Breckerfeld. Zurstraße liegt nicht einmal zehn Minuten Fahrt von Breckerfeld entfernt, das Busticket kostet genauso viel wie eine Fahrt nach Hagen. Die Gründe

Der Bus ist für viele zum alltäglichen Fortbewegungsmittel geworden. Für einige aber auch eine Option, das Auto einmal stehen zulassen: Sei es für einen Ausflug nach Zurstraße an einem Tag oder eine Fahrt in die Hagener Innenstadt am Wochenende. Beim Vergleich der beiden Tickets folgt dann die große Überraschung. Denn trotz fast 20 Minuten Fahrzeitdifferenz, hat man die gleiche Summe gezahlt – 3,20 Euro.

Beide Städte liegen in verschiedenen Preisstufen. Denn Städte und kleinere Gemeinden werden in sogenannte Waben eingeteilt, die Tarifgebiete bilden. Diese Gebiete bilden das Fundament für die Preiskalkulation, so der VER/Bogestra (VER für Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr). Innerhalb eines Gebiets gilt die Preisstufe A, welche sich in drei verschiedene Niveaus unterteilt. So liegt Breckerfeld in Tarif A1, der für kleinere Städte oder Gemeinden gilt. Hagen gehört zu den Großstädten und es gilt der A2-Tarif. Städte wie Bochum – mit einem gut ausgebauten Verkehrsnetz und dichtem Verkehrsangebot (Busse, Straßenbahnen, etc.) – liegen in Tarif A3. Bei Fahrten die zwischen zwei Tarifverbunden verlaufen, gelten andere Tarife mit einem höheren Preis, so der VER.

Unterscheidungen je nach Tarifgebieten

Zur Preisgestaltung: Ein Kurzstrecken-Ticket (1,90 Euro) gilt lediglich für drei Haltestellen oder eine Strecke von 1,5 Kilometern. „Breckerfeld liegt in der Tarifstufe A1“, sagt der Verkehrsbund Rhein-Ruhr (VRR). Daher würde je nach Fahrtstrecke nicht nach Kurzstrecke bepreist, auch wenn die Fahrt nicht einmal zehn Minuten dauert – zum Beispiel nach Zurstraße.

Steigt man auf dieser Strecke nicht in Zurstraße aus, sondern fährt weiter nach Hagen, dann bemerkt man, dass der Preis gleich bleibt. Der hier angesetzte 2-Wabentarif beläuft sich auf das Preisniveau A2 mit gleicher Bepreisung. Daher gilt es das Augenmerk auf die Verbindung zurichten: Schließlich könnte es je nach Verbindung sein, dass das Tarifgebiet verlassen wird. Ein Beispiel dafür wäre die Strecke Breckerfeld/Gevelsberg, die sowohl über Hagen (Verlassen des Tarifgebiets: Ticketpreis 6,40 Euro), als auch über Schwelm (selbes Tarifgebiet: Ticketpreis 3 Euro) befahren werden kann.

Nach Schalksmühle wird es noch einmal teurer

Anders sieht ein Ausflug nach Schalksmühle aus. Schalksmühle liegt nicht mehr im VRR, sondern im Westfalentarif. Somit wird der Tarifverbund gewechselt, was ebenfalls eine Preiserhöhung mit sich zieht (Preisspanne von 4,50-8,50 Euro). Deswegen sei „die Nennung der Haltestellen wichtig, da ein Verlassen des Tarifgebietes eine Preiserhöhung bedeutet. Das Wechseln eines Gebietes kann auch zwischen zwei Haltestellen passieren“, erklärt der VRR auf Anfrage.

Mit dem Bus unterwegs: Die Tickets in die Städte sind unterschiedlich teuer.
Mit dem Bus unterwegs: Die Tickets in die Städte sind unterschiedlich teuer. © WP | Michael Kleinrensing

Fahrgastverband rät zu zwei Möglichkeiten

Seit geraumer Zeit sei das Tarifsystem bereits in Bearbeitung und wurde bereits auf die vier Tarifgemeinschaften VRR, avv (Achener Verkehrsbund), VRS (Verkehrsbund Rhein-Sieg) und den WestfalenTarif gekürzt. Breckerfeld läge in einem Spreizgebiet, da es an der Grenze zum VRR und dem WestfalenTarif läge und deshalb würden sich die Preise je nach Fahrtrichtung stark unterscheiden. „Eine Flat, wie zum Beispiel das Deutschlandticket, geht über die Tarifsysteme hinaus, diese gibt es bereits auch für Schüler“, ermutigt Dirk Grenz vom Fahrgastverband zu einer praktikableren Lösung.

Denn historisch gesehen würden die Ticketpreise mit den Lohn- und Energiekosten steigen und könnten derzeitig nicht reformiert werden. Als Alternative zu den Einzelticket-Preisen, welche im Bus oder im Service-Center gekauft werden, gibt es einen e-Tarif. Dieses Prinzip nennt sich „eezy“, dort wird die Luftlinie berechnet. „Dadurch sind die Fahrpreise oft günstiger“, so der VRR. Beim Einstieg in den Bus muss man sich über eine App (zum Beispiel VER e Tarif oder die HST-App) einchecken und beim Verlassen des Busses wieder auschecken. Über diese App wird das Ticket online bezahlt. Laut VRR würde mit eezy die Strecke von Breckerfeld nach Zurstraße nur 2,75 Euro kosten, anstelle der 3,20 Euro, die im Bus berechnet werden.

Digitale Möglichkeit: Günstigere Angebote über eine App

„eezy berechnet nicht nach Tarifgemeinschaften, daher kann man auch in ein anderes Tarifgebiet günstiger fahren“, erklärt Grenz. Auch für die Fahrt nach Schalksmühle errechnet der eezy-Rechner einen voraussichtlichen Tarif von 2,91 Euro. „Für die App muss man meiner Meinung nach aber digital affin sein. Und nach dem Auschecken noch mal ein paar Sekunden länger an der Haltestelle stehen bleiben, damit die App das Auschecken ordentlich durchführen kann“, rät Dirk Grenz.

Er vermutet ebenfalls, dass auch bei den Tickets die Digitalisierung weiter voranschreiten wird. So könne es sein, dass in einigen Jahren sogar keine Ticketverkäufe im Bus stattfinden werden. Grundsätzlich sei der Wille zu günstigeren Tickets jedoch da – das würde auch eezy beweisen. Mit den stationären Kassen funktioniert das System jedoch bislang nicht.