Hagen. Die Bilder der Jahrhundertflut sind zwei Jahre danach den meisten Menschen in Hagen noch sehr präsent. Aber die meisten Schäden sind beseitigt.
Überschwemmungen, zerstörte Infrastruktur und zahlreiche betroffene Hagenerinnen und Hagener: Das Hochwasser rund um dem 14. Juli 2021 verursachte außerordentliche Schäden und Zerstörungen im gesamten Stadtgebiet, besonders in Hohenlimburg sowie im gesamten Verlauf der Volme bis zu deren Mündung in die Ruhr. Zwei Jahre nach der Hochwasserkatastrophe konnte durch die gute Zusammenarbeit aller beteiligten Bereiche der Großteil der Schäden beseitigt werden.
Durch den Starkregen wurden die Auswirkungen des Klimawandels spürbar. So lässt sich bereits heute auch in Hagen eine steigende Anzahl an Extremwetterereignissen und somit weitreichende Klimaveränderungen beobachten. Die Stadtverwaltung plant und setzt entsprechende Maßnahmen im Bereich Umwelt und Klimaschutz um, damit die Folgen von Unwettern gering gehalten werden. Trotz passender Vorkehrungen ist ein vollkommener Schutz gegen solche Ereignisse nicht möglich. In hochwassergefährdeten Gebieten sind private Vorsorgemaßnahmen empfehlenswert.
Was ist seit den Schäden geschehen?
117 Straßen in Hagen wurden beschädigt oder zerstört, 113 davon sind bis heute wiederhergestellt. Zwei Straßen befinden sich im Bau und bei zwei weiteren werden die Arbeiten aktuell vorbereitet. Im Bereich der Verkehrstechnik konnten alle Schäden an Ampeln sowie am Parkleitsystem beseitigt werden. Hinzu kommen 105 betroffene größere Brücken und Stützbauwerke. Dort sind provisorische Behelfsbrücken entstanden oder Stützwände wurden erstellt beziehungsweise befinden sich im Bau. In 85 Fällen sind die Arbeiten abgeschlossen.
Fast 100 städtische Gebäude, darunter Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Sportstätten und Verwaltungsgebäude, waren vom Hochwasser betroffen, 70 mit nachhaltigen Schäden. Insbesondere im Rathaus I in der Rathausstraße kam es zu schweren Schäden. Das Zweit-Rechenzentrum der Stadt Hagen, die Heizungsanlage und entscheidende Module der Elektroverteilung wurden vollständig zerstört, die meisten Fahrstühle standen still. Das Zentrale Bürgeramt in den Räumlichkeiten des Rathaus I war rund ein Jahr lang nicht nutzbar und konnte am 1. August 2022 wiedereröffnet werden. Das Zweit-Rechenzentrum wird an anderer Stelle im Stadtgebiet neu gebaut. Wichtige haustechnische zentrale Einheiten des Rathauses wurden in andere Geschosse verlegt oder besonders geschützt.
In Eckesey nahe der Volme hat das Hochwasser eine Turnhalle, eine Kindertagesstätte sowie ein Jugendbegegnungszentrum überflutet. Hier hat die Stadt in enger Absprache mit den Nutzern ein Konzept entwickelt, um die Gebäude schnell wieder nutzbar zu machen und die entstandenen Mängel zu beheben. Ansonsten sind alle Immobilien wieder nutzbar. Der Schaden an städtischen Gebäuden – ohne das Zweit-Rechenzentrum – beträgt vorläufig rund 15 Millionen Euro.
Neue Fahrzeuge beschafft
Der Schaden an städtischen Fahrzeugen wie Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr, des Ordnungsamtes und weiteren Fahrzeugen beläuft sich auf rund 1,4 Millionen Euro. Die Ersatzbeschaffungen sind weitestgehend abgeschlossen. Auch an den Gewässern in Hagen hat das Hochwasser große Schäden verursacht. Hier haben die beauftragten Unternehmen bisher rund 400 Maßnahmen abgearbeitet. Sie entfernten Geröll, Treibgut und Unrat aus den Gewässerläufen, um einen schadlosen Wasserabfluss wiederherzustellen, profilierten die zerstörten Gewässerläufe neu und beseitigten Verstopfungen und Geröll im Einlaufbereich von Rohren oder tauschten diese aus. Außerdem wurden etwa 30 Einlaufbauwerke vor Rohren erneuert und diverse Stützwände repariert. Alle bekannten, zerstörten Einlaufgitter wurden instandgesetzt. Aktuell führen die Unternehmen noch an zwei Stellen an der Volme sowie an jeweils einem Bereich des Asker Bach und des Nahmerbach Arbeiten durch. In rund zehn Fällen sind weitere Arbeiten geplant oder stehen noch aus.
Unmittelbar nach dem Unwetter begannen die Arbeiten zur Beseitigung von Geschiebe, Treibgut und Unrat, das sich in enormen Mengen an diversen Stellen in den Gewässern abgelagert hatte. Die Arbeiten konnten nahezu vollständig abgeschlossen werden. Größere Geröllansammlungen sind nicht mehr vorhanden. Auf insgesamt rund 83,5 Millionen Euro beläuft sich die vorläufige Schadenssumme an der städtischen Infrastruktur.
Wege und Gebäude betroffen
Die Schäden an den neun Bauwerken aus dem Bereich Kanäle und Sonderbauwerke sind beseitigt. Ebenso konnten die Schäden an Heizungsanlagen und an den Gebäuden der Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (HEG) behoben werden. Für die Wiederherstellung von Waldwegen sowie zweier Fußgängerbrücken im Forst des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH) hat der WBH die Aufträge erteilt.
Unmittelbar nach dem Unwetter gab es eine beispiellose Solidarität in der Bevölkerung, die Spenden- und Hilfsbereitschaft war groß. In 4363 Fällen erhielten die Betroffenen Soforthilfen aus bei der Stadt eingegangenen Spendengeldern in Höhe von etwa 1,58 Millionen Euro. Hinzu kommen 1350 Soforthilfen des Landes NRW in Höhe von 2,7 Millionen Euro. Die Zahlung der Soforthilfen wurde im August 2021 abgeschlossen. Die Stadt Hagen konnte seitdem weitere 1,4 Millionen Euro Spendengelder an Privathaushalte auszahlen und hat damit den Spendentopf ausgeschöpft.
In den beiden gemeinsamen Beratungsstellen der Stadt Hagen und der freien Träger in Hohenlimburg, Grünrockstraße 18-20, und Stadtmitte, Grabenstraße 13, wurden bisher 642 Haushalte über die Beantragung von Fördermitteln nach der Förderrichtlinie Wiederaufbau NRW beraten sowie 526 Haushalte in Folgeterminen bei Mittelabrufen unterstützt. Das Land prüft die Anträge und zahlt die Fördermittel aus. Bislang liegen dort 1349 bearbeitungsfähige Anträge auf Gewährung von Mitteln von Hagener Privathaushalten vor, 1334 Anträge befinden sich im Bewilligungsprozess. Die Gesamtsumme beträgt rund 20,9 Millionen Euro.
Fristen für Hilfen verlängert
Die Frist für Anträge von Privathaushalten wurde bis zum 30. Juni 2026 verlängert, für Anträge von Unternehmen bis zum 31. Dezember 2024. Die Beratungsstelle in der Hagener Innenstadt, Grabenstraße 13, wird seit dem 1. Juli bis zunächst 31. Dezember von den freien Trägern weitergeführt. Die Beratungsstelle in Hohenlimburg ist geschlossen.
Beim Umweltamt der Stadt Hagen sind die Schäden an den Uferbefestigungen der hauptsächlich betroffenen Gewässer überwiegend abgearbeitet. Des Weiteren kauft der WBH Radarsonden für Flusspegel, die an verschiedenen Einlaufrechen installiert werden. Die Sonden sollen die präventiven Reinigungsintervalle besser steuerbar und unvorhersehbare Ereignisse besser erkennbar machen. Ein Hochwasserschutzkonzept für Volme, Ennepe, Selbecker und Hasper Bach wurde vergeben und wird in diesem Jahr vorgestellt. Auf einem von der Stadt erworbenen Grundstück im Bereich der Laake sowie auf einem Betriebsgrundstück in Hohenlimburg sind Retentionsflächen geplant. Die erforderlichen Genehmigungsunterlagen sollen in diesem Jahr erstellt werden. In einem ersten Planungsstadium befinden sich weitere Retentionsflächen, die im Einzugsgebiet der Lenne geschaffen werden sollen. Zudem plant der WBH eine Starkregengefahrenkarte in Auftrag zu geben.