Boele. Die erste Partei in Hagen fordert eine zentrale Unterbringung, um die Sporthallen wieder zu öffnen. Es geht konkret um ein Gebäude in Boele.
„Manchen trifft es nun schon zum dritten Mal, dass Schul- oder Vereinssport auf unbestimmte Zeit eingeschränkt werden. Ich kann nachvollziehen, wenn das belastend wirkt.“ Der Bezirksbürgermeister im Hagener Norden, Heinz-Dieter Kohaupt (CDU), wird deutlich mit Blick auf die Schneeball-Effekte, die sich durch die Schließung von Turnhallen ergeben haben, um geflüchtete Menschen in Hagen in ihrer Not unterbringen zu können. Die CDU, größte Fraktion im Hagener Rat, wagt den ersten öffentlichen Vorstoß, eine zentrale Flüchtlingsunterkunft zu schaffen, um Clubs und Schulen wieder Raum für ihr Vereinsleben zu geben. Ganz konkret fasst die CDU dabei ein Gebäude im Hagener Norden ins Auge.
Weg von den Sporthallen
„Es ist uns klar, dass der Krisenstab bei den kurzfristigen Flüchtlings-Zuweisungen schnell reagieren muss“, sagt Kohaupts Parteifreund und CDU-Fraktionsvorsitzender Jörg Klepper. „Dass die Verwaltung dabei auf bewährte Konzepte zurückgreift, ist richtig und nachvollziehbar. Mittelfristig müssen wir aber weg von der Unterbringung in Sporthallen.“ Er weiß um die geringe Planbarkeit der Flüchtlingszahlen: „Ich beneide die Verwaltung nicht, weil sie nicht im Ansatz abschätzen kann, wie sich die Situation mittelfristig weiterentwickelt. Das macht Planungen so schwer. Dennoch appelliere ich eindringlich an die handelnden Akteure, an die Betroffenen zu denken. Für mich sind die Sperrungen der Karl-Adam-Halle und der Sporthalle Boelerheide nur Übergangslösungen. Wir müssen die Sportstätten mittelfristig wieder frei bekommen, müssen noch einmal alle in Frage kommenden Immobilien im ganzen Stadtgebiet abklopfen.“
In einem halben Jahr sollten Alternativen möglich sein, glaubt Klepper. Heinz-Dieter Kohaupt, im Ehrenamt selbst ehemaliger Jugendtrainer, erinnert in diesem Zusammenhang an die Bedeutung von Schul- und Vereinssport: „Egal, ob Jung oder Alt: Regelmäßiger Sport ist wichtig, um Körper und Geist gesund zu halten. Mannschaftssport ist ein wichtiges Element der Integration und ein bedeutender Faktor von gesellschaftlichem und sozialem Wachstum. Pubertierenden Jugendlichen hilft der Sport bei der emotionalen Stabilisierung in einem herausfordernden Lebensabschnitt. Das dürfen wir alles nicht vergessen, wenn wir Sporthallen ihrer eigentlichen Bestimmung entziehen.“
Hätte die Politik handeln müssen?
Aber hätten nicht auch die politischen Parteien nach den großen Unterbringungsherausforderungen in dne Jahren 2015 und 2016 darauf drängen müssen, dass eine künftige Unterbringungsstrategie gefunden wird. Reciht es, dabei auf die Stadt zu zeigen?“ „Seit 2015 sind sieben Jahre ins Land gegangen, in denen wir höchst unterschiedliche Zuweisungszahlen zu verzeichnen hatten. Zwischenzeitlich stellte sich die ungeplante Corona-Pandemie ein, sind unzählige Entscheidungen zu den Kommunalen Investitionsförderprogrammen zu fällen gewesen, zog eine Flutwelle durch die Stadt, sind aufgrund der Zuwanderung aus Südosteuropa und der Versprechungen der Bundesregierung zur Kita-Versorgung immer neue Fokus-Ereignisse an die ehrenamtlichen Ratsmitglieder herangetragen worden“, erklärt die CDU auf Rückfrage der Redaktion.
Die aktuellen Entscheidungen werden man weder kritisieren noch beeinflussen. Bei der weitergehenden Planung bleibt die Standortsuche „sowohl nach der Gemeindeordnung primär Aufgabe der hauptamtlichen Verwaltung und nicht der ehrenamtlichen Ratsmitglieder“, so die CDU. „In den Gremien und bilateral haben wir bereits Vorschläge unterbreitet, wie wir das zuvor auch in der Vergangenheit bei der Suche nach Schul- oder Kitastandorten getan haben. Einige der von der Verwaltung bereits in Betracht gezogenen Gebäude kamen auf Vorschlag der Politik auf die Liste. Konkret haben wir gerade das ehemaliges Telekom-Gebäude in der Lütkenheider Straße wahrgenommen. Es steht seit vielen Jahren leer. Allerdings kennen wir weder die Gebäudesubstanz noch die Eigentumsverhältnisse – und schon gar nicht kennen wir den Preis für das Gebäude samt Herrichtung für Flüchtlinge. Das macht es uns gerade schwer einzuschätzen, wie realistisch dieser Vorschlag wäre.“
Der Besitzer des besagten Gebäudes ist nach Recherchen der WP die Telekom, die es seit 2005 bis 2009 schrittweise verlassen hat. Zuvor war es mal in Besitz der Deutschen Post. Das Grundstück gehört hingegen Besitzer Willy Homann-Geismann, der gegenüber dieser Zeitung erklärt, dass es immer mal wieder Gespräche über eine Umnutzung gegeben habe. Ein Umbau habe sich aber nach Aussagen Homann-Geismanns nie gerechnet. Die Telekom habe einen Erbpachtvertrag mit Homann-Geismann. Eine Anfrage an die Telekom zum Thema ist noch unbeantwortet.
Was ist mit dem Johannes-Hospital?
Immer wieder Teil der öffentlichen Diskussion ist auch das Johannes-Jospital, aus dem sich die Katholischen Kliniken zurückziehen werden und dass dann zur Verfügung stehen würde - sofern die Stadt es erwerben würde. Ist das Gebäude künftig geeignet, um Menschen in Not oder nach der Flucht ein Dach über dem Kopf zu bieten? Angesprochen auf das bisherige Klinikgebäude im Herzen Boeles, erklärt die CDU: „Über eine Präferenz können wir uns erst äußern, wenn wir exakte Daten zu Verfügbarkeit, Kostenstrukturen und den Rahmendaten des Doppelhaushalt 2024/2025 kennen. Der wird uns in der Ratssitzung am 14. Dezember von Kämmerer Christoph Gerbersmann vorgelegt. Sobald wir den Haushalt in Händen halten, werden wir – mit Fragen an die Verwaltung – die notwendigen Informationen anfordern. Im Januar werden wir im Rahmen unserer Klausurtagung zum Haushalt auch darüber beraten.“
„Wir befinden uns gegenwärtig im Verkaufsprozess, der jedoch noch nicht abgeschlossen ist. Wir haben mehrere ernsthafte Interessenten, die schlüssige Gesamtkonzepte vorgelegt haben“, erklärte zuletzt Henning Eichhorst, Geschäftsführer der Katholischen Krankenhaus Hagen gem. GmbH, zu der auch das ehemalige Boeler Krankenhaus gehört, auf Nachfrage der Redaktion. Mehr könne man zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen. Das Krankenhaus, so viel steht fest, werde vermutlich noch bis Ende des Jahres sukzessive weiter leer gezogen, erklärt Sprecherin Bea Danielsmeier.
Die Stadt hatte zuletzt erklärt, dass die Sporthallen ein Weg sind, um schnell auf den Druck durch steigende Zuweisungszahlen zu reagieren. Parallen dazu sei man weiter auf der Suche nach anmietbarem Wohnraum, um die Menschen unterbringen zu können.