Hagen. Die Hagener Ärztin Dr. Möller-Schmidt trifft in der Praxis immer häufiger Patienten, die ihre Symptome gegoogelt haben. Wie sinnvoll ist das?
Sobald es am Körper zwickt oder drückt, recherchieren viele schnell mal im Internet was die Symptome bedeuten könnten. 14 Prozent der Deutschen gaben an, „regelmäßig“ ihre Symptome im Internet oder per App zu recherchieren, bevor sie einen Arzt aufsuchen. 18 Prozent suchen „manchmal“ nach Symptomen im Netz.
Doch wie sinnvoll und zuverlässig ist diese Art der Selbstdiagnose? Die Hagener Allgemeinmedizinerin Dr. Franziska Möller-Schmidt trifft in ihrer Praxis immer öfter auf Patienten, die ihre Symptome vor dem Arztbesuch im Internet recherchiert haben: „Es gibt dabei zwei Arten von Patienten, die einen sprechen es sofort an und die anderen sagen mir erst nach der Behandlung, dass es im Internet aber anders stehen würde.“
Dass die Patienten dennoch zu ihr in die Praxis kommen, zeige der Hagenerin aber auch, dass sie trotz Internetrecherche verunsichert seien und lieber auf die Diagnose eines Arztes oder einer Ärztin vertrauen. „Ich finde es erstmal gar nicht schlimm, wenn Patienten vor dem Arztbesuch ihre Symptome googeln. Das Problem liegt eher bei der richtigen Einordnung der Informationen“, so Franziska Möller-Schmidt.
„Die schlimmsten Krankheiten werden als erstes angezeigt“
Google ist die beliebteste und meistgenutzte Suchmaschine der Welt. Sie bietet Zugang zu einer riesigen Menge an Informationen aus verschiedenen Quellen, wie Webseiten, Blogs, Foren, Nachrichten oder Videos. Das kann einerseits hilfreich sein, um sich einen ersten Überblick über mögliche Ursachen oder Erkrankungen zu verschaffen. Andererseits birgt es auch Gefahren, wie Fehlinformationen, Falschinterpretationen oder Panikmache. Und genau darin sieht auch die Hagener Ärztin die Gefahr: „Es gibt jede Menge Informationen über sämtliche Krankheiten im Internet, aber die schlimmsten und außergewöhnlichsten Krankheiten werden uns bei unserer Suche als erstes angezeigt. Das führt dazu, dass viele Patienten sich schnell verrückt machen und sich in die Symptome reinsteigern.“
Schnell werde so aus einem harmlosen Zwicken eine unheilbare Krankheit. Der Begriff Cyberchondrie oder Morbus Google beschreibt diese Angst, die durch übermäßiges googeln ausgelöst wird. Cyberchondrie setze sich zusammen aus den Wörtern Cyber und Hypochondrie. Die Nutzer entdecken durch eine exzessive Recherche im Internet an sich selbst Krankheiten, die eigentlich gar keine sind. Durch die Konfrontation mit Worst-Case-Szenarien oder seltenen Erkrankungen entwickeln sie eine übersteigerte Besorgnis um ihre Gesundheit und leiden unter psychischem Stress.
Internet als Unterstützung
Eine andere Gefahr der Diagnose über Google ist, dass die Nutzer wichtige Arztbesuche verzögern oder ganz vermeiden: „Das kann fatale Folgen haben, wenn ernsthafte Erkrankungen übersehen oder falsch behandelt werden. Ich bin immer froh, wenn die Patienten zu mir in die Praxis kommen, denn die Diagnose über Google kann zwar eine nützliche Ergänzung sein, um sich zu informieren oder zu orientieren. Sie sollte aber niemals die professionelle Meinung eines Arztes ersetzen“, so Franziska Möller-Schmidt.
Die Hagener Allgemeinmedizinerin sieht neben den Gefahren durch die Google-Diagnose allerdings auch Vorteile: „Es gibt auch Fälle, in denen die vorige Internetrecherche der Patienten bei der Diagnosestellung helfen kann, wenn es sich beispielsweise um eine sehr seltene Krankheit handelt.“
Früher habe die Ärztin in solchen Fällen in ihren Medizinbüchern nachgeschlagen, heute nutze auch sie die Suchmaschine und Informationen aus dem Internet: „Es ist allerdings entscheidend auf welchen Seiten man im Internet unterwegs ist, denn die Quellen sollten in jedem Fall verifiziert sein. Gute Informationen bekommt man beispielsweise auf Krankenhausseiten oder auch auf der Seite des Robert-Koch-Instituts.“
Doch trotz guter Informationen empfiehlt Franziska Möller-Schmidt immer einen Arztbesuch, denn nur ein Arzt oder eine Ärztin können eine fundierte Diagnose stellen und eine angemessene Therapie empfehlen, „und außerdem ist der persönliche Kontakt auch immer noch schöner.“
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