Haspe. Drei Hagener machen ihren Onlineshop „lovely wild moments“ zur Erfolgsgeschichte und eröffnen einen eigenen Laden in Haspe. Wir haben sie besucht

Das Schaufenster und das Ladenlokal sind bis ins kleinste Detail und liebevoll hergerichtet. Nicht mit Dingen, die man irgendwo von der Stange kaufen kann. Alles, was hier sorgfältig an seinen Platz gestellt wurde, ist in Handarbeit in der eigenen Werkstatt entstanden: kleine Holzboxen, personalisierte Geschenke, an einigen Stellen sind kleine Foto-Sets für Babyshootings aufgebaut.

Die Idee, die ursprünglich bei Jennifer Braun und ihrem Mann Marco im Wohnzimmer entstanden ist, ist eine kleine Hagener Erfolgsgeschichte. Und sie kommt so gut an, dass hier bei „lovely wild moments“ mittlerweile zig Pakete und Briefe täglich das Ladenlokal am Spielbrink verlassen, um durch ganz Deutschland und teilweise bis in die Schweiz zu ihren neuen Besitzern zu reisen. So gut, dass das Ehepaar das leere Ladenlokal nebenan zusätzlich anmieten mussten, weil plötzlich der Platz nicht mehr reichte und ein neues Lager für das Holz gebraucht wurde, aus dem die handgefertigten Artikel hier entstehen.

„Das hätte ich niemals gedacht“, sagt die Hagenerin und lächelt. „Ich bin jeden Tag glücklich, dass wir uns so entschieden haben.“ Entschieden für die Selbstständigkeit – und gewissermaßen einen Sprung ins kalte Wasser.

Alles hat im Laden seinen Platz: Erinnerungsboxen, Uhren, Messlatten und mehr werden hier am Spielbrink handgefertigt.
Alles hat im Laden seinen Platz: Erinnerungsboxen, Uhren, Messlatten und mehr werden hier am Spielbrink handgefertigt. © Alex Talash

Wunsch nach kreativer Selbstverwirklichung

Dabei fängt diese Geschichte eigentlich an mit einer Leidenschaft für Fotografie. „Ich habe schon über viele Jahre lang Hochzeiten begleitet oder Schwangerschaftsshootings gemacht“, sagt Jennifer Braun.

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Ein ausschlaggebender Moment für den Schritt in die Selbstständigkeit, weg vom Bürojob, war dann aber erst die eigene Hochzeit: „Als wir 2019 alles geplant haben, haben wir alles selbst gestaltet – die gesamte Dekoration selbst gebastelt“, sagt die Hagenerin. Ein Jahr lang, jeden Tag. Parallel wuchs immer mehr der Wunsch nach kreativer Selbstverwirklichung – und die Idee, sich mit der Fotografie mit einem Kleingewerbe gemeinsam mit ihrem Mann ein zweites Standbein aufzubauen.

Im Geschäft sind auch kleine Sets für Babyfotoshootings aufgebaut. Auch Textildruck bieten die Hagener an.
Im Geschäft sind auch kleine Sets für Babyfotoshootings aufgebaut. Auch Textildruck bieten die Hagener an. © Alex Talash

Allein aus der Tatsache, dass das Ehepaar und der Bruder von Jennifer Braun, der später dazustieß, jetzt am Spielbrink in ihrem gut 400 Quadratmeter großen Laden stehen, lässt sich schon schließen, dass es dabei nicht geblieben ist. Denn dann kam Corona. Und mit der Pandemie brach das zweite Standbein quasi weg.

Eigener Laden in der Coronazeit

Und dann war da wieder eine dieser Ideen im Wohnzimmer – von einem Onlineshop für personalisierte, handgefertigte Baby- und Dekorationsartikel. Alles fing klein an, „aber dann kamen immer mehr Aufträge rein, bei meiner Schwester zu Hause war irgendwann alles zugestellt mit Holz und man konnte sich kaum noch bewegen“, erinnert sich Eric Salewski und lacht. Logischer, nächster Schritt war also ein eigener Laden. „Und das in der Coronazeit. Am Anfang haben alle nur den Kopf geschüttelt. Natürlich gab es auch Bedenken“, sagt Marco Braun.

Parallel war das Ehepaar auf Haussuche – ohne Erfolg. „Also haben wir uns gedacht: Jetzt gibt es nur alles oder nichts, wir haben das gesamte Ersparte in den Laden gesteckt“, sagt Jennifer Braun. Ein Laden weit außerhalb des Zentrums. Sie leben nicht von Laufkundschaft. „Die Shootings, die nach Corona wieder gut angelaufen sind, finden ja meist (bis auf die Babyshootings) außerhalb statt. Der größte Teil der Verkäufe läuft über den Onlineshop“, erklärt Jennifer Braun das Konzept.

Auch Textildrucker im Laden

Im Laden aber wird getüftelt, gewerkelt, verpackt, verschickt. „Das Holz muss bearbeitet und zurechtgeschnitten werden. Mit einem UV-Drucker bringen wir dann die selbstgestalteten Motive auf die Holzprodukte auf“, erklärt Eric Salewski den Ablauf. Sie gestalten die Motive nach eigenen Ideen selbst am PC – oder auf Anfrage. „Wir haben hier auch einen Textildrucker für T-Shirts, Jutebeutel oder Kissen“, gibt der Hagener Einblicke. Hauptgeschäft sind aber die Holzartikel – Erinnerungskisten, Messlatten, Spardosen, Geburtstags- und Taufgeschenke. „Manchmal kommen mir die Ideen um drei Uhr nachts, dann muss ich mich sofort an den PC setzen“, sagt Jennifer Braun und lacht.

Über 1000 verschiedene Artikel

Mittlerweile werden über 1000 verschiedene personalisierbare Holzartikel angeboten, die erst bei Bestellung individuell angefertigt werden, wodurch eine Überproduktion vermieden wird. Zudem werden durch den Einsatz neuer Maschinen demnächst viele neue Produkte für den Shop entstehen

Streit oder Probleme gebe es bei ihnen, obwohl sie innerhalb der Familie zusammenarbeiten, nicht: „Wir sind ein gutes Team“, betonen alle drei. Und sie sind froh, dass sie den Sprung ins kalte Wasser gewagt haben. „Das war die absolut beste Entscheidung“, sagt Jennifer Braun. Eine kleine Hagener Erfolgsgeschichte.

Mit viel Liebe zum Detail: Alle Motive gestalten die Hagenerin und ihr Bruder am PC selbst.
Mit viel Liebe zum Detail: Alle Motive gestalten die Hagenerin und ihr Bruder am PC selbst. © Alex Talash