Hagen. Sein Auftritt ist beinahe einzigartig. Nicht nur aus musikalischer Sicht. Da kommt Max Raabe mit seinem vor 23 Jahren gegründeten Palast Orchester unangefochten virtuos daher. Am Dienstag begeisterte der Sänger 1300 Gäste in der fast ausverkauften Hagener Stadthalle.

Seine gespielte Arroganz, seine vorgegaukelte Emotionslosigkeit gepaart mit scheel-schelmischem Blick - das hat schon 'was.

1300 Gäste

Die beschwingte Musik, sie zieht jeden Besucher von der ersten Sekunde an in ihren Bann. Diese Klassiker aus den 20er und 30er Jahren, mal unschuldig, mal frech präsentiert, entführen die 1300 Gäste in der fast ausverkauften Stadthalle in die Vorkriegszeit. Und Max Raabe, Ausnahme-Sänger und Orchester-Leiter, zieht alle Register aus dem Bereich „Zwischenmenschliches”.

Der stilvolle Abend beginnt mit der alles entscheidenden Frage „Wie lernt man sich kennen?”. Der 47-jährige, in Lünen geborene Bariton parliert und singt gleichermaßen gestochen scharf, akzentuiert und klar. Fast bewegungslos agiert der schlanke Mann am Mikrofon, nimmt sich vollständig zurück, um dennoch der unangefochtene Frontmann zu sein.

Der Evergreen „Singin' in the Rain” von 1952 wird von ihm und dem zwölfköpfigen Palast Orchester zu Gehör gebracht (Raabe gespielt überheblich: „Jedoch in feiner Tanzorchester-Manier und nicht so ausladend wie die Big-Band-Version mit Gene Kelly”), ferner unbekanntere Kompositionen, die das Publikum nicht minder fesseln und begeistern.

Zwischenmenschliches

Ausgefeilte Arrangements bestimmen den Abend, in dessen Verlauf auch Abschieds- und Trennungslieder das allzu Zwischenmenschliche augenzwinkernd beleuchten.

„Fräulein, darf ich bitten?” - „Meine Dame, wie wär's mit einem kleinen Foxtrott?” - wenn Max Raabe zu säuseln beginnt, lehnen sich die Besucher genüsslich in ihren Stühlen zurück. Und tauchen gern ein in einen „ganz reizenden Abend der Glückseligkeit".

Solo-Auftritte

Augenweide und talentierte Geigerin in einer Person ist das einzige weibliche Orchestermitglied Cecila Crisafulli. Ihr gewährt Raabe (sicherlich nicht ohne Berechnung) einige Solo-Auftritte. Doch auch die übrigen Orchestermusiker bekommen Gelegenheit, ihre musikalische Virtuosität und humoreske Ader unter Beweis zu stellen.

„Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt'” , im Original 1930 von Siegfried Arno, oder „Mein kleiner grüner Kaktus” (Comedian Harmonists, 1934) - Bühnen-Genie Max Raabe versteht es, selbst Hits von einst, die jeder kennt, mit extrem sparsamer Gestik und Mimik vorzutragen.

Beim „Meister des Minimalismus” bekommt die Aussage „Weniger ist oft mehr” eben eine ganz besondere Bedeutung.