Hagen. Nach der Wiedereröffnung Ende März wirkt die Rathaus-Galerie Hagen noch immer wie eine Baustelle. Über Leerstände, Brandschutz und Security-Leute.

Es ist schon traurig: Die Lust auf eine Shopping-Tour wird in der vor gut sieben Wochen­ (Ende März) wiedereröffneten Rathaus-Galerie noch immer nicht geweckt.

Hoher Leerstand und Besucherfrequenz bescheiden

Leerstände bestimmen das Bild, die Besucherfrequenz ist bescheiden. Und durch insgesamt zwölf (!) auffällige und in der gesamten Einkaufspassage platzierten Stativleuchten herrscht in der Galerie eher Baustellen-Atmosphäre als Shopping-Flair.

Im Erdgeschoss sowie im oberen Stockwerk der Rathaus-Galerie Hagen sind insgesamt zwölf Stativleuchten platziert.
Im Erdgeschoss sowie im oberen Stockwerk der Rathaus-Galerie Hagen sind insgesamt zwölf Stativleuchten platziert. © WP | Michael Kleinrensing

„Wir müssen derzeit noch mit der Sicherheitsbeleuchtung arbeiten. Sobald alle erforderlichen Maßnahmen abgeschlossen sind, werden wir die Stativleuchten abbauen“, so Philip Stabenow wortkarg.

Keine neuen Mieter in Sicht

Noch immer kann der Center-Manager der Rathaus-Galerie keine früheren Mieter wie Rituals oder Tchibo benennen, die in das Shopping-Center zurückkehren (Philip Stabenow: „Wir sind im Gespräch“), geschweige denn neue Pächter präsentieren.

Viele Leerstände bestimmen das Bild der Rathaus-Galerie Hagen. Tchibo und Rituals sind zum Beispiel noch immer geschlossen, Mc Paper (im Foto rechts) hat hingegen wieder geöffnet.
Viele Leerstände bestimmen das Bild der Rathaus-Galerie Hagen. Tchibo und Rituals sind zum Beispiel noch immer geschlossen, Mc Paper (im Foto rechts) hat hingegen wieder geöffnet. © WP | Michael Kleinrensing

Der Center-Manager bestätigt hingegen, dass noch immer­ eine qualifizierte Brandwache vor Ort sein muss – Brandschutztechniker in schwarzen Overalls­ sind im Erdgeschoss wie in der ersten Etage zu sichten –, außerdem zusätzliches Sicherheitspersonal.

Mit Genehmigung sind Auflagen verbunden

Auf Nachfrage unserer Zeitung bei der Stadt Hagen, warum die Einkaufspassage auch Wochen nach dem Neustart noch immer wie ein Provisorium wirkt, erklärt Stadtsprecher Michael Kaub: „Wir können lediglich mitteilen, dass mit unserer Genehmigung Auflagen aufgrund noch zu reparierender Technik verbunden sind.“

Einige Handwerker haben ihre Arbeit eingestellt

Mehr zur Klärung des enttäuschenden Ist-Zustands kann Sebastian Grube beisteuern: Der Geschäftsführer von Brandschutztechnik Meyer in Hagen-Hohenlimburg und einige seiner Mitarbeiter arbeiten seit etlichen Monaten in dem durch die Flutkatastrophe Mitte Juli­ 2021 stark beschädigten Shopping-Center in der Innenstadt.

Eigentümer hat vorläufige Insolvenz angemeldet

„Als bekannt wurde, dass der Eigentümer der Rathaus-Galerie nur zwei Wochen nach der Wiedereröffnung vorläufige Insolvenz angemeldet hat, haben etliche Handwerker, die noch Forderungen gegenüber dem Eigentümer haben, ihre Arbeit eingestellt. Sie warten darauf­, dass ihre offenen Rechnungen ausgeglichen werden“, so Sebastian Grube­.

Im Klartext: Die Instandsetzungsarbeiten sind nur wenige Tage­ nach dem holprigen Neustart des Shopping-Centers zum Erliegen gekommen. Brandschutztechniker Sebastian Grube schätzt, dass nur etwa fünf Prozent Restarbeiten noch zu erledigen wären, doch da die Arbeiten ruhen, kann die Passage nicht vollständig fertiggestellt und ohne Auflagen freigegeben werden.

Sicherheitsrelevante Themen müssen abgearbeitet werden

Auch bei der Dokumentation gegenüber der Baubehörde hake es, „die sicherheitsrelevanten Themen­ müssen natürlich abgearbeitet werden“.

Der 37-Jährige weiter: „Ich gehe mit meiner Firma noch immer in Vorleistung und hoffe, dass trotz aller Widrigkeiten einige Handwerker doch bei der Stange bleiben bzw. ihre Restarbeiten zu Ende führen.“

Temporäre Betriebsgenehmigung liegt vor

Sebastian Grube erläutert die besondere Situation der Rathaus-Galerie: „Für den Gebäudekomplex liegt eine temporäre Betriebsgenehmigung vor. Wir führen noch immer die Brandwache durch und koordinieren alles.“ Sechs Kräfte sind vor Ort im Einsatz, um den Brandschutz zu garantieren, – „Alles­ Feuerwehrleute“, betont Grube – , und das zusätzliche Sicherheitspersonal in der Galerie besteht aus acht Kräften.

Da die Eingangstüren noch immer nicht öffnen und schließen (auf an den Glasscheiben angebrachten Schildern müssen die Kunden lesen: „Automatiktür ist noch außer Funktion! Wir bitten um Ihr Verständnis“), regeln besagte acht Ordner den Ein- und Auslass.

Hat vor sieben Wochen wieder geöffnet – die Rathaus-Galerie Hagen.
Hat vor sieben Wochen wieder geöffnet – die Rathaus-Galerie Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

„Die Sicherheitsleute kümmern sich zum Beispiel um Eltern mit Kinderwagen und um Menschen im Rollstuhl, damit sie die Türen passieren können“, erklärt Sebastian Grube.

Apropos temporäre Betriebsgenehmigung: „Die Rathaus-Galerie ist ein betriebssicheres Gebäude“, versichert der 37-Jährige, „wir müssen­ immer wieder Daten vorlegen und Auflagen erfüllen. Es geht um sogenannte Facherrichterbescheinigungen“.

Der Brandschutztechniker ergänzt: „Aber solch ein Zettelkrieg gehört zu jedem Bauprojekt dazu. Die Stadt stellt sich nicht quer, das muss ich mal ausdrücklich betonen. Doch es handelt sich hier schließlich um ein Riesengebäude, das täglich von vielen Menschen aufgesucht wird.“

Weitere Infos:

Beim holprigen Neustart der Rathaus-Galerie öffneten gerade mal 30 Shops der ursprünglich 60 Geschäfte wieder ihre Türen für Kunden.

Die Räumlichkeiten des Juweliers „Goldrichtig“ sind momentan noch dunkel und wirken verlassen. Aber nicht mehr lange­. Nader Tanha, Betreiber der Filiale in der Rathaus-Galerie (eine weitere „Goldrichtig“-Dependance befindet sich in der Volme-Galerie), schließt mit dem Center-Management in Absprache­ mit dem eingesetzten vorläufigen Insolvenzverwalter einen neuen Mietvertrag mit für ihn günstigeren Konditionen, „die letzten Details werden gerade noch geklärt, dann liegt der Vertrag vor. Ich werde meine ,Goldrichtig’-Filiale in der Rathaus-Galerie Ende Juni wiedereröffnen“, sagt der Geschäftsmann. Nader Tanha wird für den 105 Quadratmeter großen Laden neues Personal – zwei bis drei Leute – einstellen.