Elsey. Zwischen Elsey und Letmathe will Amprion eine Freileitung durch ein Erdkabel ersetzen. Wie das mit Betroffenen kommuniziert wird, schürt Skepsis:

An der Grenze zwischen Elsey und Letmathe soll eine Freileitung verschwinden und durch ein Erdkabel ersetzt werden. Soweit, so gut. Aber wie dieses Unterfangen von Netzbetreiber Amprion mit den Betroffenen vor Ort kommuniziert wurde, schürt eher Misstrauen und Protest.

Neue Hochspannungsleitung geplant

Aber von vorne: Wir blicken auf einen kleinen Nebenkriegsschauplatz eines riesigen Projektes. Wie mehrfach berichtet, soll eine neue Freileitung zwischen Garenfeld und Iserlohn-Letmathe entstehen. Mit hohen Masten über Elsey und 380.000 Volt Starkstrom. Das Unterfangen von Netzbetreiber Amprion ist umstritten, derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren bei der Bezirksregierung Arnsberg. Einwände werden gesichtet, die Pläne geprüft. Ob und wann die Bagger für den Ausbau der Stromtrasse in Elsey anrollen, ist also noch unklar.

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Freileitung durch Erdkabel ersetzen

Nun zum eigentlichen Problem: Im Rahmen dieses Großprojektes soll aber, so die aktuelle Planung, die bestehende, alte Freileitung am Umspannwerk Letmathe neben Kaufland abgebaut und durch ein Erdkabel ersetzt werden.

Diese Freileitung am Umspannwerk in Letmathe - direkt gegenüber von Kaufland in Elsey – soll künftig zurückgebaut und durch ein Erdkabel ersetzt werden.
Diese Freileitung am Umspannwerk in Letmathe - direkt gegenüber von Kaufland in Elsey – soll künftig zurückgebaut und durch ein Erdkabel ersetzt werden. © Marcel Krombusch

Über rund 400 Meter wird dieses Kabel unter der Hagener Straße entlang Richtung der Felder hinter dem Sportplatz Ostfeld geführt und dort an die neu entstehende 380.000 Volt Leitung angeschlossen werden. Pläne, mit denen sich das Ehepaar Schulte zuletzt sehr genau befassen musste. Sie betreiben das Restaurant Schulte im Ostfeld – und das neue Erdkabel soll direkt durch ihren Garten führen.

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Nach den ersten Briefen, die die Gastronomen vom Netzbetreiber zu dem Vorhaben erreichten, waren sie zuerst von einem Ausbau der bestehenden Freileitung ausgegangen, die an ihrem Haus entlangführt, sagt Sabine Schulte. „Wir hatten dann um mehr Informationen gebeten“, sagt die Wirtin, „schließlich haben wir einen Biergarten und wollen nicht, dass unsere Gäste künftig unter einer Hochspannungsleitung sitzen.“

Im Garten von Schulte im Ostfeld: Über die Wiese spannt sich seit viele Jahren die 110.000-Volt-Freileitung am Umspannwerk Letmathe. Künftig soll diese Leitung verschwinden und durch ein Erdkabel im Garten des Restaurants ersetzt werden.
Im Garten von Schulte im Ostfeld: Über die Wiese spannt sich seit viele Jahren die 110.000-Volt-Freileitung am Umspannwerk Letmathe. Künftig soll diese Leitung verschwinden und durch ein Erdkabel im Garten des Restaurants ersetzt werden. © Marcel Krombusch

Details nur schleppend

Ein Ortstermin sollte für mehr Klarheit sorgen. Zunächst rückte dann aber ein Geologe an und wollte auf das Grundstück, um den Boden zu untersuchen. Nachfragen zu den Details der Planung von Amprion wollte er nicht beantworten, berichtet Schulte. „Er sagte, das habe Amprion untersagt.“ Entsprechend habe man ihm den Zutritt zum eigenen Grundstück verweigert. „Hier wird mit offenen Karten gespielt.“

Auf Anfrage zu dem Vorfall heißt es seitens Amprion, hier habe es sich um einen Dienstleister gehandelt, den man beauftragt habe. Daher habe dieser vor Ort bei Rückfragen zum Projekt an Amprion verwiesen. Für die anstehenden Planungsschritte des geplanten Trassenverlauf seien Baugrunduntersuchungen und Vermessungsarbeiten des Erdkabelprojekts auf einigen Flurstücken nötig, um Details über die Bodenverhältnisse zu erlangen.

Vorplanungen laufen

Die Untersuchungen an den ausgewählten Stellen seien nicht als konkrete Bauvorbereitung und Ausführung zu verstehen, sondern „dienen der Aufklärung der generellen natürlichen Gegebenheiten, die für die Vorbereitung und Detaillierung der Planung notwendig sind“, so Amprion-Sprecherin Mariella Raulf. „Diese Arbeiten haben wir neben Anschreiben an die Grundstückseigentümer auch über ortsübliche Bekanntmachungen frühzeitig angekündigt.“ Die Planung für die Erdkabel-Verbindung habe man im Rahmen des Planfeststellungsverfahren öffentlich gemacht.

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Fragen für Wirtin offen

Ein Mitarbeiter von Amprion kam später mit Details und einer Planskizze bei Schulte im Ostfeld vorbei, warb für die Planung und die Verbesserung, die ein Erdkabel doch verglichen mit der bisherigen Freileitung sei. Alle Fragen beantworten konnte dieses Gespräch allerdings noch nicht, wie Sabine Schulte schildert. „Was ist zum Beispiel, wenn unsere Kinder mal auf dem Grundstück über dem Erdkabel bauen möchten?“, sagt die Wirtin. „Und wenn unsere Gäste im Sommer im Biergarten sitzen und direkt neben ihnen eine Baustelle mit entsprechender Lärmkulisse läuft? Gibt es da Entschädigungen?“ Und so hängen die Gastronomen nun erstmal sprichwörtlich in der Luft.

Baustelle neben Gastronomie

Auf Anfrage dieser Zeitung sagt Mariella Raulf, Amprion, hierzu: „Die Arbeiten erfolgen nach derzeitigem Planungsstand und vorbehaltlich des weiteren Planungsfortschritts sowie der noch ausstehenden Genehmigungen stets werktags zu üblichen Arbeitszeiten, sodass es an Wochenenden und am Abend voraussichtlich zu keiner Beeinträchtigung durch Baulärm kommen wird.“ „Da die Details zur Bauausführung noch nicht feststehen, ist es leider aktuell noch nicht möglich, konkrete Nutzungseinschränkungen abzuleiten. Grundsätzlich gilt die gesetzlich vorgeschriebene Entschädigungspraxis für die Inanspruchnahme durch die Leitungen. Zu dieser wurde ebenfalls im persönlichen Gespräch nochmals aufgeklärt.“

„Mit offenen Karten spielen“

Bei Schulte im Ostfeld wartet man nun ab, wie es mit der Planung des Netzbetreibers weitergeht. „Sie sollen doch einfach direkt mit offenen Karten spielen, sonst macht man sich automatisch viel mehr Gedanken“, wünscht sich Sabine Schulte mehr Transparenz seitens des Netzbetreibers.

Kooperation mit Westnetz

Der plant das neue Erdkabel gemeinsam mit dem ansässigen Verteilnetzbetreiber Westnetz. Amprion verlegt die Leerrohre, Westnetz legt die neuen Stromkabel. Ein 110.000 Volt-Erdkabel, wie es zur Anbindung des Umspannwerks Letmathe künftig geplant ist, sei übliche Praxis, sagt Meike Beckmann, Sprecherin von Westnetz, auf Anfrage. „Das wird oft im städtischen Bereich gemacht. Wir haben zum Beispiel im Dortmunder Süden eine alte Freileitung demontiert und stattdessen ein Erdkabel verlegt.“

Die Kabel würden in rund 1,5 Metern Tiefe verlegt. Ob die Hagener Straße zwischen Schulte im Ostfeld und Kaufland in Elsey für die Arbeiten aufgebuddelt werden muss oder nicht, das werde noch geprüft. So wäre es mittels Spülbohrtechnik auch denkbar, die Leerrohre unter der Straße einzubringen, ohne den Asphalt aufreißen zu müssen. Hier stünden noch Bodenuntersuchungen aus.

Beginn nicht vor 2024

Die öffentlich-rechtliche Genehmigung für das Bauprojekt erwartet Amprion Ende dieses Jahres, sagt Sprecherin Mariella Raulf. „Darauf aufbauend ist mit einem Beginn der Bauarbeiten für die Erdkabeltrasse frühestens Ende des kommenden Jahres zu rechnen.“