Hagen. Im September sollte auf dem Campus der Fernuni Hagen ein Café für jedermann eingeweiht werden. Geschehen ist bislang nichts. Die Hintergründe:
Es gibt wohl kaum eine Branche, in der sich Lieferschwierigkeiten und Fachkräftemangel nicht bemerkbar machen. Auch jene, die eine Idee realisieren möchten oder etwas Neues planen, können davon ein trauriges Lied singen.
Ausgebremst
Die Fernuniversität wird vom allgemeinen Ausbremsen ebenfalls nicht verschont. So sollte sich in puncto Gastronomie laut Planung bereits im letzten September auf dem Campus etwas tun.
Worauf ich anspiele? Im Zuge unserer Berichterstattung über die neuen Betreiber der Fernuni-Kantine – die sympathischen Schwestern Laura (25) und Alina (22) Dickhut haben die Kantine im vergangenen Frühjahr übernommen – kamen wir auch auf Zukunftsmusik zu sprechen. Und da hieß es im Mai, dass die Schwestern etwa vier Monate später (also im September) ein Ass aus dem Ärmel ziehen wollten. Heißt: Das Duo plante, im Nebengebäude der Kantine ein Café mit Terrasse zu eröffnen. Es werde, so die jungen Frauen damals, anders als die Mensa auch nachmittags und samstags für jedermann geöffnet haben.
Arbeiten sind in der Endphase
Nun ja – jetzt ist bald Mitte März, und nichts ist geschehen. „Doch“, versichert Fernuni-Sprecherin Carolin Annemüller, „die Arbeiten für das Campus-Café sind in der Endphase. Im März wird die Kücheneinrichtung installiert, im April folgt noch der Brandschutzvorhang.“ Und dann? „Nach jetzigem Stand soll im Mai Eröffnung gefeiert werden“, so Annemüller.
Ich finde, das klingt immerhin besser als „Das Projekt wurde aus Kostengründen vorerst auf Eis gelegt“. Und der Wonnemonat Mai eignet sich für die Eröffnung eines Gastrobetriebes mit Außenbereich eigentlich auch viel besser. Also ist im Grunde alles gut.
Rückblick – ein Besuch der Mensa im vergangenen Mai
Von wegen miefiger Geruch nach Essen, das stundenlang warm gehalten wird. Von wegen klinisch-kalt wirkende Kantinenbeleuchtung. Von wegen orangefarbene Plastikbestuhlung – die Mensa der Fernuniversität Hagen präsentiert sich gänzlich anders. Aber nicht nur äußerlich sind die alten Zöpfe schon seit längerem abgeschnitten – seit kurzem führt dort ein junges Frauen-Duo Regie, das auch Neues auf den Speiseplan bringt.
Laura (25) und Alina (22) Dickhut heißen die Schwestern, die aus der Mensa eine angesagte Stätte auch für externe Gäste machen möchten und die auch für private Feiern Catering im großen Stil anbieten.
Spaß an der Arbeit der Eltern gefunden
Dickhut? Richtig, die Familie Dickhut ist in puncto Gastronomie-/ Kantinenbetrieb in Hagen nicht unbekannt. Die Eltern der Schwestern leiten die Polizeikantine und die Gastronomie im Westfalenbad.
„Seit 25 Jahren betreiben wir die Polizeikantine, dort sind Rentner unsere treuesten Kunden“, lächelt Mutter Katja Dickhut. Während sich ihr Mann Andreas hauptsächlich um die Kantine auf der Hoheleye kümmert, wirbelt sie seit zwölf Jahren im Gastrobereich des Westfalenbades.
Dass „die Mädels“ in ihre Fußstapfen treten, freut die Eltern immens.
Und was sagen die jungen Frauen selbst? „Wir waren beide vorher im Gesundheitswesen tätig, haben uns dann weitergebildet, in die Betriebe unserer Eltern reingeschnuppert, Spaß an der Arbeit gewonnen und führen nun als Schwestern-Duo die Fernuni-Mensa.
Ein Blick zurück: Früher wurde die Mensa der Hochschule vom Studierendenwerk Dortmund betrieben, Corona bremste den Betrieb dann aus, Ende 2021 war komplett Schluss. Ab Anfang 2022 versorgte dann die Familie Dickhut die Fernuni-Beschäftigten mit 50 bis 60 Essen pro Tag.
Sieben Mitarbeiter
Aber jetzt - nach der Pandemie - soll der Betrieb wieder richtig in Schwung kommen. Die neuen Pächter, pardon, Pächterinnen, sind mit einem jungen Team an den Start gegangen, „wir haben sieben Mitarbeiter und greifen auch gern Ideen, die von ihnen stammen, auf.
Wie die Vorschläge von Koch Tim Kuhnhenn, den die beiden Frauen als „Chef in der Küche“ überaus schätzen.
Bowls, Wraps und Pommes-Currywurst
Der Essensbereich präsentiert sich weitläufig und hell, links finden die Mensa-Gäste eine Frische-Theke mit deftigen und süßen Bowls (Schüsselgerichte) sowie Wraps. Gegenüber steht eine Salatbar, vor Kopf sind die warmen Speisen zu finden. „Unsere vegetarischen und veganen Gerichte laufen wirklich gut“, freuen sich Laura und Alina Dickhut, fügen allerdings lächelnd an: „Pommes-Currywurst oder jetzt im Frühjahr Schnitzel und Spargel mit Sauce Hollandaise gehen aber auch gut weg“.
Pro Mittag werden an die 250 Essen ausgegeben, etwa ein Drittel der Gäste sind externe Besucher. „Etliche Nachbarn aus dem Fleyer - und Hochschulviertel kommen hierher, darüber freuen wir uns natürlich“, unterstreicht Mutter Katja Dickhut – und fügt an: „Und auf unseren bestuhlten Außenbereich mit schöner Aussicht ins Grüne sind wir besonders stolz.“
Zweiter Schwung kommt um 12 Uhr
Um 6 Uhr in der Früh treten die Köche ihren Dienst an, ab 6.30 Uhr hat die Mensa geöffnet, „um 8 Uhr geht’s dann bei uns mit Frühstück richtig los. Und der zweite Schwung kommt um 12 Uhr“, sagt Laura Dickhut.
Was die beiden jungen Frauen ausbauen möchten? „Wir bieten ab sofort nicht nur Catering für zum Beispiel Schulungs- oder Seminarteilnehmer hier vor Ort an, sondern auch sieben Tage die Woche Party-Catering für kleinere und größere Gruppen.“
Weitere Infos:
Die Fernuni-Mensa hat von montags bis freitags von 6.30 Uhr bis 14.30 Uhr geöffnet.
Morgens gibt es ein reichhaltiges Frühstücksangebot, das sehr gut angenommen wird. Von belegten Brötchen über frisch gebratene Spiegeleier bis hin zu Müsli wird alles frisch zubereitet.
Das Angebot an Schlemmer-Pfannkuchen variiert wöchentlich. Besonders beliebt sind Pfannkuchen mit frischen Erdbeeren und Vanillesoße.
Knapp 1900 Menschen sind deutschlandweit an der Fernuni Hagen beschäftigt, davon 1400 vor Ort in Hagen.