Hagen. „Im Handwerk werden wir oft vergessen“, sagt Benjamin Häckel von der Gebäudereinigung. Zwei junge Mitarbeiter erzählen von ihrer Arbeit:

Ivonne Brohs (21) und Massoud Hassan (32) sind gerade auf dem Weg zu einem Einsatz in Vorhalle. Bei einer Firma müssen die Fenster gereinigt werden. Die Sonne scheint. „Perfektes Wetter heute, man ist viel draußen. Vorher habe ich in Frankfurt und Köln mit Gondeln an Hochhäusern die Fenster geputzt – ich bin mittlerweile seit gut zehn Jahren im Job, seit drei Jahren hier in Hagen“, sagt Massoud Hassan. Gearbeitet wird in Zweier-Teams – aktuell begleitet Massoud Ivonne Brohs, die eine Ausbildung bei der Gebäudereinigung Häckel absolviert und sich im ersten Lehrjahr befindet. „Die Wenigsten wissen, dass man eine Ausbildung als Gebäudereinigerin machen kann“, sagt die 21-Jährige und schmunzelt. „Neben mir sind insgesamt sechs Frauen in meiner Stufe – und es gibt vier Klassen mit je 20 Personen.“ Sie zuckt mit den Schultern. Sie hat kein Problem damit, als Frau in einer eher männlich dominierten Branche zu arbeiten. Sie hält ohnehin nichts von Klischees. „Solange es Spaß macht – und das macht es.“

Gebäudereiniger Massoud Hassan. Mit einem Greifarm lassen sich die Fenster gut im Stehen reinigen.
Gebäudereiniger Massoud Hassan. Mit einem Greifarm lassen sich die Fenster gut im Stehen reinigen. © WP | Michael Kleinrensing

Mit einem Greifarm, rund 20 Meter lang, reinigt Massoud Hassan von außen die Fenster. Ivonne Brohs ist im Firmengebäude unterwegs. So arbeiten sie sich als Team Meter für Meter am Gebäude entlang. „Wir sind viel unterwegs, der Job wird nicht langweilig. Mit dem Greifarm geht es zwar in die Arme, aber es ist nicht mehr so schwer wie früher, wo man noch Kanister mit rumschleppen musste“, gibt Massoud Hassan Einblicke und lacht. „Teilweise müssen die Arbeiten noch mit einem Steiger erledigt werden, aber das ist natürlich nicht vergleichbar mit den Hochhäusern in Frankfurt.“

Der Job hat ein Imageproblem

Gearbeitet wird immer im Zweier-Team. Ivonne lernt von Massoud. Sie hatte damals hier einen Minijob und dann irgendwann von Benjamin Häckel eine Ausbildung angeboten bekommen, „dann habe ich es einfach gemacht – und ich bereue es nicht“, sagt Ivonne Brohs. Die Ausbildung dauert - wie üblich - drei Jahre. „Man lernt viele Bereiche kennen, hat auch überbetriebliche schulische Ausbildung an einer Schule in Dortmund, der FHBK. Man muss auch Tests bestehen“, gibt die 21-Jährige Einblicke. Es geht um Chemikalien, Arbeitssicherheit, wichtiges Fachwissen.

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Ja, der Job hat ein Imageproblem, steht bei vielen auf der Wunschliste nicht ganz oben. „Da braucht man auch nicht groß drumrumreden“, sagt Benjamin Häckel. „Wenn man über das Handwerk spricht, denkt man oft an Tischler, Dachdecker… fast nie an eine Gebäudereinigung. Dazu gehört aber so viel mehr als ein paar Büros zu putzen. Der Job ist vielseitig und macht Spaß“, sagt Benjamin Häckel. Er leitet den Familienbetrieb in Delstern in zweiter Generation, hat die Firma, die 1988 gegründet wurde, 2011 übernommen.

Gebäudereinigung Häckel – Inhaber Benjamin Häckel im Innenlager.
Gebäudereinigung Häckel – Inhaber Benjamin Häckel im Innenlager. © WP | Michael Kleinrensing

Plötzlich wieder gefragter denn je

Erst beim Hochwasser war der Betrieb an der Delsterner Straße „komplett abgesoffen, alles stand 2,40 Meter hoch unter Wasser. Wir sind hier erst seit Februar 2022 – Dank des Einsatzes des Vermieters ging es relativ schnell – wieder am Start“, so Häckel. Es gibt Büros, eine Waschküche, Außen- und Innenlager für Streusalz oder beispielsweise Maschinen. „Unser Hauptthema ist natürlich die Gebäudereinigung – aber wir kümmern uns auch um Sonderreinigungen (z.B. Taubenkot), Graffiti-Entfernung, Schädlingsbekämpfung, Desinfektion, Hochdruckreinigung, Solar- und Photovoltaik-, oder Fassadenreinigung“, sagt der Chef.

Die Corona-Zeit sei anfangs schwierig gewesen, „aber unsre Branche hat auch profitiert und stand plötzlich im Fokus. Es gab viele Desinfektions-Aufträge. Wir haben die Schulen mit am Laufen gehalten. Unser Job war plötzlich so wichtig wie lange nicht mehr“, so Häckel. Er hat seinen Betrieb in den letzten Jahren übrigens auch deutlich digitaler aufgestellt, also ganz ohne Papierkram. „Wir haben lange gesucht, aber nichts passendes gefunden. Das Hochwasser hatte einmal mehr vor Augen geführt, dass man wichtige Dokumente besser digital haben sollte“, so Häckel. Mittlerweile arbeiten alle Kollegen mit der Meisterwerk-App für das Handwerk, „sie zeigt alle Aufträge digital an, man kann Fotos hochladen, Anmerkungen hinzufügen und bekommt sogar direkt eine Navigation zum Einsatzort (siehe Box).“

Wissenswertes über die Gebäudereinigungsfirma Häckel.
Wissenswertes über die Gebäudereinigungsfirma Häckel. © Manuela Nossutta

Der Auftrag in Vorhalle ist erledigt. Für Ivonne Brohs und Massoud Hassan geht es weiter. Nächster Auftrag – in Wehringhausen. Heute ist viel zu tun. „Aber“, sagt Hassan Massoud, „ich bin eh nicht der Typ, der den ganzen Tag irgendwo rumsitzen kann. So wird es wenigstens nicht langweilig.“