Hagen-Mitte. Nach der Hohoffs-Pleite und Corona steht das neue Team vor dem ersten vollen Geschäftsjahr. Es ist ein Neustart im goldenen Käfig – buchstäblich.
Acht Jahre später glänzt der Käfig noch so golden wie am ersten Tag. Die goldenen Streben klettern die historischen Wände des alten Kesselhauses hinauf. „The Golden Cage“ hatten die Erschaffer dieses Edel-Restaurants, das Hagen kulinarischen Metropolen-Charakter verleihen sollte, ihr Werk getauft. Doch zum 1. Mai 2019 trennte sich Hagenpeg – die Beteiligungsgesellschaft, die das Elbershallen-Gelände entwickelt und verwaltet und den Familien Kieft und Kreke gehört – von den Mietern und Betreibern des „Hohoffs 800 Grad“ und stellte die fristlose Kündigung zu. Der Grund waren Mietrückstände im sechsstelligen Bereich. Als danach die „Elbers 800 Grad Grill + Bar GmbH“ aus der Taufe gehoben wurde, zerdrückte die Pandemie alle Bemühungen eines Neustarts. Nun, vier Jahre später, hat er begonnen.
Die vier Herren strahlen große Zuversicht aus. Der Start des Jahres gibt ihnen Rückenwind. Es ist der Start eines Jahres, der als das erste volle Geschäftsjahr von „Elbers 800“ Grad bezeichnet werden kann. Ohne Corona, ohne andere Hemmnisse. Es ist aber auch ein Start, der in gewisser Weise auch gelingen muss. Millionen sind in den Bau dieses Restaurants geflossen, das es so in Deutschland ganz sicher kein zweites Mal gibt. Christian Isenbeck, Geschäftsführer von Hagenpeg und quasi eingesprungener Geschäftsführer des „Elbers 800 Grad“ sagt: „Der Erschaffer dieses Restaurants war ein exzellenter Trendscout, der in dem Kesselhaus Dinge sehen konnte, die so keiner sah. Es ist trotzdem unendlich schwierig, in dieser Art Gastronomie Geld zu verdienen.“ (Lesen Sie auch: So wurde das Edelsteak-Haus „Hohoffs“ in Hagen dicht gemacht)
Bloß kein goldener Käfig
Neben Christian Isenbeck sitzen an diesem Vormittag in der „Grand Central Bar“, die den Terminal des Bahnhofs in Manhattan als Designvorbild hat, Gastronomieleiter Davis Bergforth, Sous-Chef Tim Ewald und Restaurantleiter Oliver Stein. Sie alle nicken kräftig mit den Köpfen, als einer von ihnen sagt: „Es ist ein persönlicher Ehrgeiz, das hier zu erhalten – für das ganze Team.“ Für sie alle, die zuvor teilweise schon Part der ursprünglichen Mannschaft gewesen sind. Das ambitionierte Restaurant soll im wahrsten Sinne eben nicht zum goldenen Käfig werden, sondern mit angepasstem Konzept in die Zukunft geführt werden.
Dass das funktioniert, zeigen bereits die ersten drei Monate des Jahres. Die Besucherkurve zeigt deutlich nach oben. „Es geht weiter darum, entgegen anderer Tendenzen, in Hagen einen wertigen Ort zu schaffen mit gehobenem Ambiente“, sagt Christian Isenbeck. Und Sous-Chef Tim Ewald erklärt: „Wir gehen weg vom stumpfen Steakhouse-Prinzip. Wir bleiben schon beim Fine-Dining. Die Karte ist schmaler geworden.“ Aber es geht, wenn man so will, zwischendurch auch weltlich zu.
Donnerstag ist Burger-Tag
Donnerstags beispielsweise, da ist nun auch Burger-Tag. Für 20 Euro. Angesichts der gehobenen Qualität ein verhältnismäßig schmaler Preis. Die Getränkekarte in der Grand Central Bar ist, sagen wir mal, kundenfreundlicher geworden. Weltliche Getränke wie Bier sind nun ganz normal und auch preislich ist sie viel erschwinglicher geworden. Alle zwei Wochen findet hier am Wochenende nun Live-Musik statt. Im Sommer kann eine nachgerüstete Außenterrasse genutzt werden. „Gastro ohne Außenterrasse, das geht nicht“, sagt Restaurantleiter Oliver Stein.
Die Bar wird mittlerweile auch viel mehr mit gebuchten Veranstaltungen bespielt. Es gibt Tastings und: Als eine der wenigen Stationen in Deutschland kann man im Elbers 800 Grad den „le petit chef erleben“. Erfunden von den Belgiern Antoon Verbeeck und Filip Sterckx. Es handelt sich um eine auf den Tisch projizierte Show. Erzählt wird die Story des dem 58 Millimeter großen Mini-Chefkochs. Seine gezauberten Gerichte bekommen die Gäste dann serviert.
Neue Hierarchien
Die Mannschaft des Elbers 800 Grad hat aber auch sich selbst neu erfunden. Auf dem Papier gibt es Geschäftsführer, Restaurantleiter oder Gastro-Chefs, ja. Sie alle arbeiten aber in viel größerer Freiheit in ihren eigenen Bereichen, wie es Christian Isenbeck beschreibt. „Hier ist ein Team entstanden“, sagt Isenbeck. Oliver Stein geht einen Schritt weiter. Er spricht von einer „Familie.“