Hagen hätte es verdient, seitens der Landesregierung mal wieder wohlwollender wahrgenommen zu werden, meint Kommentator Martin Weiske.
Dass Verwaltung und Politik in Hagen sowie in der Region Schulter an Schulter für den Erhalt der Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung (HSPV) kämpfen, darf durchaus als Indiz für die Brisanz dieses Standortthemas gewertet werden. Wenn es um die Bewahrung oder gar Neuetablierung von Landeseinrichtungen geht, die eine überregionale Strahlkraft entwickeln und somit auch der Kommune schmeicheln, hat Hagen zuletzt kaum noch punkten können.
Die Ansiedlung einer Sparkassen-Akademie floppte, um die Verlagerung der Fachhochschule Südwestfalen auf den Campus der Fernuniversität ist es verdächtig still geworden, und jetzt droht auch noch die HSPV sich zu verabschieden. Reichlich Nackenschläge für einen Standort, der sich mal als Stadt der Aus- und Weiterbildung rühmte. Heute gelingt es nicht einmal mehr, in der Innenstadt eine Grundschule zu bauen oder in für die Elternschaft zumutbaren Zeiträumen eine vierte Gesamtschule an den Start zu bringen.
Offenkundig fehlt es schlichtweg am Lobby-Einfluss in der Landeshauptstadt: Der Sitz des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes wanderte nach Bochum, der angedachte Neubau einer modernen JVA in Hagen ist längst vom Tisch, und das Staatliche Umweltamt hat ebenfalls Hagen den Rücken gekehrt. Eine unschöne Tendenz lässt sich da kaum noch bestreiten.
Aber ebenso lässt sich keine nennenswerte Gegenwehr registrieren: Wo sind die vernehmbaren Aufschreie, die diesen permanenten Abschwung anprangern? Die Allianz-Mehrheit im Hagener Rat, die der Landesregierung ja politisch sehr nahe steht, ist zuletzt nicht dadurch aufgefallen, auf dem Düsseldorfer Parkett erfolgreich zu intervenieren oder zumindest mal kritische Töne anzuschlagen.
Warum ist es beispielsweise nicht gelungen, den HSPV-Campus auf der Varta-Insel oder auf der Westside statt in Herne anzusiedeln? Mit einem entsprechenden Standing in der Landeshauptstadt wäre man sicherlich nicht chancenlos gewesen. Hagen hätte es durchaus verdient, von der NRW-Regierung bei der nächsten Suche nach Ansiedlungsstandorten für wertige Jobs mal wieder wahrgenommen zu werden. Das würde auch der kippligen sozialen Balance in der Stadt sehr gut tun.