Hagen/Berlin. Miriam Rautert war Miss Universe Germany, Kandidatin bei Germanys Next Topmodel und bietet mit ihrer Firma Modelausbildungen an. Ihre Geschichte:

Wir treffen Miriam Rautert in einem Café in Hagen. So richtig vermissen tut sie hier wenig, wenn sie ehrlich ist. Was nicht heißt, dass sie keine Verbindung mehr zu der Stadt hat, in der sie viele Jahre lang gelebt hat: „Ich schätze die Ruhe im Grünen in Haspe bei meinen Eltern, die bis heute hier leben. Außerdem besuche ich gerne alte Freunde hier. Zum Leben wäre Hagen aber für mich nichts mehr“, sagt die junge Frau, die mittlerweile in Berlin ihren Lebensmittelpunkt hat.

Wobei das nicht ganz richtig ist. Ihr Lebensmittelpunkt ist vielmehr mal hier und mal dort. „Eine Zeit lang habe ich in London und Barcelona gelebt, als nächstes geht es für mich nach New York“, sagt Miriam Rautert. Sie arbeitet hauptberuflich als Model, ist international gefragt, hat schon Kampagnen mit großen Marken wie Nivea, L’Oréal, Charlotte Tilbury, Estée Lauder, Adidas oder McDonalds geshootet, wurde 2019 zur Miss Universe Germany gekrönt und war 2021 Kandidatin bei Germanys Next Topmodel. Heute bietet sie mit einem eigenen Unternehmen Modelausbildungen an.

Eine Bilderbuch-Karriere, die begann, als sie erst sieben Jahre alt war – und mit der sie andere junge Frauen inspirieren möchte

Miriam Rautert (23) war Siegerin bei Miss Universe Germany im Jahr 2019.
Miriam Rautert (23) war Siegerin bei Miss Universe Germany im Jahr 2019. © Miss Universe Germany | Frank Schneider

Eine Branche im Wandel

„Ich habe mir damals immer Kataloge angeschaut, die Models bewundert und wollte gerne so sein wie sie. Mein Papa ist mit mir damals zu meiner ersten Modelagentur gefahren, die mich auch unter Vertrag genommen hat. Seitdem habe ich im Prinzip nie eine richtige Pause gemacht.“

Die Familie zog als Miriam 15 war von Viersen nach Haspe – sie ging hier zur Schule, modelte parallel, studierte dann Journalismus und Unternehmenskommunikation in Iserlohn, zog 2018 für das Studium aber nach Berlin. „Dieser Bereich interessiert mich bis heute noch, und ich nutze vieles davon für meinen Beruf – beispielsweise für meinen Podcast“, sagt Miriam Rautert. Nach dem Studium stand sie dann vor der Wahl: „Ich hätte bei einem Magazin angefangen können, habe mich aber dazu entschieden, meinen Weg als Model zu gehen“, sagt die 27-Jährige.

Sie ist nur 1,64 Meter groß – was für ein Model auf den ersten Blick ungewöhnlich scheint, es aber mittlerweile nicht mehr ist. Die Branche befindet sich seit einigen Jahren im Wandel. Auf einmal gibt es Curvy-Models, ältere Models, die Maße spielen in vielen Bereichen keine Rolle mehr.

„Früher war es noch schwieriger. Früher haben mich Agenturen wegen meiner Größe abgespeist. Irgendwann habe ich diese Ausrede aber nicht mehr gelten lassen und wurde dann von einer großen Agentur unter Vertrag genommen“, erinnert sich die 27-Jährige.

Beauty als Schwerpunkt

Ihr Schwerpunkt sind bis heute Beauty-Kampagnen. „Als Laufstegmodel hat man mit der Größe keine große Chance. Am Anfang bin ich höchstens auf Messen- oder Kaufhaus-Shows gelaufen, erst vor kurzem habe ich es tatsächlich das erste Mal geschafft, für die Fashionweek in Berlin gebucht zu werden“, sagt Miriam Rautert stolz. Es gebe über 16 Bereiche in der Branche, in denen man arbeiten könne, „der High-Fashion-Bereich ist der einzige, der noch relativ streng ist: Man sollte mindestens 1,75 Meter groß sein und muss gewisse Maße haben“, sagt die Hagenerin.

Beauty-Kampagnen sind der Schwerpunkt des Hagener Models.
Beauty-Kampagnen sind der Schwerpunkt des Hagener Models. © Yve Adore (Yvonne Wiegand) | Yve Adore (Yvonne Wiegand)

Sie ärgert sich vor allem etwas darüber, dass der Beruf von außen sehr oberflächlich wahrgenommen wird.

„Klar, die Kunden schauen, ob du optisch zur Kampagne passt. Aber um den Job zu bekommen, reicht der Look nicht. Man muss auch Persönlichkeit haben“, sagt die 27-Jährige. Sie liebt das Modeln – und die Vielseitigkeit, die der Job mit sich bringt. „Man schnuppert in Bereiche rein, zu denen man sonst keinen Zugang hat. Und man ist Teil von kreativen Projekten und Entwicklungsprozessen“, erzählt Miriam Rautert.

Inspirierende Frauen

Dazu zählen auch ihre Teilnahme bei „Miss Universe Germany“ (2019) und Germanys Next Topmodel (2021). „Bei Miss Universe dabei zu sein, war ein Wunsch, den ich mir selbst erfüllt habe.“ Sie gewann den Vorentscheid in Deutschland und reiste dann für Miss Universe nach Atlanta. „Das war echt ein Erlebnis, das man nicht in Worte fassen kann. Allein, dass man mit 90 Frauen dort antritt, die alle so besondere Geschichten haben, inspirierend und intelligent sind“, sagt Miriam Rautert. Darunter Ärztinnen, Anwältinnen, eine Weltraumforscherin – und eben auch Miriam Rautert.

Sie erinnert sich auch noch gut an ihre Teilnahme bei GNTM zwei Jahre später: „Witzigerweise wollte ich früher gerne im Rampenlicht stehen. Nach der Teilnahme wurde man teilweise auf der Straße erkannt und angesprochen. Jetzt schätze ich meine Privatsphäre viel mehr – und ich möchte lieber für das bekannt sein, was ich aus eigener Kraft erreicht habe, als nur für die Teilnahme an der Show“, betont sie. Zum Beispiel für ihr eigenes Unternehmen.

Miriam Rautert ist international als Model gefragt, sie lebte zeitweise in Barcelona oder London und aktuell ist sie für längere Zeit in New York.
Miriam Rautert ist international als Model gefragt, sie lebte zeitweise in Barcelona oder London und aktuell ist sie für längere Zeit in New York. © Miriam Rautert | Miriam Rautert

Ausbildungen für Models

Mit ihrer Firma „Modelcoaching by Miriam GmbH“ möchte sie andere Models auf ihrem Weg unterstützen: „Ich hätte mir damals jemanden gewünscht, der mich an die Hand genommen hätte. Also wollte ich etwas erschaffen, was es so noch nicht gab. Wichtig ist: Wir sind keine Modelagentur. Jedes Model ist weiter für sich selbst verantwortlich.“ Wie also funktioniert das Konzept?

Über mehrere Wochen werden die Models von Miriam und ihrem Team begleitet und ausgebildet. Es gibt Coachings für die Bereiche Schauspiel, Laufsteg, ein Selbstbewusstseins-Coaching, eine Fotografin, die Workshops anbietet. „Wir haben alle wichtigen Leute aus der Branche mit im Boot, die unsere Models coachen“, erklärt Miriam Rautert. „Unser Motto ist: Jeder kann Model werden. Da stehen wir zu 100 Prozent hinter. Das Klischee ,Du musst einfach dünn sein und ein schönes Gesicht haben’ stimmt nicht mehr. Erstens: Wer definiert denn was schön ist? Und zweitens: Jeder Kunde sucht etwas anderes“, sagt Miriam Rautert.

Bei Germanys Next Topmodel gewann sie nicht – dafür hat sie ein eigenes Unternehmen aufgebaut, um Models auszubilden.
Bei Germanys Next Topmodel gewann sie nicht – dafür hat sie ein eigenes Unternehmen aufgebaut, um Models auszubilden. © Miriam Rautert | Miriam Rautert

Echte Erfolgsgeschichten

Bis heute hat sie mehr als 300 Models ausgebildet – und zu einigen noch immer Kontakt. „Wir kriegen täglich Nachrichten von Models, dass sie von Top-Agenturen unter Vertrag genommen oder für große Kampagnen gebucht wurden“, sagt Rautert. Allerdings wird unter allen Bewerberinnen eine Vorauswahl getroffen. „Nicht in Bezug aufs Aussehen, sondern viel mehr mit Blick auf die richtige Einstellung und Motivation“, sagt das junge Model. Ein klassisches Büro hat das Unternehmen übrigens nicht: „Ich lebe ja zeitweise ganz woanders. Eine meiner Mitarbeiterinnen wohnt in Österreich. Wir können total flexibel von überall aus arbeiten, außer es gibt Workshoptage in Präsenz“, erklärt Miriam Rautert.

Ihr Alltag ist vielfältig und durchgeplant, in ihrem Terminkalender ist alles eingetragen – von Sporteinheiten bis zu jeder Videokonferenz, sie muss immer erreichbar sein. Trotzdem würde sie keine Sekunde überlegen, etwas anderes zu machen. „Ich mache das mit Leidenschaft. Es war immer mein Traum, mein eigenes Unternehmen zu leiten. Parallel finde ich es schön, weiterhin die Flexibilität zu haben, selbst weiter als Model zu arbeiten“, sagt Miriam Rautert.

Sie ist nur für wenige Tage in Hagen für einen Familienbesuch. Dann geht es für sie wieder nach New York.