Ambrock. Die Pandemie ist vorbei, doch Tausende leiden unter den Corona-Folgen. In der Klinik Ambrock werden diese Menschen vorstellig – und finden Hilfe.
Die Pandemie ist vorbei. Das ist so erstmal richtig und der Alltag in Hagen zeigt auch, dass das „alte“ Leben zurück ist. Keine Maskenpflicht mehr, man schüttelt wieder Hände, keine Listen zur Rückverfolgung. Doch während das Leben so weiter brummt, sind unter den Weiterlebenden viele, die die Spuren der Pandemie mit sich tragen. Manche kurz-, manche langfristig.
Und noch immer erkranken Menschen an Covid mit brutal schweren Verläufen. In der Klinik Ambrock kommt all das zusammen.
Hier sieht man diese Menschen. Und vielleicht ist dies der einzige Ort, der gleich aus zweierlei Sicht der richtige für sie ist. Dr. Christoph Schäfer und Professor Dr. Wolfgang Galetke stehen im Prinzip als Personen für die zwei medizinischen Welten, die Ambrock vereint: die Neurologie (Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur) und die Pneumologie (Erkrankungen von Lungen und Atemwegen). Etwas unmedizinisch ausgedrückt: Beide Bereiche hängen mit Blick auf Covid zusammen, haben Wechselwirkungen, bedingen einander. Zu schweren Lungenschädigungen können neurologische Langzeitfolgen kommen.
Völlig unterschiedliche Verläufe
Bei manchem neurologischen Problem können sie hier in Ambrock zudem herausfinden, dass Lungenschädigungen vorangegangen sind oder noch immer vorliegen. „Die schweren Verläufe sehen wir natürlich jetzt seltener“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Galetke. „Aber: Wir sehen sie immer noch. Etwa einmal im Monat.“ In Ambrock werden aber auch Patienten in anderen Erkrankungsphasen behandelt. In der Frührehabilitation beispielsweise, wenn Patienten noch bettlägerig sind. Aber auch jene Menschen, die unter Folgen von leichten Verläufen leiden. „Menschen, die irgendwie nicht wieder auf die Beine kommen. Die pulmonal, also mit Blick auf die Lunge, nicht betroffen waren, aber bei der Arbeit plötzlich feststellen, dass schon nach kurzer Zeit der Akku leer ist“, erklärt Dr. Christoph Schäfer.
Post-Covid-Reha in 21 Tagen
So kann Covid eine Fatigue-Symptomatik hervorrufen. Anhaltende Müdigkeit, Kraftlosigkeit und fehlender Antrieb, sodass der normale Alltag kaum mehr zu bewältigen ist. „Dazu kommt, dass diejenigen, die eine Fatigue-Symptomatik haben, in ihrem Umfeld oft wie Simulanten da stehen“, sagt Dr. Schäfer. In der Klinik Ambrock ist in diesen Fällen oft verifizierbar, dass dies wirklich eine Covid-Folge sein kann. Neben anderen: Lungenschäden und Lungenembolie, Herzschäden oder Entzündungen wie Myokarditis oder Perikarditis, kognitive Beeinträchtigungen (Gedächtnis und Konzentration), Gerinnungsstörungen, Angst und Depression, Muskel- oder Gelenkschmerzen oder chronische Müdigkeit und Nervenschäden.
Wie all diesen Betroffenen in Ambrock wieder auf die Beine oder zurück in ihre Jobs geholfen wird, das ist im Einzelfall eine Sache von präzise abgestimmtem Training vor Ort oder auch dem Einsatz von Medikamenten. In Ambrock beobachtet man auch sehr genau die nationale Diskussion darum, ob Covid zu einer Zwerchfell-Schwäche führen kann. „Das Zwerchfell ist ein wichtiger Atemmuskel“, sagt Pneumologe Wolfgang Galetke. Das Behandlungsprogramm ist speziell für die Bedürfnisse nach einer Covid-19-Erkrankung konzipiert worden und zielt auf die Wiederherstellung und Sicherung der Teilhabe am Alltagsleben. In der Regel dauert eine Post-Covid-Reha 21 Tage.
Es besteht die Möglichkeit zur Verlängerung. „Bei allen sicherlich schweren Folgewirkungen können wir von hier aus aber auch klar sagen, dass die Prognosen meistens gut sind. Die Lunge erholt sich, die Kraft kommt zurück, auch die Nervenfunktion wird wiederhergestellt. Denn die teils lange Intensivbehandlung könne, so Dr. Schäfer, die Nerven schädigen, wofür eine fehlgeleitete Immunreaktion verantwortlich ist.
Aus vielen Ecken Deutschlands
Ohne medizinisch in die Tiefe zu gehen, zeigen die Beispiele, wie komplex Covid-Folgen und die Wechselwirkungen sein können. „In der Vamed Klinik Hagen-Ambrock bieten wir ein multimodales neurologisches, psychiatrisches und pneumologisches Behandlungsprogramm für Betroffene an, die nach überstandener Infektion oder Pneumonie (Erkrankung oder Entzündung des Lungengewebes) noch über andauernde Beschwerden klagen. Dieses ist speziell für die Bedürfnisse nach einer Covid-Erkrankung konzipiert worden“, erklären die Mediziner. Aus Patientensicht ist die schon weit vor der Pandemie bestehende Ambrocker Verbindung aus Lunge und Nervensystem möglicherweise ein Segen gewesen.
Aus vielen Teilen Deutschlands kommen Post-Covid-Patienten nun her, um sich behandeln zu lassen.