Hagen. Gleich zwei E-Scooter-Verleiher haben in Hagen schon das Weite gesucht. Nun erklärt die Stadt, einen Carsharing-Anbieter holen zu wollen.

Gleich zweimal war zuletzt krachend der Versuch gescheitert, in Hagen ein Verleihsystem für E-Scooter an den Start zu bringen. Wegen nicht enden wollender Vandalismus-Schäden gaben die Anbieter Zeus und Hoppy entnervt auf. Die für die vielen E-Roller bereitgestellten und für Autos nicht mehr nutzbaren Parkflächen werden wieder eingezogen – Verkehrswende rückwärts quasi. Hagens neuer Umweltdezernent André Erpenbach machte im Rat der Stadt Hagen nun aber eine Bemerkung, die ein völlig anderes Verkehrsmodell in Hagen ankündigt: Carsharing nämlich.

„Car2go“ gehört in Deutschland zu den größeren Anbietern von Carsharing
„Car2go“ gehört in Deutschland zu den größeren Anbietern von Carsharing © DPA

Im Gegensatz zu Autovermietungen geht Carsharing so: Man nutzt im Stadtgebiet abgestellte Leihfahrzeuge kurzzeitig, manchmal auch nur minutenweise und lässt es am Ankunftsort stehen. Bezahlt wird per App. Möglicherweise könnte das Carsharing in Hagen auch an den 15 Mobilstationen angeboten werden, deren Bau die Politik bereits im vergangenen Jahr beschlossen hat. Die Mobilitätsstationen sollen an Bushaltestellen realisiert werden, die eine hohe Bedeutung im Hagener Nahverkehrsnetz und als Verknüpfungspunkte aufweisen. Hauptbahnhof und Stadtmitte sind in der ersten Priorisierungsstufe bis 2024. Bis 2026 folgen Hohenlimburg Bahnhof, Oberhagen Bahnhof, Heubing Bahnhof, Westerbauer Bahnhof. Ab 2027 sollen dann Haspe Zentrum, Eilpe, Physiomed, Boele Markt, Loxbaum, Tondernstraße, Volkspark, Rathaus an der Volme und Altenhagener Brücke umgebaut werden.

Aussichtsreiche Gespräche

Auf die Mobilstationen ging Dezernent André Erpenbach gar nicht ein, erklärte aber in einer Antwort auf eine Frage, die sich eigentlich darauf bezog, wie es mit den E-Scootern weitergehe, dass man sich in aussichtsreichen Gesprächen mit einem Carsharing-Anbieter befinde, der das auch schon in Nachbarstädten anbiete. Den Anbieter nannte er nicht.

Beispiel für eine Mobilstation: diese hier steht in Essen-Steele.
Beispiel für eine Mobilstation: diese hier steht in Essen-Steele. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

In Dortmund beispielsweise ist der Anbieter Cambia am Start, der sein Angebot mit den Dortmunder Stadtwerken an neun Stationen mit 17 Fahrzeugen durchführt. Die Carsharing-Stationen befinden sich am Hauptbahnhof und im Zentrum. Zudem gibt es Stationen im Kreuzviertel und Stationen in Körne und Hörde. Auf Anfrage bei Cambio, ob eine Ausweitung des Angebots auf das Hagener Gebiet angedacht sei, sicherte man gestern eine Rückmeldung zu, die bis Redaktionsschluss nicht erfolgte.

In Herdecke kümmert sich Verein

In Herdecke beispielsweise wird das Angebot vom Verein Statt-Auto abgedeckt. In der Nähe des Herdecker Krankenhauses kann man Tag und Nacht – unabhängig von Öffnungszeiten – mit neuwertigen Autos losfahren, ist dafür aber mit Fixkosten für Vereinsbeitrag, Einlagen und Tarifen für die Nutzung (Stunde beispielsweise im Kleinwagen für 2,10 Euro dabei). In Iserlohn stellen die dortigen Stadtwerke das „E-Carsharing“ zur Verfügung. „Ihnen als E-Carsharing-Kunde steht unser „ID.3” jeden Tag rund um die Uhr an der Stefanstraße zur Verfügung. Des Weiteren kann ein E-Mobil vom Modell „Renault Zoe” rund um die Uhr im Parkhaus am Stadtbahnhof, sowie ein weiteres Fahrzeug wochentags zwischen 17 und 7 Uhr, freitags bereits ab 14 Uhr und an allen Samstagen, Sonn- und Feiertagen am Rathaus gemietet werden“, erklären die Stadtwerke dort.

Die E-Scooter von Hoppy waren in Hagen nur kurz am Start. Der Anbieter hat sich wieder zurückgezogen.
Die E-Scooter von Hoppy waren in Hagen nur kurz am Start. Der Anbieter hat sich wieder zurückgezogen. © Laura Handke

In Hagen gibt es noch keinen Carsharing-Anbieter. Das Angebot an sich ist Teil des Masterplans Nachhaltige Mobilität in Hagen und soll etabliert werden. Die Verwaltung erklärte bereits im Frühjahr dieses Jahres in einer Vorlage, dass der Hauptvorteil eines Sharing-Systems darin bestehe, dass mit einer geringeren Fahrzeuganzahl der Mobilitätsbedarf von mehr Menschen gedeckt werden könne. Wörtlich hieß es da: „Da jedes Fahrzeug von mehreren Menschen zu unterschiedlichen Zeiten genutzt werden kann, ist das Fahrzeug öfter im Einsatz, als wenn es nur einer Person zur Nutzung zur Verfügung steht. Dies ist ein wichtiger Aspekt, wenn man bedenkt, dass ein privates Auto im Durchschnitt nur etwa 45 Minuten pro Tag genutzt wird (Quelle: Mobilität in Deutschland 2017). So steht es mehr als 95 Prozent des Tages und belegt in den meisten Fällen sogar öffentlichen Straßenverkehrsraum.“

Die Parkplätze für E-Scooter werden in Hagen wieder eingezogen.
Die Parkplätze für E-Scooter werden in Hagen wieder eingezogen. © Michael Kleinrensing