Hohenlimburg. Am kommenden Wochenende wird es erstmals keine gedruckten Prospekte mit Sonderangeboten von Rewe mehr geben. Wie kommt das in Hohenlimburg an?

Deutschlands zweitgrößter Supermarkt-Betreiber Rewe stellt seine Handzettel ein. Am vergangenen Samstag gab es zum letzten Mal einen gedruckten Werbeprospekt, Schnäppchenjäger müssen sich zusehends umgewöhnen.

Nun blicken auch die Hohenlimburger Rewe-Betreiber Alexander Lesnik (Rewe am Bahnhof) und Sven Eklöh (Rewe in Elsey) gespannt dem kommenden Wochenende entgegen, an dem es erstmals keine gedruckten Werbeprospekte ihrer Supermärkte mehr geben wird.

Grundsätzlich sind die beiden Geschäftsleute mit der neuen Strategie des Unternehmens aber einverstanden. Die Entscheidung, auf gedruckte Werbung zukünftig zu verzichten, sei „unausweichlich“ gewesen, findet Alexander Lesnik: „Wenn man überlegt, wie viel Papier und wie viel Kohlendioxid damit eingespart wird, kann man das nur begrüßen.“

Jährlich mehr als 28 Milliarden Werbeprospekte

Für seinen Markt bedeute das sicherlich eine Umstellung, denn Kunden, die es gewohnt gewesen seien, auf den Werbeprospekten nach Angeboten zu suchen, würden sich jetzt sicherlich verstärkt vor Ort nach Schnäppchen erkundigen: „Im Laden sind unsere Angebote ja gut zu erkennen.“ Zudem ständen die Mitarbeiter Kunden, die sich nicht auf Anhieb zurechtfänden, zur Seite.

Tatsächlich landen jährlich mehr als 28 Milliarden Werbeprospekte in den Briefkästen deutscher Haushalte. Einer Umfrage des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) aus dem vergangenen Jahr zufolge lesen 90 Prozent der Menschen in Deutschland gelegentlich die Handzettel, gut drei Viertel regelmäßig jede Woche.

Allein Rewe ließ bislang wöchentlich rund 25 Millionen Handzettel verteilen. Mit dem Verzicht auf Papier und Druckerfarbe will der Kölner Handelsriese 7000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser (sechs Millionen Badewannen) und 380 Millionen Kilowattstunden Energie pro Jahr sparen. Mehr als 73.000 Tonnen Papier landen künftig nicht mehr Müll – das entspreche dem Gewicht von mehr als 600 Blauwalen.

Angebots- und Preisvergleiche

Gerade in Zeiten hoher Preise verschwindet mit dem Handzettel im Briefkasten eine komfortable Möglichkeit, Angebote einzuholen und Preise zu vergleichen. Rewe will seine Kunden zukünftig über einen Mix aus Tageszeitungen, Radio, Fernsehen und digitale Medien mit seinen Sonderangeboten erreichen. Das berge sicherlich auch die Gefahr, den einen oder anderen Kunden zu verlieren, so Sven Eklöh, aber: „Das müssen wir durchstehen, es kommt niemand daran vorbei, umzudenken.“

Er sei jetzt 60 Jahre alt und es falle ihm auch persönlich schwer, in immer mehr Lebensbereichen auf Papier zu verzichten, so der Kaufmann: „Aber ich lerne dazu. Es ist ein richtiger Weg, den Rewe einschlägt. Es werden so viele Bäume auf der Erde gefällt, dass es nur gut tun kann, wenn etwas dagegen unternommen wird.“

Die gedruckten Prospekte seien zwar eine Art „Dauerbrenner“ gewesen, auf die so mancher Kunde sicherlich nur schwer verzichten könne: „Andererseits wollen viele Haushalte keine Werbung.“ Und ältere Menschen, die sich bei ihrem Einkauf ohne die Prospekte schwer täten, würden hoffentlich Unterstützung von Familie und Nachbarn erhalten: „Und auch wir im Supermarkt werden bei Problemen eine Lösung finden“, gibt er sich zuversichtlich.

Die Rewe-Konkurrenz setzt vorerst weiterhin auf einen Papier-Prospekt. Zwar hat der Baumarkt Obi seine Handzettel bereits 2022 eingestampft, doch bei den meisten Lebensmittel-Ketten wird weiterhin traditionelle Produktwerbung betrieben.