Hagen-Mitte. Jugendlichen mit mittlerem Bildungsabschluss öffnen sich neue Möglichkeiten bei der Polizei. Manuel Zweibäumer (36) begleitet sie auf ihrem Weg.

Es sind ganz neue Möglichkeiten, die sich für Jugendliche mit mittlerem Bildungsabschluss eröffnen, die eine Karriere bei der Polizei anstreben: Denn seit einem Jahr gibt es im Rahmen der schulischen Ausbildung an ausgewählten Berufskollegs die Möglichkeit, den Bildungsgang Fachoberschule für Wirtschaft und Verwaltung mit Schwerpunkt Polizeivollzugsdiens zu absolvieren.

Manuel Zweibäumer sitzt im Polizeipräsidium Hagen und begleitet von dort aus die jungen Menschen, die in den Zuständigkeitsbereich der Behörde fallen, auf ihrem Weg. „Die Arbeit mit jungen Menschen lag mir schon immer am Herzen und hat mir Spaß gemacht“, sagt der 36-Jährige, der zuvor in der Stahlindustrie tätig war – aber auch schon dort viel mit Azubis gearbeitet hat. „Ich bin im Dezember 2022 zur Polizei gewechselt, habe mich komplett auf etwas Neues eingelassen – und es war eine gute Entscheidung“, sagt er selbst.

15 Standorte in ganz Deutschland

Durch die schulische Ausbildung an den Berufskollegs sollen Jugendlichen Türen für eine Karriere bei der Landespolizei geöffnet werden – und das ohne Hochschulreife oder abgeschlossene Berufsausbildung.

„Das wäre so früher nicht möglich gewesen“, sagt Roger Krowinus (Leiter der Dienststelle für Aus- und Fortbildung). Nach der Fachhochschulreifeprüfung – insgesamt dauert der Bildungsgang zwei Jahre – können sie das „Fachabitur Polizei“ erwerben.

15 Berufskolleg-Standorte gibt es dafür in NRW. Hagen ist zwar noch nicht dabei. „Aber wir haben natürlich trotzdem Schüler aus Hagen oder Umgebung, die sich bewerben. Das erste Schuljahr, quasi die elfte Klasse, besteht aus zwei Tagen Unterricht und drei Tagen Praktikum bei einer der Behörden“, erklärt Zweibäumer den Hintergrund.

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Er organisiert die Verteilung der Schüler aus dem Zuständigkeitsbereich auf die Behörden/Kollegs und kümmert sich auch um die Neulinge im Hagener Präsidium, die im Rahmen des Praktikums alle Bereiche, von der Kripo bis zum Polizeidienst kennenlernen sollen.

Zweites Ausbildungsjahr besteht nur noch aus Schulunterricht

Das zweite Ausbildungsjahr besteht dann nur noch aus Schulunterricht. „Die Polizei bestimmt aber nicht den Lehrplan. Aber es liegt beispielsweise ein deutlicherer Fokus auf Fächern wie Recht oder Staatslehre“, so Krowinus.

Manuel Zweibäumer in seinem Büro: Von hier aus koordiniert er den Einsatz der Schüler oder kümmert sich beispielsweise um Krankmeldungen.
Manuel Zweibäumer in seinem Büro: Von hier aus koordiniert er den Einsatz der Schüler oder kümmert sich beispielsweise um Krankmeldungen. © WP | Michael Kleinrensing

Sieben Schüler aus Hagen schaffen Prüfung

Vor gut zwei Wochen hat Manuel Zweibäumer des (Bochum-) Wattenscheider Berufskollegs im Polizeipräsidium Hagen verabschiedet (neben Dortmund die nächste Schule) – bestehend aus 31 Schülern – davon acht aus Hagen, vier aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, vier aus dem Märkischen Kreis und 15 aus Bochum.

Mit Abschluss des Berufskollegs garantiert die Polizei, vorbehaltlich gesundheitlicher Eignung, einen Studienplatz im dualen Bachelor-Studium an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung – und im Anschluss einen nahtlosen Übergang in den Beruf.

Die Durchfallquote liege aktuell bei 0 Prozent – „alle haben es geschafft“, sagt Manuel Zweibäumer erfreut. Alle Schülerinnen und Schüler würden die zweijährige Aufgabe sehr ernst nehmen: „Vor allem ist es bewundernswert, dass die jungen Menschen teilweise auch lange Wege auf sich nehmen, um Berufsschulen oder Behörden zu erreichen. Alles per ÖPNV, denn viele sind ja noch minderjährig.“

Die Polizei ist auch bei zum Beispiel Ausbildungsmessen vertreten, um Nachwuchsgewinnung zu betreiben.
Die Polizei ist auch bei zum Beispiel Ausbildungsmessen vertreten, um Nachwuchsgewinnung zu betreiben. © WP | Michael Kleinrensing

Sprechstunde an den Kollegs

Über das Angebot will die Polizei schon möglichst früh bei jungen Menschen in Erscheinung treten. Voraussetzung seien unter anderem ein Auswahlverfahren und eine Bewerbung für eines der Kollegs.

„Im August startet bereits der nächste Jahrgang“, gibt der 36-Jährige Einblicke. Auch dann will er die jungen Menschen wieder begleiten, hält Kontakt zu den Dienststellen oder kümmert sich, wenn beispielsweise Krankmeldungen eingehen.

„Alle drei bis vier Wochen fahre ich zudem in die Berufsschule, um dort eine Sprechstunde bei Fragen und Problemen anzubieten“, gibt er Einblicke in seinen Alltag. Geplant sei bald noch eine Art Lernortkooperation aufzubauen – dann sollen Polizistinnen und Polizisten im zweiten Jahr regelmäßig am Unterricht teilnehmen, damit der enge Kontakt zwischen Schülern und Behörden nicht abreißt.

>>> Der Unternehmenspass: Polizei Hagen (Bereich FOS) >>>

Standorte: Insgesamt 15 ausgewählte Berufskollegs in ganz NRW

Branche: Polizei

Mitarbeiterzahl: (Polizei): 476 Polizeibeamte, 22 Verwaltungsbeamte, 143 Regierungsbeschäftigte, 659 Kommissaranwärter, 18 Regierungsinspektoranwärter, 2 Regierungsinspektoranwärter

Tarif: Nein, „Beschäftigte“ sind Schüler

Arbeitszeit: Je nach Einsatzort gilt der Zeitrahmen 6 bis 20 Uhr

Kooperationen: Klaus-Steilmann-Berufskolleg (Bochum), Eugen-Schmalenbach-Berufskolleg (Halver)

Weiterbildungsmöglichkeiten: Duales Studium zum/zur Polizeikommissar/in

Wir suchen…. Interessierte Schülerinnen und Schüler für den Bildungsgang FOS-Polizei

Kontaktdaten (Schwerpunkt FOS-Polizei): Manuel Zweibäumer, Polizeipräsidium Hagen, Funckestr. 41, 58097 Hagen, 02331/9861227, Email: SG22FOS.Hagen@polizei.nrw.de