichts der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit und dem Mangel an Neuansiedlungen oder Betriebserweiterungen mit der jüngsten Entwicklung am absoluten NRW-Tabellenende. Vor diesem Hintergrund kritisiert SIHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Geruschkat die aktuellen Steuererhöhungspläne der Hagener Stadtspitze als ein falsches Signal.
Schlechtestes Ergebnis in NRW
Die Zahl der Erwerbstätigen in Nordrhein-Westfalen ist im Jahr 2022 um 126.700 auf rund 9,7 Millionen gestiegen. Das entspricht einem Plus von 1,3 Prozent gegenüber 2021. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, war damit die Erwerbstätigenzahl fast überall höher als ein Jahr zuvor.
Die deutlichsten Zuwächse gab es im Kreis Paderborn (+2,3 Prozent) sowie in den Städten Oberhausen (+2,2 Prozent) und Münster (+2,1 Prozent). In der Stadt Hagen verringerte sich hingegen die Zahl der Erwerbstätigen am Arbeitsort von 96.400 auf 95.800 (−0,7 Prozent). Ähnliche Negativtendenzen gibt es in NRW lediglich noch im Kreis Siegen-Wittgenstein (−0,5 Prozent) sowie in der Stadt Solingen (−0,2 Prozent).
Mit rund 7,5 Millionen waren im Jahr 2022 mehr als drei Viertel (77,6 Prozent) der Erwerbstätigen im Dienstleistungsbereich tätig. Das waren 124.500 mehr als 2021 (+1,7 Prozent). Für Oberhausen, das in Hagen gerne als ewiger Letzter beäugt wird, wurde mit einem Zuwachs von 2100 (+2,8 Prozent) sogar der höchste Anstieg der Erwerbstätigen am Arbeitsort in diesem Sektor ermittelt. In Hagen waren im Jahr 2022 exakt 73.800 Frauen und Männern im Dienstleistungssektor unterwegs. Damit lag der Anteil dieser Jobs nur knapp unter dem Landesschnitt, ist jedoch um 1,1 Prozent zurückgegangen.
Zahlen im Produzierenden Gewerbe stabil
Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, lag der Anteil der Erwerbstätigen des Produzierenden Gewerbes an der Gesamtwirtschaft bei 21,7 Prozent. In Hagen sind dies sogar 22,8 Prozent. Gezählt wurden hier entlang der vier Flusstäler 21.900 Menschen, ein Plus von 1,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Sektor blieb mit 2,1 Millionen gegenüber dem Vorjahreswert nahezu unverändert. Mit 39,7 Prozent weist der Kreis Gütersloh den höchsten Anteil von Erwerbstätigen im Produzierenden Gewerbe auf. NRW-weit wurde hier mit 92.900 auch die höchste Zahl an Erwerbstätigen insgesamt ermittelt.
Rund 1,2 Millionen Menschen gehörten NRW-weit 2022 zu den marginal Beschäftigten (hauptsächlich geringfügig Beschäftigte und Ein-Euro-Jobber). Im Vergleich zu 2021 blieb ihre Zahl damit nahezu unverändert. Im Jahr 2022 sank der Anteil der marginal Beschäftigten an allen Erwerbstätigen auf zwölf Prozent. In Hagen sind von diesem Status 10.500 Beschäftigte betroffen, 3,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten liegt bei 11 Prozent.
„Der Arbeitsmarkt in Hagen bleibt unter Druck“
„Der Arbeitsmarkt in Hagen bleibt unter Druck“, bilanziert auch SIHK-Hauptgeschäftsführer Geruschkat diese aktuellen Zahlen durchaus mit Sorge. „Die Ursachen sind vielfältig. Marginale Beschäftigungsverhältnisse und der Dienstleistungssektor spüren vermutlich immer noch die Spätfolgen der Coronapandemie.“ Positiv dagegen sei die Stabilität des produzierenden Gewerbes, denn hier entwickelten sich die Zahlen tendenziell besser als im Landestrend. „Darauf darf sich Hagen aber nicht ausruhen“, mahnt der Spitzenvertreter der heimischen Wirtschaft.
Kritik am Steuerkurs der Stadt
„Notwendig bleibt weiterhin eine aktive Flächenpolitik und eine nachhaltige Unterstützung der Unternehmen in den Transformationsprozessen“, schreibt Geruschkat der Stadt ins Stammbuch und warnt zugleich: „Eine Erhöhung der Hebesätze von Grund- und Gewerbesteuer wäre kontraproduktiv und würde der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Hagen schaden.“ Genau diesen Schritt hatte der Kämmerer zuletzt vorgeschlagen, um die in den nächsten drei Jahren drohenden Defizit-Haushalte zumindest ein wenig abzupuffern.
Die hier vorgestellten Ergebnisse basieren auf Berechnungen des Arbeitskreises „Erwerbstätigenrechnung der Länder“ zum Berechnungsstand August, dem auch IT.NRW angehört. In die Erwerbstätigenrechnung einbezogen sind – neben den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – auch Beamte, marginal Beschäftigte sowie Selbstständige und mithelfende Familienangehörige.