Hohenlimburg. 1200 Karten sind bereits für das Hauptstück der Schloss-Spiele verkauft. „Der Name der Rose“ heißt es – und ist brandaktuell, sagen Mitwirkende:
Rund 1200 Karten für das Hauptstück der diesjährigen Schloss-Spiele sind verkauft. Insgesamt sechs Aufführungen sind angesetzt, davon sind die Premiere in gut einer Woche und die Vorführung tags darauf bereits restlos ausverkauft. Vorschuss-Lorbeeren für das zwölfköpfige Ensemble der Schloss-Spiele, das im Theater an der Volme seit Wochen intensiv an der Inszenierung feilt.
Proben laufen auf Hochtouren
Noch sitzt nicht jeder Satz und nicht alle Requisiten liegen bereit – ein Sarg muss noch gebaut werden und das Team braucht dringend noch ein paar antik aussehende Bücher (Infos im letzten Absatz dieses Textes). Aber die Proben geben einen ersten Eindruck, wo die dramaturgische Reise diese Saison hingehen soll. Mit „Der Name der Rose“ ist ein Stück gewählt, dessen Romanvorlage von Umberto Eco schon ordentlich Patina angesetzt hat. In dem Jahr, als die Erstausgabe in Deutschland erschien, wurde Helmut Kohl Bundeskanzler und gewann Nicole mit „Ein bisschen Frieden“ den Eurovision Song Contest. Was kann uns das Buch „Der Name der Rose“ heute noch sagen?
Religion als Machtinstrument
Sehr viel, ist Anna-Christina Reske überzeugt. Im Stück spielt sie den jungen Benediktinermönch Adson von Melk, und auf die Frage nach der Aktualität des Stoffes kann sie nur grinsen. „Wo soll ich anfangen?“, fragt sie und zählt auf: Der Missbrauch von Religion als Machtinstrument, zum Beispiel, dazu eine Liebesgeschichte und im Falle ihrer Rolle auch „Coming-of-Age“ das Erwachsenwerden eines jungen Schülers. Zeitlose Themen. „Es steckt soviel in dieser Geschichte.“
Konservative Mönche
Ähnliche Töne vom Hohenlimburger Schauspieler Karl Hartmann (Leiter der Gruppe „Theater unterm Schloss“). Hartmann stand zuletzt in den 2000er-Jahren auf der Bühne der Schloss-Spiele, als Peter Schütze noch künstlerischer Leiter war. Nun kehrt er für die neue Saison zurück auf den Schlossberg. In „Der Name der Rose“ spielt er den blinden Mönch Jorge von Burgos. „Das ist ein ultrakonservativer Mensch“, spinnt auch Hartmann einen Faden in die Gegenwart. „Ich muss bei den Proben immer an den russischen Patriarchen Kyrill denken, ein stramm orthodoxer Mensch, der in seiner Gedankenwelt 2000 Jahre zurück ist.“
Aktueller Bezug
Dem stehen die aufgeklärten Mönche gegenüber, was im Kloster zu Konflikten führt. „Dann tritt auch noch ein Inquisitor auf, der die Sache noch spannender macht.“ Er finde das Stück brandaktuell, sagt Hartmann, auch im Hinblick auf Debatten um Machtmissbrauch in der katholischen Kirche. „Man könnte Kardinal Woelki einladen, sich das Stück mal anzuschauen.“
Viele Themen also, die „Der Name der Rose“ bereithält. Das macht es auch für die Inszenierung nicht einfach, weiß Dario Weberg, künstlerischer Leiter der Schloss Spiele, der im Stück den Mönch William von Baskerville spielen wird. „Die Herausforderung ist, für die Bühne ein spannendes Extrakt aus Buch und Film zu schaffen, das die richtige Aussage trifft.“ Ob diese Herausforderung gelingt, das wird sich in gut einer Woche zeigen.
Denn am Samstag, 5. August, feiert „Der Name der Rose“ Premiere auf dem Schlosshof. Am Freitagabend zuvor wird in der Abenddämmerung der Historien-Film „Die Päpstin“ über eine Leinwand im Schlosshof flimmern, der gedanklich auf die mittelalterliche Gedankenwelt einstimmen will.
Fast hundert Ehrenamtliche
Die Aufbauarbeiten gehen langsam in die heiße Phase und die Vorfreude beim Freundeskreis Schlossspiele ist groß: Fast hundert ehrenamtliche Helferinnen und Helfer konnten für die diesjährige Saison der Spiele gewonnen werden – so viele wie nie. „Die brauchen wir auch“, sagt Carsten Kunz, Vorsitzender des Freundeskreises. Schließlich wird auch in diesem Jahr das Publikum an Tischen bedient.
Ein Angebot, das Pandemie und Abstandsregeln mit sich brachten und das bis heute beibehalten wurde. Bei ausverkauftem Haus bedeutet das rund 250 Gäste, die es mit Getränken und Essen zu bewirten gilt. Rund 30 Ehrenamtliche sind dann im Einsatz. Da ist jede helfende Hand willkommen.
Viele Unterstützer
Jederzeit willkommen sind auch Förderer und Unterstützer des alljährlichen Sommer-Kulturspektakels im Schloss Hohenlimburg. Die Liste der Gönner ist im Programmheft der Spiele vermerkt und beim Freundeskreis gehört der stetige Dank an die finanziellen Unterstützer, die die Schloss Spiele erst möglich machen, zum guten Ton. Auch sie haben bereits eine Einladung zur Premiere erhalten.
Der 5. August markiert den Startpunkt für zwei Wochen Kulturprogramm im Schlosshof mit zwölf Veranstaltungen um Musik, Theater und Kabarett. Bis dahin bleibt dem Ensemble noch Zeit, der Theaterfassung von Umberto Ecos Literaturklassiker den letzten Schliff zu verpassen – und die letzten Requisiten zu sammeln.
Alte Bücher als Requisiten gesucht
Das Ensemble der Schlossspiele sucht noch alte Bücher. Diese sollten antik aussehen und in die Bibliothek eines Klosters passen können. Sie sollen als Requisiten die mittelalterliche Kulisse des Stücks zum Leben erwecken.
Wer solche Bücher besitzt und als Leihgabe zur Verfügung stellen möchte, der kann sich gerne melden bei der Hohenlimburger Buchhandlung, Freiheitstraße 36, unter 02334/3030.
Dieses Jahr feiern die Schlossspiele Hohenlimburg ihre 69. Auflage. Das Kulturspektakel steht unter dem Motto „ZukunftLeben“und wird am 4. August eröffnet. Bis zum 20. August gibt es dann fast täglich Kulturveranstaltungen im Schlosshof. Alle Infos zu Programm und Tickets unter www.schlossspiele.de