Bei der Gestaltung des Seeparks sollte der Blick nicht bloß aufs Ufer, sondern auch aufs Wasser gerichtet werden, meint Kommentator Martin Weiske
Der Meinungsspagat zur Gestaltung des Seeparks wirkt gewaltig: Während die einen beklagen, dass neben der Zip-Line-Idee über den See hinweg parallel nicht auch noch eine Wasserski-Anlage auf dem Ruhrgewässer realisiert wird, verstummen ebenso nicht jene hartnäckigen Ewigkeitsbewahrer, die es am liebsten sehen würden, dass entlang des Ufers alles beim Alten bleibt. Letzteres ist definitiv keine Option. Die Tage des 60er-Jahre-Flairs sind endgültig gezählt.
Jetzt gilt es, eine intelligente Balance zwischen „Wünsch Dir was!“, „Muss das wirklich sein?“ und „Was können wir uns letztlich leisten?“ zu finden. Hier bietet der anlaufende Kreativ-Wettbewerb der Landschaftsarchitekten die ideale Chance, einen klugen und ansprechenden Kompromiss zu finden.
Eines machte die Bürgerinformationsveranstaltung im Ratssaal allerdings deutlich: Die Gestaltung eines Freizeitreviers entlang des Gewässers kann kaum ohne einen perspektivischen Blick auf den See geführt werden. Die Menschen betrachten den Hengsteysee nicht bloß als schnödes Funktionsnass, dass zur Speisung des Pumpspeicherbeckens und Sedimentablagerungshalde von Ruhr und Lenne dient. Die Bürger betrachten den See ebenso als Freizeitsportfläche, auf der ähnliche Aktivitäten wie beispielsweise am Kemnader oder Baldeneysee möglich sind.
Eine Wassertiefe, die gerade einmal dazu ausreicht, dass die Enten beim Landen sich nicht die Bäuche aufschlitzen, wird als schlechter Scherz empfunden. Die gern vom Ruhrverband bemühte, rein wasserwirtschaftliche Nutzung des Sees wird von den Bürgern nicht bloß bestritten, sondern findet vor allem keine Akzeptanz. Der Hengsteysee ist kein Elodea-bewuchertes Schreitnass, sondern ein idyllisch gelegenes Gewässer mit reichlich touristischem Potenzial neben, aber vor allem auch auf dem Wasser. Dies im Rahmen des IGA’27-Projektes nicht gleich mitzudenken und mitzugestalten wäre eine Sünde.
Hagen darf hier nicht wieder einmal viel zu kurz springen. Vielmehr gilt es, auf allen Ebenen Verbündete zu finden, um gemeinsam mit dem Ruhrverband eine zeitgemäße Entwicklung des Ruhrstausees voranzubringen. Seit Jahrzehnten überlieferte Beschränkungen als Ultima Ratio zu akzeptieren, geht an den Interessen der Menschen vorbei.