Hagen. Seit Ende März rollen Elektrobusse auf den Straßen von Hagen. Wie sich die Flotte entwickelt, was sie verbrauchen und wo sie unterwegs sind.
Ein Gutachter soll ja gerade für teuer Geld prüfen, ob es für noch viel mehr teuer Geld lohnen könnte, in Hagen wieder eine Straßenbahn einzuführen. Ferne Zukunft, von der eher unwahrscheinlich scheint, dass sie jemals Realität werden wird. Die nahe Zukunft erinnert zumindest schon mal an eine Straßenbahn. Denn da steht er auf dem Hof der Hagener Straßenbahn AG, der E-Bus, hat einem Stromabnehmer gleich einen Arm auf dem Dach ausgefahren und lädt.
Ende März ist der erste Elektrobus in Hagen in den Linienverkehr gegangen. Acht Fahrzeuge rollen mittlerweile auf den Straßen – auf den Linien 527, 519, 516 und 515. 142 Busse hat das Verkehrsunternehmen insgesamt in Betrieb. Noch einmal sechs E-Fahrzeuge sollen in diesem Jahr hinzu kommen. Der Wandel vollzieht sich nach und nach, aber er vollzieht sich.
E-Busse in Hagen: Positives Fazit
„Wir befinden uns noch in der Einführungsphase. Aber unser erstes Fazit nach den ersten Monaten fällt im Grunde positiv aus“, sagt Werner Flockenhaus, Betriebsleiter der Hagener Straßenbahn AG. „Wir liegen sogar über der angegebenen Reichweite. Was auch mit dem Wetter zu tun haben mag. Wir sind mal gespannt auf den Winter.“
Eigene Erfahrung hat die Hagener Straßenbahn in dieser Jahreszeit noch nicht sammeln können, andere Verkehrsunternehmen sehr wohl. Von wesentlich höheren Werten, die die Abdeckung des Liniennetzes gefährden könnte, wissen die Verantwortlichen nichts. „Wir nehmen an, dass die Verbräuche für die Heizung ähnlich hoch sind wie die für die Klimatisierung im Sommer“, sagt Flockenhaus.
337 Kilometer mit einer Ladung
Dass die Hagener Busse 337 Kilometer weit und mehr mit einer Ladung kommen, hängt auch mit der Fahrweise zusammen. „Die E-Busse beschleunigen zügiger als herkömmliche Fahrzeuge“, sagt Fabian Radtke, Leiter der Werkstatt, „die Fahrer haben das zu Beginn auch genutzt. Da lagen wir pro Kilometer zum Teil bei 1,7 kW/h.“
Mittlerweile ist aber ein System verbaut, dass – wie in den Dieselbussen auch – den Fahrern den genauen Verbrauch spiegelt und niedrige Werte mit Tankgutscheinen belohnt. „Das hat dazu geführt, dass wir teilweise sogar unter 1,2 kW/h liegen“, sagt Radtke. „Bei optimaler Witterung erreichen wir 0,9 bis 1,0 kW/h.“
Fahrzeughalle: Brandschutz lässt auf sich warten
Noch auf sich warten lässt der Umbau eines Teils der Fahrzeughalle auf dem Betriebsgelände am Pfannenofen. „Die Sprinkleranlage ist noch nicht installiert – Lieferschwierigkeiten“, sagt Flockenhaus, „und so lange der Brandschutz noch nicht gewährleistet ist, dürfen wir die E-Busse weder abstellen noch in der Halle laden.“
Das Laden ist deshalb nach draußen verlagert. Auf dem Hof befinden sich zwei Hauben. „Daneben haben wir noch mobile Ladegeräte“, sagt Radtke, „momentan reicht das aus.“ Perspektivisch aber lange nicht. Denn in den nächsten Monaten kommen sechs weitere Elektrobusse hinzu – darunter auch ein erster Gelenkbus, der mit Strom fährt. Weitere Förderanträge für weitere E-Fahrzeuge sind in Planung. Wann die wiederum geliefert werden, ist noch völlig offen.
Weitere Ladestationen an Endhaltestellen
Parallel gibt es Überlegungen, die Infrastruktur weiter auszubauen. Denn künftig sollen die E-Busse nicht mehr nur abends und über Nacht Am Pfannenofen aufgeladen werden, sondern auch an den jeweiligen Endhaltestellen. „Dafür wiederum bräuchte es dann zusätzliche Trafostationen“, sagt Flockenhaus und verweist auf lange Lieferzeiten.