Wer entscheidet eigentlich über den Seepark? Martin Weiske wundert sich, dass weder Frauen, Migranten noch Jugendliche eine Stimme erhalten.

Ist es wirklich bloß eine politische Petitesse, wenn Hagen sich für einen stattlichen Millionenbetrag ein gesamtstädtisches Freizeitrevier leisten möchte und am Ende nahezu ausschließlich die in diesen Tagen vielzitierten „alten weißen Männer“ die Köpfe zusammenstecken und über den diversen Vorschlägen ihre bereits leicht angerunzelten Daumen heben oder senken? Ich denke, eine solch eindimensionale Betrachtung passt schlichtweg nicht mehr in diese Zeit, sondern stammt eher aus einer Gepflogenheitsära, als das Fernsehen noch schwarz-weiß sendete und es beim „Internationalen Frühschoppen“ noch zum guten Ton gehörte, bereits am Sonntagmorgen auf dem Bildschirm zu rauchen.

Natürlich darf es an ausreichender Profi-Expertise in einer Jury nicht fehlen. Aber dass ansonsten keine Frau mit am Tisch sitzt, der Nachwuchs kein Stimmrecht erhält und auch die Migranten sich maximal ohne eigenes Votum einmischen dürfen, stimmt schon nachdenklich. Qualifiziert beispielsweise einen Bezirksbürgermeister im Rentneralter allein die Tatsache, dass er Lebenserfahrung mitbringt und von seinem Zuständigkeitsterrain aus das Seewasser erblicken kann? Warum schicken die Fraktionen ausschließlich ihre rein maskuline erste Reihe? Welche Bedürfnisse bzw. Umsetzungswünsche für ein solches Erlebnisareal darf die immer größer werdende Gruppe der Migranten an welcher Stelle formulieren?

Die Antworten und Reflexe liegen auf der Hand: Natürlich werden Politik und Verwaltung auf bisherige Teilnahmechancen verweisen, vielleicht sich sogar ganz zart zu Versäumnissen bekennen und artig signalisieren, künftig besser werden zu wollen. Ob das in der Realität tatsächlich gelingt, muss sicherlich von den einzelnen ausgeklammerten gesellschaftlichen Gruppen kritisch beäugt werden. Für das Seepark-Projekt dürfte hier angesichts des Zeitdrucks der Zug mal wieder abgefahren sein. Damit wird zugleich die Chance vertan, durch repräsentative Mitbestimmung die Bürgerschaft näher an die Seepark-Ideen heranzurücken und die Identität mit dem Projekt zu erhöhen.