Es ist nicht nur der Unternehmerrat in Hagen, der permanent Druck macht – auch die SIHK wird nicht müde, Gewerbeflächenentwicklung anzumahnen.

Wenn SIHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Geruschkat über das Thema Gewerbegebiete spricht, erinnert er irgendwie an den erbarmungswürdigen Bill Murray in dem legendären Filmklassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (1993): Der Hauptdarsteller steckt in diesem Kinokultstreifen in einer Zeitschleife fest und durchlebt stetig die gleichen Alltagsunbilden. Die Appelle des Kammer-Wirtschaftslobbyisten, sich in Hagen endlich mit der gebotenen Seriosität und entsprechender Fokussierung der Flächenentwicklung für expansions- und ansiedlungswillige Betriebe anzunehmen und in Form von Bebauungsplänen alle erforderlichen Hausaufgaben zu erledigen, könnten genauso gut von den Sprechzetteln seiner Amtsvorgänger aus der Ära des Murmeltier-Kinostarts stammen. Denn auch Runar Enwaldt und Hans-Peter Rapp-Frick sahen es stets als ihre vornehmste Aufgabe an, den Planern im Rathaus ins Stammbuch zu schreiben, mit einer intelligenten Flächenvorratspolitik der Wirtschaft den Weg in Richtung einer prosperierenden Entwicklung zu ebnen und zugleich wertige Arbeitsplätze zu sichern oder gar weitere zu ermöglichen.

Dabei lässt es die SIHK aktuell auch nicht als Ausrede gelten, dass die Fertigstellung des Regionalplans schon viel zu lange in den Verfahrens- und Verwaltungswirren des RVR feststecke. Parallel dazu müsse nämlich die Kommune ihre lokalen Hausaufgaben erledigen, um bei der absehbar finalen Verabschiedung des Regionalplans bereits entscheidungsreife Bebauungspläne der Politik vorlegen und weitere Potenzialflächen für weitere Regionalplanrunden vorschlagen zu können. Hier sind die Nachfolge-Organisationen der Hagen-Agentur – allen voran Hagen-Areal – ebenso aufgefordert, ihre in den letzten Jahren dominierenden Strukturdebatten und personellen Weichenstellungen abzuschließen und sich wieder dem eigentlichen Kerngeschäft zu widmen.

Neue Ansiedlungszonen identifizieren

Dazu gehört ebenfalls eine gesamtgesellschaftliche Diskussion darüber, ob vor dem Hintergrund der jüngsten Hochwassererfahrungen in Hagen doch noch einmal Hanglagen oder gar Waldflächen identifiziert werden müssten, die sich für Gewerbe- und Industrieflächen eignen. Niemand kann angesichts des fortschreitenden Klimawandels die Augen vor dem Irrweg verschließen, in althergebrachter Tradition in einer Vier-Flüsse-Stadt, Betriebe weiterhin entlang der Wasserläufe entwickeln zu wollen. Zumal ja zeitgleich schon die Debatten laufen, ob hier – Stichwort: Schwammstadt – nicht vielmehr Retentionsflächen für die nächste Überflutung entstehen müssten.

Darüber hinaus, so die Erwartung der Kammer, müsse die künftige Flächennutzung in der Stadt bei der propagierten Mobilitätswende gleich mitgedacht werden. Das gelte für die angedachten Schnellverkehrsachsen – egal ob als Bus oder Schienenfahrzeug – ebenso wie für P&R-Parkplätze an denen die 40.000 täglich Hagen ansteuernden Pendler eine schnelle ÖPNV-Verbindung zu ihrem Ziel in der Stadt finden. Zwar nützt ein verbessertes Busnetz mit verdichteter Taktung unbestritten den Bürgern der eigenen Stadt. Aber eine Kommune mit oberzentralem Anspruch muss ebenso den externen Zustrom im Blick haben, wenn Verkehre neu kanalisiert werden sollen.

Drohnen-Flughafen auf „Ebene 2“

Zugleich erinnert die SIHK daran, bei jedem Straßenbauprojekt die baulichen Voraussetzungen für das autonome Fahren gleich mit zu schaffen, um in wenigen Jahren bereits präpariert zu sein und nicht erneut flächendeckend in den Tiefbau einsteigen zu müssen. Weiterer Denkanstoß: Macht es wirklich Sinn, die „Ebene 2“ – quasi als ein Greenwashing-Verzweiflungsakt – in eine Grün-Oase verwandeln zu wollen, oder muss man einen solch exponierten Standort nicht als Drohnen-Flughafen denken, der schon in den 2030er-Jahren Teile der Logistik-Verkehre ablöst?

Es gibt offenkundig über die solitäre Gewerbeflächenproblematik hinaus noch reichlich verwandte Themen, die mitdiskutiert werden müssten. Hagen kümmert sich ja gerade um das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) „HAGENplant 2035“ und steckt parallel in dem Strategieprozess „#HAGEN.Horizonte2035“. Hier müssten diese Aspekte natürlich ganzheitlich mitgedacht werden – und zwar nicht erst im Jahr 2035.

Ansonsten wird Ralf Geruschkat schon viel frühzeitiger wieder den Bill Murray geben müssen – siehe oben.