Breckerfeld. Der EN-Kreis steht touristisch noch im Schatten des Ruhrgebietes und Sauerlandes. Das soll sich ändern. Was bedeutet das Konzept für Breckerfeld?
„Die Region steht touristisch noch im Schatten des städtischen Ruhrgebietes und den naturgeprägten Höhen von Bergischem Land und Sauerland mit ihren Naturparks, profitiert jedoch gleichzeitig von der vorteilhaften Lage und Scharnierfunktion zwischen diesen Regionen und daraus entstehender Nachfrage.“ - Auszug aus dem Tourismuskonzept für den EN-Kreis
Es soll also ein Tourismuskonzept geben. Für den gesamten Kreis. Und damit auch die kreisangehörigen Städte – wie Breckerfeld. Die Region soll bekannter werden. Attraktiver für Touristen – denn bis jetzt sind es vorwiegend Geschäftsreisende/Tagesgäste. Und die Akteure wollen sich besser vernetzen und austauschen. Aber was steht drin in diesem Konzept? Und was heißt das eigentlich für Breckerfeld? Wir haben nachgefragt.
Zunächst aber die Erklärung, wie das Konzept überhaupt Zustande gekommen ist: So fanden unter anderem zehn Expertenrunden, Akteursbefragungen und Bevölkerungsbefragungen statt. „Wir waren mit dem Stadtmarketing aber auch städtischerseits eng in den Prozess eingebunden“, betont Bürgermeister André Dahlhaus. Es geht um Mobilität, Naherholung, Aktivitäten, Kultur und Gastronomie.
Kaum interessanten Einzelhandel
Was also steht zu der Hansestadt drin, in der zumindest die Bürgerinnen und Bürger besonders gerne leben – wie zuletzt der große WP-Heimatcheck ergab, bei dem die Breckerfelder ihrer Stadt Noten für verschiedene Bereiche gaben und die Hansestadt als Gewinner der Umfrage in Südwestfalen hervorging.
1. Der höchste Berg des Ruhrgebietes, der Wengeberg mit 441 Metern über NN, findet sich in Breckerfeld.
2. Nicht alle Städte sind an das Schienenverkehrsnetz angebunden, Breckerfeld und Sprockhövel verfügen über keinen DB Regionalbahnhof. Ein Anschluss an das Fernverkehrsnetz besteht erst in der benachbarten Stadt Hagen.
3. Im Süden können Standorte, die die frühe Industrie und Handwerke thematisieren (z. B. Museum Breckerfeld, Krenzer Hammer, Haus Martfeld), entdeckt werden. Diese Angebote sind jedoch eher kleinteilig und haben kaum überregionale Strahlkraft und Bekanntheit. (Anm. der Redaktion: Gleichwohl werden die kulturellen Angebote im Konzept, auch Breckerfeld, als Stärke gewertet – als „versteckte Schätze“).
4. Auf der anderen Seite weisen einige Städte (z. B. Ennepetal, Breckerfeld, Wetter, teilweise Sprockhövel) nur eine geringe Erlebnis- und Aufenthaltsqualität/-möglichkeiten in ihren Innenstädten und kaum (profilbildenden) und touristisch interessanten Einzelhandel auf. Generell gibt es wenig Ausgehmöglichkeiten.
5. Eine besondere Anziehungskraft und Beliebtheit aber auch weiteres Entwicklungspotenzial haben die regionalen Erzeugerinnen und Erzeuger und Direktvermarktende, die ihre Produkte an verschiedenen Standorten im Kreis anbieten (z. B. Hofläden Sprockhövel, Lokalladen Breckerfeld, Ladenlokal Kaffeerösterei).
6. Die sechs Kommunen Ennepetal, Sprockhövel, Breckerfeld, Gevelsberg (Asbeck, Silschede), Wetter (Ruhr) (Esborn) und Schwelm (Linderhausen) bildeten bislang die Vital.NRW-Region Ennepe.Zukunft.Ruhr, die ab 2023 Leader-Region wird.
7. Als Stärke ausgewiesen werden Freizeit-Areale wie die Glörtalsperre. Gleichermaßen wird bemängelt, dass sie im Sommer oft überlastet ist (Anm. d. Red: Dieses Jahr soll die Zufahrt saniert werden).
Keine konkreten Maßnahmen
Diese Ergebnisse decken sich nicht in jeder Hinsicht mit dem, was viele Breckerfelder über ihre Stadt denken. So bekam Breckerfeld beim Heimatcheck zwar die schlechteste Note im Bereich „ÖPNV-Angebot“, erreichte aber immerhin noch eine 3,44. Für das Freizeitangebot hingegen und den Einzelhandel gab es die Noten 2,38 und 2,08. Ergebnis damals: zufriedenstellend.
Mittlerweile hat sich etwas verändert. Durch die Schließung von beispielsweise Café Pfingsten und der Metzgerei im Ortskern sind wichtige Nahversorger weggebrochen. Gleichwohl sind durch die Neueröffnung des Lokalladens wieder neue entstanden. „In Gesprächen mit Bürgern fällt auf, dass immer wieder die fehlenden Ausgehmöglichkeiten bemängelt werden“, blickt Bürgermeister André Dahlhaus auf seine Erfahrung. Allerdings ist das ein Teil, den die Stadt selbst kaum beeinflussen kann – „außer durch flankierende Aktionen wie die Museumsnacht oder durch das Stadtmarketing“, so Dahlhaus. „Dabei ist auch die Frage: Was muss zuerst kommen – mehr Besucher, oder neue Restaurants/Kneipen?“.
Mit Blick auf die Maßnahmen, die aus dem Konzept hervorgehen, betont er: „Es ist schön und sinnvoll, dass die Städte hier an einem Strang ziehen. Bei den Maßnahmen findet sich jetzt noch nichts Konkretes, bei Projekten haben wir sie aber sicherlich im Hinterkopf – oder sind zum Teil auch schon dabei, etwas davon umzusetzen“, so der Bürgermeister.
Das gilt zum Beispiel mit Blick auf das Radfahren. Im Konzept ist der Ausbau des Radwegenetzes beispielsweise mit höchster Priorität versehen. „Richtung Ennepetal gibt es aus Breckerfeld ja schon lange eine Radwege-Anbindung. Parallel sind wir dabei, die Anbindung in Breckerfeld zu verbessern – beispielsweise über die Planung zum Radweg von Delle bis Zurstraße oder den Radweg für Branten (wo es derzeit für Verzögerungen kommt).
Wanderwege und Mobilitätskonzepte
Als weitere Maßnahmen mit hoher Priorität benennt das Konzept beispielsweise: Qualitätsoffensive Wandern (u.a. profil- und zielgruppengerechte Optimierung), ein nachhaltiges Touristisches Mobilitätskonzept (E-Mobilität, Camping, ÖPNV), die Weiterentwicklung regional und überregional bekannter Ausflugsgastronomie-Angebote, in der Gastronomie Leerstand und Nutzung für mögliche Investoren prüfen sowie Ansiedelungskonzepte entwickeln, Betriebe nachhaltig sichern und Bedarf an Coaching-Themen abfragen oder eine Digital-Offensive für den Kreis mit Themenkampagnen.
„Obwohl es jetzt keine konkreten Maßnahmen für Breckerfeld abzuleiten sind, ist es sinnvoll, mit den anderen Städten im Austausch zu bleiben“, so Dahlhaus. „Bislang ist unsere Region noch keine Region, in der man 14 Tage lang Urlaub macht, wir leben eher vom Tagestourismus oder Geschäftsreisen. Aber es ist spannend zu sehen, wie sich so etwas durch gezieltes Zusammenarbeiten vielleicht ändern kann.“