Nahmer. Nach der Flut 2021 stand der Schlamm knietief bei der Spedition Hermesmann in der Nahmer. Nun will man die Helfer feiern: mit einem Boxevent.

Auf dem Areal der Spedition Hermesmann in der Nahmer erinnert nichts mehr an die dicke Schicht Schlamm, die sich dort vor bald zwei Jahren erstreckte. Komplett überflutet hatte die Jahrhundertflut das Gelände der Spedition, später rückte ein Bergepanzer der Bundeswehr an, um die tonnenschweren Zugmaschinen abzuschleppen.

Das Panzerpionierbataillon 130 aus Minden unterstützt bei den Aufräumarbeiten in der Nahmer. Hier hilft  ein Bergepanzer
Das Panzerpionierbataillon 130 aus Minden unterstützt bei den Aufräumarbeiten in der Nahmer. Hier hilft  ein Bergepanzer "Büffel" (1500 PS), im Schlamm steckende Lastkraftwagen der Spedition Hermesmann in der Nahmer zu bergen. © Marcel Krombusch

Starkregen-Flut im Sommer 2021

Die Lastwagen waren versichert, die Halle der Spedition nicht. „Schlimm war der Ausfall der Fahrzeuge“, blickt Karsten Blankenagel, Chef der Spedition, auf die Wochen nach der Flut zurück. „Dazu waren wir doppelt betroffen, weil wir wegen des gefluteten Stellwerkes in Hohenlimburg auch unseren Verladebahnhof in Letmathe nicht nutzen konnten.“

Über einen Ersatzbahnhof in Eckesey, der für Logistik angesichts der Notlage eingerichtet wurde, konnte der Betrieb aufrechterhalten werden. Außerdem lieferte die Spedition zunächst auch die Brammen an ThyssenKrupp in Hohenlimburg, die nicht über die Schiene kommen konnten. Bis die Bahn ein Gleis per Notbetrieb reaktivierte.

Flut schweißt zusammen

Klagen über die Lage damals will Karsten Blankenagel derweil nicht. Er weiß: Viel Unterstützung von freiwilligen Helfern hat das Unternehmen erfahren, das erst kurz zuvor die Fläche des ehemaligen Krupp Werk I angemietet hatte. „Wir konnten uns selbst helfen und deshalb unser Material damals auch anderen Betroffenen zur Verfügung stellen.“

Gleiches gilt für den Werkhof, der direkt nebenan einen Komplex mit Tonstudio, Proberäumen und mehr unterhält – und ebenfalls mit der Flut zu kämpfen hatte. Mit einem besonderen Sportevent auf dem einst verschlammten Gelände wollen sie nun Danke sagen.

Unter dem Motto „Flood Survivors“ – Flut-Überlebende – rücken rund 30 Kampfsportler und Kampfsportlerinnen am Samstag, 17. Juni, an, um sich in einem eigens für das Event aufgebauten Ring auf dem Speditionsgelände zu messen. Dabei fliegen nicht nur die Fäuste, sondern es kommen auch Ellenbogen und Knie zum Einsatz. Denn gekämpft wird K-1 „Muay Thai“, der Nationalsport Thailands. Dieser Thaiboxkampf vereint verschiedene Kampfstile und ist zugleich sportliches Hobby von Karsten Blankenagel.

Die Idee zu dem Dankeschön-Kampfevent in der Nahmer kam ihm in der Trainingshalle des Vereins Narong Gym Iserlohn, dem er seit vielen Jahren eng verbunden ist und dessen Mitglieder auch nach der Flut in der Nahmer mit angepackt haben. „Wir haben uns gefragt, was anstrengender war: Das Schlamm-Schütten nach der Flut oder das Kampftraining?“

Sportlicher Wettkampf

Das Event auf dem Speditionsgelände am 17. Juni findet dabei nicht zur Show statt, sondern hat aus sportlicher Sicht einen Mehrwert. Die Sportler, die antreten, können sich durch Siege in ihren Ranglisten weiter nach oben kämpfen. Ab 14 Uhr steigt zunächst der Nachwuchs in den Ring, um sein Können zu zeigen. Ab 18 Uhr kommen treten dann die erwachsenen Kämpfer an.

Werkhof organisiert Live-Musik

Kulinarisch begleitet wird das Spektakel mit Spanferkel vom Grill und Getränken. Dazu gibt es Live-Musik: Neben der Singer-Songwriterin Sirii werden am Abend die Lokalmatadore von „Halber Liter“ das Boxevent abrunden.

Der Werkhof ist als Organisator mit im Boot. Gemeinsam knietief mit der Schüppe im Schlamm zu stehen, das verbindet. „Wir sind in der Zeit nach der Flut hier enger zusammengewachsen“, sagt Norbert Höhne vom Werkhof-Kulturzentrum.

Nach der Flutkatastrophe: Das Werkhof-Gebäude (rechts im Bild) mit der Spedition Hermesmann dahinter (ehemaliges Krupp Werk I) standen komplett unter Wasser. Die gegenseitige Hilfe beim Wiederaufbau hat alle Betroffenen zusammengeschweißt.
Nach der Flutkatastrophe: Das Werkhof-Gebäude (rechts im Bild) mit der Spedition Hermesmann dahinter (ehemaliges Krupp Werk I) standen komplett unter Wasser. Die gegenseitige Hilfe beim Wiederaufbau hat alle Betroffenen zusammengeschweißt. © Marcel Krombusch

Spenden für „Flaschenkinder“

Übrigens wird bei den „Flood Survivors“ auch Geld gesammelt für den Verein „Flaschenkinder“ aus Iserlohn, dessen Helfer sich Kindern und Jugendlichen aus Elternhäusern mit Alkoholproblemen annehmen.