Hagen. Der Schutz vor sexualisierter Gewalt genießt im Hagener Rathaus einen hohen Stellenwert. Hier ein Blick auf die Präventionsarbeit.

Vor dem Hintergrund der schweren Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch in Lügde (Kreis Lippe) an der Grenze zu Niedersachsen hat die Stadt Hagen anlässlich einer Anfrage der AfD-Fraktion noch einmal deutlich gemacht, dass man im Rathaus schon seit Jahren für diese Thematik besonders sensibilisiert sei. Bei den Fällen auf einem Campingplatz, die vor gut vier Jahren in der Öffentlichkeit über Wochen die Schlagzeilen beherrschten, waren über Jahre Kinder Opfer von schwerster sexueller Gewalt geworden.

Das Landgericht Detmold verurteilte mehrere Täter zu hohen Haftstrafen mit anschließender Sicherungsverwahrung, weil sie 32 Kinder jahrelang schwer sexuell missbraucht hatten. Laut einem Untersuchungsausschuss des Landtags in Düsseldorf führten strukturelle Probleme bei der Polizei und den zuständigen Jugendämtern dazu, dass das Leid der Kinder erst spät entdeckt und beendet wurde.

„Der Schutz vor sexualisierter Gewalt ist für die Verwaltung schon seit vielen Jahren ein wichtiges Arbeitsthema und nicht erst seit Bekanntwerden der schweren Missbrauchsfälle in letzter Zeit“, betont Sozialdezernentin Martin Soddemann in einer Stellungnahme. Zwischenzeitlich sei mit Landesmitteln eine Fachstelle zur Prävention sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen eingerichtet worden. Ein wesentlicher Themenschwerpunkt dieser Beratungsarbeit mit anderthalb Stellen sei die Fortbildung von Fachkräften zum Thema sexualisierter Gewalt, die Fachkräfteberatung sowie die Ausgestaltung von interdisziplinären Arbeitskreisen. Hier würden Netzwerke geflochten, um die Präventionsarbeit vor allem qualitativ zu vertiefen.

Kontinuierliche Fortbildungen

„Weitere drei Vollzeitstellen konnten mit Landesmitteln für die Unterstützung bei der Erstellung und Umsetzung von Schutzkonzepten in der öffentlichen und freien Jugendhilfe eingerichtet werden“, verweist die Dezernentin auf den insgesamt hohen Stellenwert des Kindeswohls und Kinderschutzes in Hagen. Seitens der Verwaltung (Fachbereich Jugend und Soziales, Rat am Ring) wurden seit der Etablierung der genannten Fachstelle und der Stellen in der Fachberatung Kindeswohl sowohl intern als auch extern knapp 500 Personen während insgesamt 23 Veranstaltungen fortgebildet. Überdies finden regelmäßig Fachkräfteberatungen statt, bei denen auch Einzelfälle besprochen werden, skizziert die Stadt das engmaschige Miteinander und die stetige Sensibilisierung der Mitarbeiterschaft.

Dazu zählt auch, dass alle Beschäftigten, die im unmittelbaren Kontakt mit Kindern und Jugendlichen tätig sind, ein aktuelles, erweitertes Führungszeugnis vorweisen müssen. Dies gilt sowohl für die Verwaltung als auch für Träger der öffentlichen Jugendhilfe als auch für alle freien Träger der Jugendhilfe. Ebenso ist eine regelmäßige Wiedervorlage – spätestens nach 5 Jahren – vorgesehen.