Hagen. Das Kurzfilm-Festival „Eat my Shorts“ in Hagen geht 2023 in die zehnte Runde. Ohne Bernhard Steinkühler wäre das nicht denkbar.
Der Fahrstuhl? Kommt für ihn nicht in Frage. Er ist ein Kämpfer. Und so lächelt er, nachdem er die Treppe hinauf in den Besprechungsraum bewältigt hat.
Es ist eine Art Prüfung für Bernhard Steinkühler. Er will sich und dieser Krankheit beweisen, dass er es noch kann. Manchmal zittert seine Hand. Wenn er aufgeregt ist. Das ist er, wenn sein BVB spielt und er vor dem Fernseher sitzt. Aber nicht, wenn er neben einem Hollywood-Star über den roten Teppich schreitet.
Steinkühler, zuletzt Vertriebler bei einem Pharma-Unternehmen und seit zehn Jahren Rentner, ist ein Kämpfer. Er hat gekämpft für ein Projekt, das in den letzten zehn Jahren sein Leben bestimmt hat. Und gegen die Krankheit Parkinson, die immer wieder vergeblich versucht, in seinem Alltag die Überhand zu gewinnen.
Der Stargast aus Hollywood
Bernhard Steinkühler, 72 Jahre alt, dessen Sohn Dustin selbst Film studiert hat und heute eine eigene Produktionsfirma in Dortmund betreibt, hat das Hagener Kurzfilmfestivals „Eat my shorts“ ins Leben gerufen, das 2023 seine zehnte Auflage feiert. Letzter Stargast: Eric Roberts, Bruder von Oscar-Preisträgerin Julia Roberts. Ein Mann, der in diversen Blockbustern mitgespielt hat.
„Einige sagen mir immer: Du musst aufhören. Du bist doch krank“, erzählt Steinkühler und atmet einmal durch, „aber ich bin, wie ich bin. Und ich glaube, ich bin jemand, der schnell einen Draht zu Menschen aufbauen kann.“
Claud-Oliver Rudolph alsStammgast
Auch und besonders zu jenen, die mehr oder weniger prominent sind, die vor der Kamera stehen. Claude-Oliver Rudolf, einst Mitglied der Crew in „Das Boot“, später Bösewicht im James-Bond-Hit „Die Welt ist nicht genug“, ist seit Jahren Stammgast. Meret Becker (Babylon Berlin) war im letzten Jahr erschienen. Auch Kleiderschrank Ralf Möller schritt einst über den roten Teppich in Hagen. Eine imposante Erscheinung – schon rein körperlich.
„Lob ist mein Antrieb“, sagt Bernhard Steinkühler. Lob von den Stars und Sternchen der A-, B- und C-Kategorie. Lob von den Sponsoren, die für einen finanziellen Rahmen sorgen und das Festival letztlich tragen. Aber vor allem Lob von den Besuchern, die die Möglichkeit haben, auf der After-Show-Party am Buffet einem Eric Roberts zu begegnen. „Wenn die Menschen zufrieden nach Hause gehen, dann bin ich es auch.“ 620 waren es im letzten Jahr, die ein Ticket für das Event in der Stadthalle Hagen gebucht hatten.
Mehr als 350 eingereichte Kurzfilme
Und dann sind da ja noch die Nachwuchsfilmer, die ihre Beiträge einreichen und denen Steinkühler mit dem Festival eine filmische Bühne eröffnet. „Im letzten Jahr hatten wir mehr als 350 eingereichte Beiträge“, sagt Steinkühler, „wir haben vier Wochen vorher angefangen, die Kurzfilme zu sichten.“ Ohne die Unterstützung seines Sohnes Dustin und von dessen Team wäre das nicht zu schaffen.
Budget von mehr als 100.000 Euro
Der Erfolg des Festivals, dessen Keimzelle im Kulturzentrum Pelmke liegt, in dessen Kino sein Sohn einst seine Diplomarbeit präsentierte, ist eng mit Steinkühler verknüpft. Er ist der Typ, der begeistern kann und der sich durch Hartnäckigkeit auszeichnet. Wenn ihn ein möglicher Sponsor durch die Hintertür hinauswirft, so kann er sicher sein, dass Steinkühler im nächsten Moment die Klinke der Eingangstür wieder in der Hand hat.
Bei mehr als 100.000 Euro hat das Budget für das Festival zuletzt gelegen. Eine Summe, die Rentner Steinkühler aufgebracht hat. „Wenn ich manchmal sehe, wen und was die Filmstiftung NRW so unterstützt, da kann ich nur mit dem Kopf schütteln“, sagt Bernhard Steinkühler, „wir haben für unser Festival noch keinen Cent an öffentlichen Geldern gesehen.“
Für ein Festival, das auch auf eine manchmal gebeutelte Stadt wie Hagen strahlt. Wenn sich Prominente ins Goldene Buch der Stadt eintragen und wenn die Bilder vom roten Teppich von den TV-Sendern in der ganzen Republik verbreitet werden.
Bernhard Steinkühler ist dann mittendrin. Seine Hand zittert nicht vor Aufregung. Er genießt diese Momente. Sie sind Antrieb für die zehnte Auflage – am 3. und 4. November in Hagen.